Mittwoch, 7. Dezember 2022

Leben mit der Natur

Immer wieder bin ich vom Reichtum der Natur überwältigt, die mich am Fluss Araguaia, im Süden des Amazonas Becken, empfängt. Ob ich will oder nicht, ich fühle mich hier reduziert auf einen Teil der Natur. Der gewaltige Fluss der seit Millionen von Jahren  an der Fazenda vorbeifliesst, die ursprünglichen Wälder, deren Bäume noch die Zeit des Mittelalters  kennen, Pflanzen und Tiere die uns umgeben. Hier fühle ich mich als Teil der Natur, nicht als Mensch, der von aussen auf die Natur blickt. Die Natur ist nicht nur das, was wir als Menschen sehen, hören und fühlen können, denn das hiesse, zu glauben, dass es nur eine Wahrnehmungsebene gäbe, die des Menschen auf die Natur.  Jedes Lebewesen hat eine andere Sicht auf die Natur, die Ameise oder der Vogel sehen eine andere Natur, als der Mensch sie sehen kann. Unser Blick auf die Natur vertieft sich, wenn uns bewusst wird, dass wir eins  mit allen Wesen gemeinsam haben, auch mit den scheinbar toten Dingen, - die Essenz des gemeinsamen Seins, das innere Leben, das alles erschafft, entstehen und vergehen lässt, alles erfüllt, bis hin zu unserem Planeten und den ganzen Kosmos. -  Wie die Indios, die hier noch vor 70 Jahren lebten, höre ich den Fluss mit mir sprechen. Es ist nicht das Rauschen das spricht, sondern es ist die Stille, die die hinter den Stimmen der Natur hörbar wird, die Bäume sprechen durch Stille, die Felsen und Katarakte singen ihr stilles Lied. Die Natur spricht nicht mit Worten, sie spricht mit der Stille, die sie erfüllt. Stille ist die Sprache Gottes, mit der er zu uns spricht, wir müssen nur wieder hören lernen.-  Es ist die Stille, die die Naturvölker empfunden haben, wenn sie am Ufer dieses Flusses standen und dem geheimnisvollen Raunen der Wasser lauschten. -Mein Freund Paulo Viheira hat diese Stille in einem Fries eingefangen, das das Leben der Urbewohner schildert. Paulo hat den früheren Menschen ein Denkmal gesetzt, als er ihr Leben und ihr Einssein mit der Natur, in seinen Bildern schilderte.   Ich hoffe die Bilder bleiben erhalten, als Erinnerung an Menschen, die noch in der Einheit mit der Natur lebten, und die in der Stille die Sprache Gottes verstanden.

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