Freitag, 11. Dezember 2020

Mein Testament

In der FAZ schreibt regelmässig ein Autor, wie man sich richtig verhalte, wenn man seinen Nachlass weitergeben will. Wenn ich in dieser Kolumne zu schreiben hätte, würde ich auf einen wichtigen Satz hinweisen, die ein kluger Mensch vor unserer Zeit hinterlassen hat. – Was sorgt Ihr Euch um Eure Güter, die von Motten und Rost zerfressen werden. - Alles was wir in unserem Leben aufbauen hat mit uns selbst etwas zu tun. Es ist, wie wir selbst auch, dem Gesetz der Vergänglichkeit unterworfen. Wenn wir gehen, geht auch das, was mit uns zu tun hat, was wir geschaffen haben. Goethe hat das begriffen, wenn er sagte, - Was Ihr ererbt von Euren Vätern, erwerbt es, um es zu besitzen. – Es reicht nicht, ein Erbe zu bekommen und zu verwalten, es muss immer wieder von nachfolgenden Generationen aufs Neue erworben werden. Das gilt nicht nur für den einzelnen Menschen, es gilt auch für Völker und Nationen. Nichts hat Bestand, alles befindet sich in einer ewigen Wandlung und muss immer wieder erworben werden. Wenn wir unsere Kinder in die Welt entlassen, haben sie alles mit auf ihren Weg bekommen, was sie zu ihrem Leben brauchen. Ich gehöre der Nachkriegsgeneration an, die mit Nichts begonnen hat. Und doch habe ich ein grosses Erbe mit auf den Weg bekommen. Meine Mutter hat mich das gelehrt, was notwendig war, mein Leben zu bestehen. Heute schreibe ich nieder, welche Erkenntnisse mein Leben mir vermittelt hat. Wenn meine Kinder oder meine Enkelkinder meine Überlegungen lesen, dann erfahren sie etwas von dem, was ich für wert halte meinen liebsten Menschen weiterzugeben. Es sind nicht die weltlichen Güter, die wir hinterlassen, es sind die Werte, die unser Leben bestimmt haben, das was wir gedacht haben, welche Ethik unser Leben geprägt hat - es ist das was ich als meinen eigentlichen Nachlass betrachte.

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