Wenn ich in die Suchfunktion des Blogs das Stichwort Ängste eingebe, sehe ich
, dass ich immer wieder mich mit dem Thema beschäftigt habe. Nicht weil ich
Lebensängste hätte, sondern weil ich in meiner Umgebung immer wieder Ängste beobachte. Jetzt treten
wir in eine neue Krise ein und viele von uns fragen sich wieder, was wird die
Zukunft für unser Leben bringen. Und wieder sind Ängste zu spüren, können wir
unseren Wohlstand aufrechterhalten? Wie wird sich der Krieg auf unser Leben
auswirken? Wie auf unsere Kinder? Immer geht es um die Zukunft. Es nützt auch nichts, wenn wir uns sagen,
Zukunft – was ist das – hat schon jemand Zukunft erlebt? Zukunft ist doch nur ein Gedankenkonstrukt, Zukunft gibt es nicht, es gibt nur Gegenwart.
Am Ende sind Ängste nur Ängste vor dem Tod,
Ängste vor der Ungewissheit, vor dem
Unbekannten, das vor uns liegt. In der
Geschichte der Menschheit haben sich immer die Mächtigen der Ängste bemächtigt,
die Kirche hat ihre Macht in der Angst vor dem Fegefeuer begründet, die
Herrscher ihren Untertanen die Abwehr von Angriffen von Aussen versprochen, und die
Gegner ihrer Herrschaft mit Gefangenschaft
und noch Schlimmeren bedroht. Angst ist schon immer ein schlechter Ratgeber
gewesen. Vor allem wenn wir unsere Kinder erziehen. Eltern, die selber von Ängsten
geplagt werden, geben ihre Ängste an ihre Kinder weiter. Angst vor Versagen,
Angst vor Krankheit, Angst vor der Zukunft, Angst vor Verlust. Wenn wir aber das Glück haben, Eltern zu haben, die voller Mut in ihr Leben
gehen, die das Leben so annehmen, wie es sich ihnen zeigt, die Fülle und den ewigen Wandel als den
Reichtum des Lebens begreifen, dann hat
uns das Schicksal mit der Kraft
ausgestattet, die wir brauchen, um durch
das Leben zu gehen. Und auch der Tod
schreckt uns nicht, er ist Teil dieses Lebens. Ängste schränken unser Leben ein, verengen es, wie das Wort angustia lt. sagt. Mut, Zuversicht und Vertrauen sind die Eigenschaften,
die wir brauchen, um ein erfolgreiches Leben zu führen.
Dienstag, 29. März 2022
Ängste vor der Zukunft
Freitag, 25. März 2022
Wer bist Du?
Wie oft habe ich mir diese Frage schon gestellt. Und immer
sind mir neue Antworten eingefallen. Und
heute stelle ich diese Frage
einem kleinen Menschen, der in unser Leben eingetreten ist. Und gleich
stellen sich mir weitere Fragen: Woher kommst Du und wohin gehst Du? - Du
antwortest mir: Ich solle die
Antworten doch in mir selbst finden - eine kluge Antwort. Und obwohl ich viele Jahre meines Lebens über
diese Frage nachgedacht und auch immer neue Antworten gefunden habe, kann
ich diese Frage nur in Fragmenten beantworten. Ich möchte Dir keine
naturwissenschaftliche Erklärung geben, und keine religiöse und keine
philosophische. Ich glaube entscheidend
für Dein Leben ist es, diese Frage Dir immer wieder zu stellen, und immer wirst Du weitere
Antworten finden, es ist wie mit dem Weg, nach dem wir suchen, wir müssen ihn gehen, die Antworten kommen
mit dem Weg, der Weg ist das Ziel, wir
wissen nicht wohin er führt. Du findest viele Antworten, wenn Du in meinen
Gedanken liest, die ich meinen Enkeln
hinterlasse und Du wirst viele Antworten finden, wenn Du suchst.
Vielleicht einige Hinweise: - Als du
geboren wurdest, bist Du der Wahrheit zu Deinem Leben sehr nahe gewesen, Du
bist aus der Ewigkeit in die Endlichkeit gefallen, aber bist ein Kind der Ewigkeit geblieben, ein Teil der uns
allen innewohnenden Intelligenz, die Himmel und Erde erfüllt. Das darfst Du
nie vergessen, wohin Dein Schicksal Dich auch führen mag. - Es gibt kein Gut und kein Schlecht auf Deinem
Weg. Alles ist wie es ist und muss so sein, damit Du Dein Schicksal erfüllen
kannst. - Glaube nicht an die
Versprechungen der Welt. Wenn Dir die
Schätze dieser Welt vor Füssen gelegt werden, dann vergiss nie, dass alle Dinge
vergänglich sind. Aber denke über die
Schätze nach, die unvergänglich sind.
