Sonntag, 24. Januar 2021

Ein Blick durch mein Makroskop

Vielleicht wissen viele von uns nicht, was ein Makroskop ist - das Gegenteil von Mikroskop. Jeder von uns verfügt über ein Makroskop - seine Augen. Das Auge zieht die uns umgebende Welt so zusammen, dass sie für unser Gehirn sichtbar wird. Stellen wir uns vor, wir hätten nicht diese Fähigkeit, dann würden wir nur Bruchteile von dem sehen, was wir jetzt aufnehmen können. Da wo wir jetzt feste Körper sehen, befindet sich nur leerer Raum, wir sehen vielleicht nur eine Zelle oder vielleicht nur ein Atom oder einen anderen Energiekörper. Wir wissen, dass unsere Sichtweise nicht die einzig richtige ist, nur weil wir sie haben. Die Ameise sieht nur ihre kleine Welt, uns kann sie nicht wahrnehmen, ein Schritt auf die Ameisenstraße ist eine Naturkatastrophe aus der Sicht der Ameise. Unser Bild von der Welt ist durch unsere Sichtweise geprägt und gleichzeitig sind wir neugierig , wie andere Lebewesen die Schöpfung sehen, vielleicht auch wie Gott seine Schöpfung wohl sieht. Mit unseren beschränkten Mitteln versuchen wir andere Sichtweisen zu simulieren. Schon als Kind hat mich ein Buch beeindruckt, in dem ein Dr. Dolittle einen Wassertropfen erforschte und dort eine eigene ihm unbekannte Welt entdeckte. Mit Teleskopen holen wir die Sterne heran, die sich unseren Augen nur als Lichtpunkte zeigen. Mit Computern und Elektronenmikroskopen dringen wir immer tiefer in andere Welten vor. Unserem Forscher und Entdeckergeist sind keine Grenzen gesetzt. Am Ende aber ordnen wir aber alles immer in unsere Sichtweise ein, in unsere Möglichkeiten des Verstehens. Wer aber sagt, dass unser Verstehen besser oder tiefer als das der Ameise oder der Biene wäre? Es ist genauso beschränkt und nur auf das Verstehen von Bruchteilen der Schöpfung ausgerichtet. Wie wohl ein Gott die Schöpfung sehen mag - ich stelle mir vor, dass sämtliche Sichtweisen gleichzeitig Gültigkeit hätten, das kleinste Detail und die grösste makrokosmische Erscheinung. Nicht einmal die Bündelung der gesamten Energie im Kosmos wäre in der Lage diesen einen Blick Gottes zu simulieren und wer sagt, dass die Millionen Jahre, die der Kosmos alt sein soll, nicht nur eine nicht messbare Sekunde sind? - Denken kann ich dies nur, weil in mir ein kleiner Teil dieser übergeordneten Intelligenz ist, die es mir möglich macht über die Grenzen unserer Sichtweise hinauszublicken und unser Denken und Sehen bis in die Ewigkeit hinaus auszudehnen. Ein wichtiges Instrument ist mir dabei immer mein Makroskop gewesen.

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