Freitag, 25. Februar 2022

Die Begegnung mit dem Bettler

Eine Geschichte aus meiner Kindheit, die mir heute noch im Gedächtnis ist, die mir meine Mutter erzählte, - wie wir in  jedem Bettler vielleicht Gott antreffen, der die Gestalt des Bettlers angenommen hat. Seitdem, habe ich Bettler immer mit anderen Augen angesehen. Kinder haben eine  wundervolle Phantasie und die Gabe, das zu sehen, was wirklich ist.  Heute weiss ich,  dass ich nicht nur im Bettler dem Göttlichen begegne. Ich treffe in jedem Menschen auf das Ewige,  in meinen Kindern und Enkeln zeigt sich das Göttliche, in meiner Frau kann ich die Göttin sehen, in meinen Freunden,  wohin ich auch schaue, überall treffe ich auf das gleiche Leben,  denn Gott ist das Leben.  Meine Kinder können sich noch  daran erinnern, dass ich Weihnachten losging, um nach Bettlern zu suchen, um ihnen einen grösseren Schein als Geschenk zu bringen. Es sind diese kleinen Geschichten, die uns im Gedächtnis bleiben. – Vielleicht würden wir die Menschen um uns ganz anders betrachten, wenn wir uns daran erinnern würden, dass jeder, dem wir begegnen  von dem gleichen göttlichen Leben erfüllt ist, wie wir selbst. Bei den meisten Menschen um uns ist das Göttliche in Vergessenheit geraten,  das Leben ist zur Selbstverständlichkeit geworden, man hat es einfach. – Aber wenn wir uns an das Leben erinnern, täglich, schon beim Zähneputzen beginnen, durch den Tag gehen und immer  in uns das Leben spüren, wenn wir in unserem Beruf auf  andere Menschen treffen und uns daran erinnern, dass sie voller Leben sind,  wenn wir in unserer Partnern den Gott oder die Göttin sehen können,  dann tritt ein  ganz andere Dimension in unser Leben. Wir  sehen plötzlich in Allem den ungeheuren Reichtum, die Schönheit die Fülle, die uns das Leben schenkt. – Das ist aber ein hoher Anspruch,  höre ich manchen sagen -  ich kann nicht  dauernd  das Göttliche in mir und um mich sehen, dafür habe ich keine Zeit. -  Im Gegenteil, dafür brauchen wir keine Zeit, nur einen Moment des Innehaltens, des Erinnerns, wer wir sind und wer die anderen sind. Der Bettler wie der Präsident – alle tragen sie die göttliche Handschrift, alle sind sie aus dem gleichen Geist geboren, alle sind sie unsere Gefährten auf unserem Weg durch die Welt. – Und am Ende unseres Weges werden wir alle wieder wie Bettler. Wir werfen die Dinge dieser Welt ab, unsere äusseren und unsere inneren  Dinge,  alle Reichtümer die uns die äussere Welt und die innere Welt unserer Gedanken schenkte, was bleibt ist noch eine kurze Erinnerung  und dann das Nichts, von dem wir hoffen, dass es das Alles ist.


Keine Kommentare: