Donnerstag, 15. Oktober 2020

Altwerden - ein Geschenk der Natur

Wenn ich analysiere was ich in meiner morgendlichen Meditation in mich hineinlasse, dann sind es immer konkrete Anlässe oder Gedanken, die ich überprüfe. Dabei komme ich immer wieder zu dem Schluss, dass ich in jedem einzelnen Gedanken auch das Ganze sehen kann. Es lohnt sich das Einzelne zu betrachten, um die Fülle des Seins zu erfassen. Es ist einer der vielen Vorteile des Alterns, mehr Zeit für sich zu gewinnen. Auch das Alleinsein ist hilfreich die Gedanken zu ordnen. Ich bin mir bewusst, dass ich in Worten nicht fassen kann, was das eigentliche Sein und die Tiefe des Lebens ausmachen, wie könnte ich Stille und Leere beschreiben, wie fände ich Worte und Sätze, die Grenzenlosigkeit des Raumes wiederzugeben, den ich in Allem empfinde, auch in mir selbst. Ich bewege mich an der Oberfläche der Dinge, versuche das zu erfassen, was die Natur uns erlaubt zu wahrzunehmen und das zu ahnen, was jenseits meines Fassungsvermögens liegt. So müssen die Physiker empfunden haben, die in die Grenzenlosigkeit des Alls und in die Geheimnisse der Energie vorgestossen sind. Immer neue Welten tun sich auf, im Mikro- und im Makrokosmos, wahrscheinlich bis in alle Unendlichkeit. Das was ich zu Papier bringe ist der Versuch, Ordnung in meine Gedanken zu bringen, im Kleinen die Gesetzmässigkeiten zu erkennen, die Gedankenspirale zum Stillstand zu bringen und in die Tiefe vorzudringen, die in allem sichtbar wird. So wie die Worte entstehen die ich niederschreibe, werden diese Worte wieder vergehen. So sehen es die Buddhisten und die Physiker sagen vielleicht, Worte sind Energie, wie kann Energie vergehen? Wahrscheinlich haben beide Recht. Es ist ein grosses Geschenk, wenn das Leben einem im Alter noch einmal Zeit und Gelegenheit gibt, sich frei zu machen von den Alltagstätigkeiten und Ruhe in sich einkehren zu lassen, vor allem in die Welt der Gedanken. Die Bedeutung der Welt nimmt ab und die Tiefe dessen, was die Welt ausmacht und mich selbst als Teil der Welt, wird immer sichtbarer. Es ist ein grosser Luxus immer weniger Dinge zu haben und immer mehr Raum um sich und in sich zu schaffen. Und wenn dann in diesem Raum ein Umstand oder ein Vorkommnis, ein Wort oder ein Gedanke, meine Aufmerksamkeit anspricht, habe ich die notwendige Zeit und Ruhe, ihn in Ruhe wahrzunehmen. Für wen bringe ich meine Wahrnehmungen zu Papier? Natürlich für mich, auch für meine Kinder mit ihren Familien und einige Freunde, die mir was bedeuten.

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