Unvergänglich ist Dein Sein, das Leben, das Dich erfüllt, das Du als
grösstes Geschenk erhalten hast, das von Deinen Eltern, von Deinen Grosseltern
und einer unendlichen Kette von Menschen an Dich weitergereicht wurde. Erkenne das Leben in Allem, das Dich umgibt
und versuche die Ansprüche zu erfassen, die das Leben an Dich stellt, das allumfassende Leben, das Dich herausfordert. Ein erfülltes Leben wirst Du haben, wenn
Du Dein Leben in Dir selbst gefunden
hast, wenn du erkennst, dass Du ein Teil
eines viel Grösseren bist, Teil einer
allumfassenden Intelligenz, grösser als du sie je mit Deinem menschlichen Verstand erklären kannst.
Auf Deinem Weg durch die Welt erfasst Dein Verstand nur das was Welt
ist. Aber in Dir ist auch die Fähigkeit, hinter die Welt zu sehen, in die
Dimension der Tiefe, die in Dir ist. Das
wird dann geschehen, wenn Du erwachst,
wenn Du Dein eigentliches Sein in Dir
sehen lernst, wenn Du den Himmel in Dir entdeckst, das was wir
das Göttliche nennen, das was Dich erschaffen hat, das Dich erfüllt,
immer da war und ewig mit Dir sein wird. Vielleicht ist das eine Antwort
auf die Frage: Wer bist Du? - Du bist
ganz von dieser Welt , und Du bist Teil
der allumfassenden Intelligenz, die uns mit Leben erfüllt. - Es ist das Licht
der Erkenntnis, das ich Dir für Deinen Weg wünsche. (Worte zur Taufe meines jüngsten Enkels Louis
am 26.März 2022)
Dienstag, 22. März 2022
Wasser des Lebens
Eine Taufe steht an. Die eingeladenen Gäste bereiten ihre
Geschenke vor, das Silber und Gold
dieser Welt. Und das Kind möchte etwas zurück schenken, was könnte das sein,
das mehr wert ist als alles Gold und Silber? Und überhaupt,
für was steht Taufe, für Reinigung,
für Erinnerung, für einen alten Brauch?
Als im Jordan die Menschen getauft wurden, da wollten sie sich von den
Sünden der Welt reinigen. Was waren
diese Sünden? Nicht die kleinen
täglichen Missetaten, sie wollten sich
davon reinigen, das Göttliche ihres Lebens, vergessen zu haben. Die einzige Sünde, die wirklich zählt, uns
durch Vergessen von Gott getrennt zu haben. - Und uns ist dieser alte Brauch
geblieben, und er ist wichtiger denn
je. Vor lauter täglichen Dingen, vor lauter
täglichen Verrichtungen haben wir das Leben in uns vergessen, haben vergessen, das Leben Gott ist, das einzige was uns wirklich ausmacht, das
uns von unserer Geburt an begleitet, ohne das wir überhaupt nicht wären. Und das ist es, was wir bei der Taufe als grösstes Geschenk vom Kind zurückerhalten, die Erinnerung an das Wasser des Lebens das
uns erfüllt. - Nicht nur das Kind wird getauft, das noch nicht weiss, wie ihm
geschieht, wir selbst sind es die getauft
werden, indem wir uns erinnern, wer wir sind: Wesen voll göttlichen Lebens, das
uns auf unserem Weg durch die Welt begleitet und nicht einen Moment verlässt.
Das ist das grösste Geschenk das wir an der Taufe zurückerhalten, die
Erinnerung daran, wer wir wirklich sind.
Sonntag, 20. März 2022
Dejà vue - Wie sich Geschichte wiederholt
1939 nach dem Hitler
Stalin Pakt überfiel Russland die Westukraine, damals ein von Polen besetztes
Gebiet. Die ersten Opfer waren die
dortige Intelligenz, ein
Universitätsstudium glich einem Todesurteil. Eine der Opfer waren meine Grosseltern, die 1939 nachts vom KGB abgeholt
und im Wald erschossen wurden. Ihr Vergehen war, dass mein Grossvater als Gymnasialprofessor
der Intelligenz angehörte. Der grösste Teil meiner ukrainischen Verwandtschaft
war rechtzeitig nach den USA emigriert, sie konnten sich retten. So habe ich meine Grosseltern nie kennengelernt.
150 Jahre hatte die Westukraine zu
Österreich gehört, Teil der Provinz
Galizien, ein Vielvölkerstaat in dem
Ukrainer, Polen, Juden, Armenier friedlich zusammenlebten. Lemberg, das ich kürzlich besuchte, sieht
noch heute wie eine österreichische Provinzstadt aus. Es ist diese Provinz, aus
der bedeutende deutschsprachige Autoren, wie Joseph Roth, Gregor von Rezzori,
Paul Celan, Rose Ausländer kamen.- In meinem Leben wird die Ukraine nun zum dritten Mal überfallen: 1939 von den Russen unter Stalin, die unter
der Intelligenz ein Blutbad anrichteten,
1941 von den Deutschen unter Hitler, Opfer wurde die gesamte jüdische Bevölkerung
von Galizien und der Bukowina , nahezu eine Million Menschen, und die
ukrainische Bevölkerung wurde für deutsche Kriegszwecke versklavt. Und heute, nachdem die Ukraine seit dem
Zusammenbruch des Moskauer Imperiums, 30 Jahre des Friedens und des Aufbaus erlebte,
wird sie wieder Opfer der Moskauer Politik, soll erneut unterjocht werden. Diesem freiheitsliebenden
Land gehört unsere volle Unterstützung. Die Ukraine ist ein Teil unseres
Europas, unserer europäischen Kultur und Geschichte, ein Teil auch von mir
selbst. Ich hoffe, dass sie noch in meinem Leben in die europäische Union
integriert wird.
Sonntag, 13. März 2022
Krankheit und Verfall
Wir haben vollständig unsere Verbindung zum Alter, zu
Krankheit und Verfall verloren. Mit allen Mitteln versuchen wir das Alter
aufzuhalten, natürlich sind wir zum Scheitern verurteilt. So wie das Alter werden Krankheiten als ein Übel
angesehen, das wir am besten ignorieren, werden an Ärzte, an Kliniken überlassen,
so als ob Krankheiten nicht mit uns selbst etwas zu tun hätten, - und unser eigenes Verfallsdatum, das wir sonst
immer im Supermarkt bei unseren
Lebensmitteln sorgfältig prüfen, wird geflissentlich übersehen. Die Gesellschaft sieht das Alter wie eine
Krankheit, am besten werden die Alten versteckt, in dafür eigens geschaffene Heime,
damit wir nicht an das Alter erinnert werden - Das hohe Ansehen, das die Alten in den frühen Zivilisationen genossen haben,
ist wie so manches in Vergessenheit geraten. -
Dabei gewinnen wir gerade im Alter
die Zeit, die wir in jungen Jahren nicht hatten, um uns selbst zu sehen. Der Tag bleibt viel öfter stehen, wir haben mehr Zeit für uns
selbst, unser Blick richtet sich mehr nach innen, als nach aussen. Vielleicht
erkennen wir erst jetzt, welches Wunderwerk
unserer eigener Körper ist, und welche
Kraft noch immer, wie am ersten Tag , in
uns anwesend ist, und uns dieses volle
Leben geschenkt hat. - Und vielleicht fragen wir uns auch, was es ist, das uns
zu dieser Bewunderung fähig macht? Ist das unserer Verstand, oder ist da vielleicht noch etwas in uns, das sich diese Frage stellt? Endlich finden wir im Alter die Zeit , um uns
solche Fragen zu stellen, denn jetzt können wir die Tage anhalten, die früher wie
im Fluge verstrichen sind, wir sind
endlich im Alter bei uns selbst angekommen. Und wenn wir jetzt nicht unser
Leben mit sinnlosen Beschäftigungen füllen,
dann können wir jetzt unseren
Blick nach innen richten, weg von der
Oberfläche, die uns unser ganzes Leben so stark beschäftigt hat, einen Blick in
die Tiefe von uns selbst, in das , was uns
die ganzen Jahre begleitet hat, und dessen Dimension von uns nicht wahrgenommen wurde, in das was uns erfüllt und uns zu dem macht,
was wir sind: Wir nehmen endlich das Wunder des Lebens in uns wahr. Da ist
nicht eine andere Person, die wir in der Tiefe von uns selbst erblicken, wir sind selbst diese Person, die wir unser Leben
nennen, zwei in eins, unser physischer und unser geistiger Körper, der eine ohne den anderen nicht denkbar. - Vielleicht haben wir als alte Menschen in
der Welt unsere Bedeutung verloren, aber wenn wir unsere andere Dimension, unser
eigentliches Leben in uns entdecken,
dann fangen wir an, uns innerlich zu verändern. Neben den äusserlichen Verfall tritt jetzt eine
Qualität der Tiefe, und aus dieser Tiefe fängt das Leben an, nach aussen zu treten. Das
was immer da war, wird sichtbarer. Das
Leben wird sichtbarer, das was wir wirklich sind. - Das
ist das wunderbare am Alter, wenn sich das Leben vollendet: Wir erkennen, dass unser Leben aus der Tiefe
des Seins kommt und ganz in die Welt
hinaus strebt, wo wir vergessen, woher wir kommen und sich dann zurück wendet, bis
an seinen Ursprung, an seine Quelle. Ein ganzes Leben haben wir gebraucht, an
diese Quelle zurückzufinden, erst jetzt sind wir angelangt, dort wo wir schon immer
waren. Es ist die Geschichte vom verlorenen Sohn, der in sein Vaterhaus
zurückkehrt.
Mittwoch, 9. März 2022
Das Reich der Finsternis
Wir scheinen immer wieder die alte Weisheit zu vergessen: «Wenn Du den Frieden bewahren willst, dann bereite den Krieg vor.» Kaum haben wir eine Zeit des Friedens gehabt, schon droht wieder ein Krieg. Die meisten Länder haben in meinem Leben Krieg erlebt. Immer wieder gelingt es Egomanen die Macht zu ergreifen, und sie sind nicht damit zufrieden, das eigene Volk zu beherrschen, sie müssen auch andere Völker überfallen und unter ihr Szepter zwingen. Die Menschheit hat sich die Demokratie erdacht, um den Machtmissbrauch zu verhindern. In den alten Ländern, in denen Demokratie zur Selbstverständlichkeit wurde, ist Machtmissbrauch so gut wie unmöglich geworden. In Ländern in denen noch Strukturen von Angst und Schrecken über Jahrhunderte die Menschen geformt haben, gelingt es noch immer verbrecherischen Cliquen, die Macht an sich zu reissen und sich die Menschen untertan zu machen. Einzelne Länder wie Russland, Syrien, Länder Afrikas, Asiens werden noch immer von Despoten regiert, die Angst und Terror als Mittel der Unterwerfung verwenden. Nicht die Länder die unter dem Joch von Wenigen stehen sind das Reich der Finsternis, sondern es sind die Wenigen, die die Macht an sich gerissen haben, die im Reich der Finsternis leben. Es sind die Tyrannen und Oligarchen dieser Welt, die wie Anachronismen in der heutigen Zeit wirken. Viele sagen, Demokratie sei schwach, wenig geeignet, der Tyrannenherrschaft zu begegnen. Wenn wir uns aber umsehen, sind die Demokratien mit all ihren Schwächen, zur mächtigsten Macht geworden. Das Volk, das selbst seine Herrscher wählen konnte, hat seine Länder zu den wichtigsten der Welt gemacht. Für Demokratie lohnt es sich zu kämpfen, es sichert den Menschen ein Leben in Freiheit, und nur in Freiheit kann sich der Mensch entfalten. In das Reich der Despoten und Oligarchen dringt nicht das Licht der Freiheit, sie errichten Wälle, um sich und um die Menschen die sie beherrschen wollen. Hinter diesen Wällen herrscht die Finsternis. Eine der wichtigsten Aufgaben der Menschheit besteht im Niederreissen dieser Wälle. Es gibt Zeichen, dass die Menschheit dies begriffen hat.
