Sonntag, 31. Januar 2021

Träume und Wirklichkeit

Im Schlaf gehe ich auf Reisen, in die Welt der Träume. In den Träumen lebe ich in einem anderen Leben. Ich wache auf und der Traum ist verschwunden. - Ähnelt der Traum nicht auch unserem Leben? Alle Gedanken, Ereignisse, Gefühle sind heute da, morgen verschwinden sie im Gedächtnis oder im Vergessen. Sie sind wie ein Traum, jetzt da, morgen nur noch eine Erinnerung. So wie wir im Schlaf unsere Träume träumen, so träumen wir vielleicht auch unser ganzes Leben? Naturvölker sprechen von Traumpfaden auf denen sie ihre vorgezeichneten Wege gehen. Vielleicht verhält sich auch der aufgeklärte Mensch nicht viel anders. Da ist auch ein vorgezeichneter Weg vorhanden, Kindheit, Ausbildung, Beruf, Heirat, Kinder, Alter. Und schon wiederholt sich alles wieder aufs Neue. Erscheinen diese vorgezeichneten Wege nicht wie die erträumten Wege der Aborigines, Traumpfade, alles vorgezeichnet, und wir, die Träumer, betreten traumwandlerisch diese Pfade, wir gehen bis an deren Ende und der Traum ist vorbei oder beginnt neu. – Und ähnelt nicht auch Jeder Tag einem kleinen Leben, wir erwachen aus der Leichtigkeit der Träume und betreten die Welt der Formen, um am Abend wieder diese Welt zu verlassen und ins Formlose zurückzukehren. Jeder Tag eine neue Geburt und jeder Abend ein kleiner Tod. - In unserer Jugend, wenn wir neugierig auf Welt sind, suchen wir Wege zu begreifen, was das Formlose in uns ist. Wir gehen in Diskotheken, setzen uns in Trance und tanzen ganze Nächte durch, - wie unsere Vorfahren in ihren Stammestänzen und Ritualen, Wir experimentieren mit Drogen, immer auf der Suche nach dem Numinosen und Ewigen in uns . Wir jagen flüchtigen Träumen nach, die uns den Pfad verlieren lassen und ins Abseits führen. Wir versuchen zu verstehen und gehen zu Gurus und Weisen, - und am Ende erkennen wir vielleicht, dass die absolute Wahrheit nur in uns selbst liegt. Wir erkennen uns ganz als Geschöpfe dieser Welt, der Welt der Formen und der Wirklichkeit und wir erahnen uns ganz als Teil des Ewigen, des Formlosen, des Nichtexistenziellen. In den Worten der Religion: Das Nichtexistenzielle, der Vater, erschafft das Existentielle, den Sohn , und beide der Schöpfer und das Geschaffene, sind eins, verbunden durch den heiligen Geist. Und in der Einheit ist da kein Vater mehr, kein Sohn und kein heiliger Geist, da ist eine einzige ewige Wahrheit, in jedem von uns , in der gesamten Schöpfung. Es gibt sie nicht, die Trennung der Welt der Formen von der Welt des Formlosen, wir befreien uns aus dieser Illusion, wir überwinden sie, indem wir erwachen. - Und zurück zu unserer Ausgangsfrage: Ist der Traum getrennt von der Wirklichkeit oder sind Traum und Wirklichkeit eins? - Wirklichkeit, die im Jetzt sich gerade vollzieht wird im Gestern zur Vergangenheit und verschwindet in der Erinnerung. Und Erinnerung ähnelt einem Traum, von dem keiner mehr weiss, ob es einmal so gewesen ist, wie unser Gedächtnis es bewahrt. Träume werden Wirklichkeit und das Erlebte wird wieder zur Erinnerung, beides lässt sich nicht voneinander trennen. - Erinnerung und Wirklichkeit sind eins. - Und da ist noch der Träumer. Ohne den Träumer keine Träume. Was träumt in uns? Die Psychologen sagen es ist das Unterbewusstsein oder es sei eine Gehirntätigkeit. - Träume lassen sich nicht wissenschaftlich erklären. Träume und Wirklichkeit sind wesentliche Bestandteile allen Lebens. Sie finden auf der Ebene des Seins statt, auf der Ebene des Lebens und der Seele. Unsere Seele erträumt sich ihre Wirklichkeit, - die Ebene in der die Seele Form annimmt. Und es ist das gleiche Leben, das Wirklichkeit wieder zu einem Traum werden lässt, wenn das Jetzt sich zum Gestern wandelt. Träume gehören zu unserem ewigen Erbe, in dem alles gespeichert wird, was das Leben in uns ausmacht. Träume sind unsere Wegweiser auf den Pfaden des Lebens, sie sind die aus dem Formlosen erwachte Wirklichkeit. Und wir die Träumer sind der Form gewordene Traum.

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