Eine Geschichte aus meiner Kindheit, die mir heute noch im
Gedächtnis ist, die mir meine Mutter erzählte, - wie wir in jedem Bettler vielleicht Gott antreffen, der
die Gestalt des Bettlers angenommen hat. Seitdem, habe ich Bettler immer mit
anderen Augen angesehen. Kinder haben eine
wundervolle Phantasie und die Gabe, das zu sehen, was wirklich ist. Heute weiss ich, dass ich nicht nur im Bettler dem Göttlichen
begegne. Ich treffe in jedem Menschen auf das Ewige, in meinen Kindern und Enkeln zeigt sich das
Göttliche, in meiner Frau kann ich die Göttin sehen, in meinen Freunden, wohin ich auch schaue, überall treffe ich auf
das gleiche Leben, denn Gott ist das
Leben. Meine Kinder können sich noch daran erinnern, dass ich Weihnachten losging,
um nach Bettlern zu suchen, um ihnen einen grösseren Schein als Geschenk zu
bringen. Es sind diese kleinen Geschichten, die uns im Gedächtnis bleiben. –
Vielleicht würden wir die Menschen um uns ganz anders betrachten, wenn wir uns
daran erinnern würden, dass jeder, dem wir begegnen von dem gleichen göttlichen Leben erfüllt
ist, wie wir selbst. Bei den meisten Menschen um uns ist das Göttliche in
Vergessenheit geraten, das Leben ist zur
Selbstverständlichkeit geworden, man hat es einfach. – Aber wenn wir uns an das
Leben erinnern, täglich, schon beim Zähneputzen beginnen, durch den Tag gehen
und immer in uns das Leben spüren, wenn
wir in unserem Beruf auf andere Menschen
treffen und uns daran erinnern, dass sie voller Leben sind, wenn wir in unserer Partnern den Gott oder die
Göttin sehen können, dann tritt ein ganz andere Dimension in unser Leben. Wir sehen plötzlich in Allem den ungeheuren
Reichtum, die Schönheit die Fülle, die uns das Leben schenkt. – Das ist aber
ein hoher Anspruch, höre ich manchen
sagen - ich kann nicht dauernd das Göttliche in mir und um mich sehen, dafür
habe ich keine Zeit. - Im Gegenteil,
dafür brauchen wir keine Zeit, nur einen Moment des Innehaltens, des Erinnerns,
wer wir sind und wer die anderen sind. Der Bettler wie der Präsident – alle tragen
sie die göttliche Handschrift, alle sind sie aus dem gleichen Geist geboren,
alle sind sie unsere Gefährten auf unserem Weg durch die Welt. – Und am Ende
unseres Weges werden wir alle wieder wie Bettler. Wir werfen die Dinge dieser
Welt ab, unsere äusseren und unsere inneren Dinge,
alle Reichtümer die uns die äussere Welt und die innere Welt unserer
Gedanken schenkte, was bleibt ist noch eine kurze Erinnerung und dann das Nichts, von dem wir hoffen, dass
es das Alles ist.
Freitag, 25. Februar 2022
Die Begegnung mit dem Bettler
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