Dienstag, 8. März 2022
Geschenke des Lebens
Wenn wir geboren werden erhalten wir vom Leben die Geschenke
Zeit, Verstand und Welt . Am Ende
unseres Lebens machen wir eine Bestandsaufnahme. Wo sind unsere Geschenke geblieben, was haben
wir mit unseren Geschenken gemacht? Von der Zeit ist nichts geblieben, es gibt
keine Zukunft mehr, die Vergangenheit scheint nur das zu sein, was noch in
unserem Gedächtnis gespeichert ist, und mit unserem Tod verschwindet auch noch
dieser Rest. Uns bleibt nur noch die Gegenwart und jetzt, im Alter, sind wir endlich in der Gegenwart angelangt
und erst jetzt bleibt die Zeit stehen und jeder Augenblick
wird der beste in unserem Leben. - Und
was ist von unserem denkenden Verstand übriggeblieben. In unserer Jugend haben
wir das Wissen der Schulen und Universitäten bewundert und danach gestrebt, so viel
wie möglich vom Wissen dieser Welt zu erlangen. Und im Alter bemerken wir, wie
wenig wir wissen, selbst die kühnsten
Forschungen und Entwicklungen bedeuten nur kleinste Bruchteile im Gesamtgeschehen des
Kosmos. - Aber das Geschenk
der Welt an uns, unser Verstand und unser Wissen, hat das nichts
bedeutet, haben wir es nicht zu Rang und
Namen gebracht, waren wir nicht wer,
in der Welt in der wir lebten? Sollte das alles hinfällig sein, wenn wir
die Welt verlassen? - Und erst jetzt
fällt uns auf, wir haben unser Leben noch gar nicht als Geschenk erwähnt, ist
das Leben so selbstverständlich, dass wir es gar nicht wahr nehmen? Ist nicht alles um uns und auch wir selbst Leben,
und warum erkennen wir das Leben nicht?
Meister Eckhart, ein grosser Lehrer des 12. Jahrhunderts hat diese Frage beantwortet : Weil die Zeit
den Blick auf das Leben verstellt, und natürlich der Verstand, der die Zeit
geschaffen hat und unsere Vorstellung von Welt. - Er nennt das Leben Gott, ein Wort, was wir
nur ungern in den Mund nehmen, so sehr ist es im Laufe der Jahrhunderte
missbraucht worden. Unser kleiner Verstand, der vom Leben geschaffen wurde,
kann das Leben nicht erkennen, weil das was ihn erschuf , das Leben, zu gross
und umfassend ist, als dass er es begreifen könnte. - Und so blicken wir auf diese Welt, die nur ein
Sandkorn der Schöpfung ist und auf unser Wissen, das kaum etwas begreift und
die Sekunde Zeit, die uns von der Ewigkeit eingeräumt wurde und versuchen den
Vorhang zu lüpfen, der uns die Ewigkeit verbirgt. Und doch ist da etwas in uns,
das uns die Geschenke des Lebens wahrnehmen lässt, es ist das was uns
ausmacht und erfüllt, das uns so geschaffen hat wie wir
sind, und das wir wahrnehmen können weil wir es sind, es ist das Leben selbst,
das grösste Geschenk der Natur an uns.
Samstag, 5. März 2022
Traumata
Vielleicht begreift die Welt nicht, warum Deutschland so
zögerlich ist, sich mit militärischen Mitteln
am Schutz bedrohter Völker zu beteiligen. Deutschland ist ein traumatisiertes
Land. Verletzungen die kollektiv über Generationen von seiner Bevölkerung weitergegeben
werden. Deutschland ist Täter und Opfer zugleich. Wir Älteren erinnern uns noch an die Väter die aus dem
Krieg und Gefangenschaft zurückkehrten.
Sie haben über das was sie erlebten kaum gesprochen. Zuerst von einer verbrecherischen Regierung
gezwungen sich an einem Vernichtungsfeldzug zu beteiligen, und dann in
Gefangenschaft zum Opfer des Krieges zu werden. Täter und Opfer in einem, eine doppelte Verletzung, deren Wunden in einem Leben kaum zu heilen
sind. Die Russen, die Ukrainer, die jüdischen Bevölkerung, sie alle
erlebten Verletzungen,
körperliche und seelische Traumata, die von Generation zu Generation weitergegeben
werden. Die jungen Menschen, die heute in den Panzern sitzen und von ihren Regierungen
zu Tätern gemacht werden, sind zugleich Opfer, die für den Rest ihres
Lebens nicht vergessen werden, zu was
sie gezwungen wurden. Wenn wir aber aus unserer eigenen Geschichte etwas
gelernt haben müssten, dann nicht wegzusehen, wenn andere Völker in ihrer Freiheit und ihrem Leben bedroht
werden. Die Befreiung aus der eigenen Täter- und Opferrolle kann nur erfolgen, indem
wir aktiv anderen helfen, nur das kann Heilung von unserem eigenen kollektiven
