Mittwoch, 9. Februar 2022

Meine dunkle Vergangenheit

Wer jetzt erwartet, ich würde die dunklen Geheimnisse meiner Vergangenheit aufdecken, den muss ich enttäuschen.  Ich blicke vielmehr von meinem Heute auf die Vergangenheit zurück und merke, wie sich langsam der Nebel des Vergessens über meine Vergangenheit legt. Wenn an meinem Wohnort am Bodensee, im Herbst und Winter die Nebel sich über den See legen, verschwindet das Umfeld, und an klareren Tagen kann man nur noch die Gipfel der Berge über den Nebeln sehen.  Und ähnlich geht es mir im Herbst meines Lebens,  noch sind einige Gipfel  über dem Nebel des Vergessens  auszumachen, und das soll alles sein, was von meiner Vergangenheit bleibt?  Nur noch einige wenige sichtbare Höhepunkte, die mein ganzes Leben ausmachen sollen?  Dunkel legt sich über meine Vergangenheit und eine Nebelwand hüllt  meine Zukunft ein,  und es fällt mir auf, dass ich eigentlich nie eine Vergangenheit oder eine Zukunft hatte, sondern allenfalls Träume über etwas  nicht Existierendes.    - Es hat immer nur  Gegenwart gegeben, das Leben das sich mir in seinen jeweiligen Momenten  zeigte.  - So legt sich endlich im Alter der Mantel der Dunkelheit über das, was wir Vergangenheit nennen und natürlich erst recht über das, was wir Zukunft nennen, und ich kann mich auf das konzentrieren, was mich ausmacht, auf meine Gegenwart, auf mein Leben. Da gibt es keine Illusionen mehr über das was ich erreichen möchte und kein Kopfkino,  über die glorreichen Zeiten meiner Jugend, -  da bin ich endlich dort angelangt, wo ich schon immer war,  in diesem Augenblick meines Lebens, dem wichtigsten auf meinem Weg durch die Zeit. Und jetzt lichten sich auch die Nebel, die so manches verdeckt haben,  und ich nutze diesen Moment, um mich auf das zu konzentrieren , was mein Leben ausmacht.   Denn erst im Innehalten kann ich eine andere Dimension meines Lebens wahrnehmen,  den Zustand der Tiefe,  die  andere Dimension meines Lebens.  Erst wenn ich diesen Moment wahrnehme, taucht aus der Tiefe mein Leben aus der Ewigkeit auf,  mein Leben in der Unendlichkeit  des  Raumes, den ich in mir und in Allem um mich spüre.   – Und  in diesen Momenten,  wenn sich die Schleier der Dunkelheit und des Vergessens sich über mein Alter legen,  ist mein Geist schon längst in  der Helligkeit angelangt, die über den Gipfeln, den Nebeln und Wolken liegt,  dorthin wohin ich schon seit meiner frühesten Jugend wollte,  in die Helligkeit der Erkenntnis,  dorthin wo mein  Leben ist.   


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