Dienstag, 20. Dezember 2022

Ehrfurcht haben

Vor der Natur habe ich Ehrfurcht, vor dem Göttlichen. Ich ehre die Vollkommenheit der Schöpfung, aber woher kommt die Furcht? Dem Göttlichen nicht gerecht werden zu können? Kann ich auch vor Menschen Ehrfurcht haben?  Nur wenn Sie dem Göttlichen nahekommen, wenn ich in ihnen die gleichen schöpferischen Kräfte wie bei Gott erkennen kann. Ich habe Ehrfurcht vor den Frauen, die neues Leben aus sich selbst erschaffen, was käme Gott näher? Ich habe Ehrfurcht vor den Kindern, vor der gewaltigen Kraft des Lebens, das sich in ihnen äussert. Vor den Menschen, die göttliche Begabungen haben, in denen ich die gleichen Kräfte erkenne, die den Schöpfergeist ausmachen. Künstlern, Poeten, Schriftstellern, Erfindern, Naturwissenschaftlern, allen, die sich über den menschlichen Verstand erheben und den göttlichen Funken des Allumfassenden in sich haben. Woher dann aber die Furcht – vielleicht das Bewusstsein, dass jeder von uns. von dem gleichen göttlichen Geist beseelt, zu wenig aus sich gemacht hat, zu selten die eigenen göttlichen Gaben in sich wahrgenommen hat? Furcht vor den Zweifeln an sich selbst, ein Van Gogh, der sich ein Ohr abschnitt, weil er an sich zweifelte? Vielleicht könnten wir uns von dem Zweifel befreien, wenn  wir uns klar machten, dass jeder einzelne von uns, ein vollendetes Kunstwerk der Schöpfung ist, ein Gedanke Gottes, der sich in uns verwirklicht hat? Vielleicht wenn wir ein wenig mehr Ehrfurcht vor uns selbst hätten, vor dem vollendeten Göttlichen in uns?  Furcht könnte der Wegweiser aus dem Zweifel sein,  um das zu ehren was vollendet ist,  das was sich in allem zeigt und in uns selbst zu Hause ist, das Unnennbare, das Ewige.   Verzweiflung ist das Zurückfallen in die Dunkelheit unseres Unwissens, ein Fehlen von Ehrfurcht vor der gewaltigen Schöpfung, deren Teil wir sind. So hat das Wort Ehrfurcht eine Bedeutung, die den Weg des Menschen beschreibt, der Zugleich Ehrung der Schöpfung sein kann, aber auch Furcht vor der Dunkelheit unseres Nichtwissens.

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