Schmerz bringen, es ist wie in der Homöopathie
– Gleiches kann nur durch Gleiches geheilt werden - das scheint endlich auch von den Regierenden
begriffen zu sein. Wenn wir wegsehen und glauben, es ginge uns nichts an, wenn verbrecherische Regime ihre eigene Bevölkerung
verfolgen und andere Länder überfallen, werden wir zu Mittätern, kaum besser als die eigentlich
Verantwortlichen. Unser eigenes geschichtliches Traumata werden wir nur
überwinden, wenn wir uns aktiv in den
Schutz von Freiheit und Unversehrtheit unserer Nachbarn einbringen. Wenn wir jetzt Zeichen eines Umdenkens in
unserem Land sehen, lässt es hoffen,
dass ein Erwachen aus unserem trägen Selbstmitleid erfolgt. Es wäre höchste Zeit
Donnerstag, 3. März 2022
Das kollektive Gedächtnis der Völker - Der Holodomor in der Ukraine
Vielleicht fragen sich Viele, woher der kollektive
Widerstand des ukrainischen Volkes kommt, der trotz der Überlegenheit der russischen Waffensysteme,
sich einer Besetzung entgegenstemmt. Es
ist kaum anzunehmen, dass irgendeiner unserer Politiker sich mit der Geschichte
der Ukraine beschäftigt hat, mit der Bedeutung die dies Land für alle
slawischen Völker hat. Kiew ist das
Zentrum der slawischen Christianisierung gewesen. Das Zentrum der Orthodoxie
mit seinen uralten Klöstern und Kirchen,
eigentlicher Sitz des Metropoliten, nach dem Fall von Byzanz. Von dort zogen Kyrill und Method nach Norden, um die slawischen Völker zu
christianisieren. Moskau war da noch Sitz der Tartaren Herrscher, und erst in den folgenden Jahrhunderten verschob
sich die politische Bedeutung des Slawentums nach Norden. Im Bewusstsein der
Ukraine, sind sie es, die Träger der christlichen slawischen Kultur sind. Es waren sie, wie der Name U
kraine sagt, die am Rande, an der Grenze
der Slawengebiete lagen , die das Land vor den Einfällen der Turkvölker schützen
mussten. - Mit der zunehmenden Bedeutung Moskaus hat die Ukraine nur schlechte
Erfahrungen gehabt. Die ursprünglich freien Völker der Ukraine wurden in Fürstentümer aufgeteilt, teilweise in Leibeigenschaft gebracht und verloren ihren Status als freie Bauern. Der
Ostteil der Ukraine gehörte politisch zu Moskau, der Westteil zu Österreich. Die
grösste Leidenszeit des Volkes begann
aber nach dem 1. Weltkrieg. Die von
Russland annektierten Teile wurden ab 1929 der Zwangskollektivierung
unterworfen, die Bauern wurden, soweit sie nicht sich freiwillig kollektivieren
liessen, in Lager nach Sibirien deportiert (Entkulakisierung). Wegen des erheblichen Widerstandes in der Bauernschaft beschloss die
Parteiregierung in Moskau 1932 den Widerstand
der Bauern endgültig zu brechen. Es wurde die Konfiszierung sämtlicher
Lebensmittel verordnet und die Bevölkerung dem Hungertod überlassen. Wer
Widerstand leistete, wurde erschossen. Die Grenzen der Ukraine wurden
geschlossen, keiner durfte das Land verlassen. Drei bis 5 Millionen Ukrainer fielen dem Holodomor (Hungertod) zum
Opfer. In Literatur und Filmen wird
beschrieben, wie in den Dörfern kein Hund und keine Katze mehr am Leben war,
und die Toten in dem eisigen Winter nicht mehr bestattet werden konnten.
Vielfach haben die Menschen nur durch Kannibalismus überleben können. Für die
Ukraine verbindet sich mit den Herrschern in Moskau die Erinnerung an Schreckensherrschaft, Tod und Leiden. Es sind nicht die Menschen, die sich als
Russen und Ukrainer fremd sind. Sie
sprechen die gleiche Sprache und im Westen
des Landes das Ukrainische, das dem Russischen eng verwandt ist. Es sind die schrecklichen Erfahrungen,
die die Ukrainer mit den Herrschern in
Moskau gehabt haben. Wenn die Ukraine von der Regierung in Moskau wieder überfallen
wird, dann stehen den Menschen die Bilder vor Augen, welche Leiden ihre Grosseltern unter der Herrschaft Moskaus erdulden mussten.
In Kiew steht die Skulptur eines kleinen
verhungerten Mädchens. Es weist den Weg auf
ein Museum, das dem Hungertod gewidmet ist. Es sind die Bilder dieser Zeit, die sich in
das kollektive Gedächtnis dieses freiheitsliebenden Volkes der Ukrainer eingebrannt
haben, das nie wieder unter der
Herrschaft Moskaus leben möchte.