Wenn ich auf Taufen über die Namen der Kinder nachdachte,
dann sagten mir diese viel über die Eltern, waren das Modenamen oder waren die
Eltern seelisch mit ihrem Kind so verbunden, dass sich das Kind selbst seinen
Namen geben konnte. Oft habe ich bei den Vornamen ein Lebensprogramm der Kinder
entdeckt, dass intuitiv von den Müttern erahnt wurde. Meine Mutter
gab mir zwei Namen, die der tief gläubigen orthodoxen Tradition entstammten.
Christian, der Christliche oder
Christos, der Reine, der Gesalbte. Ich habe diesen Namen auch als
Lebensprogramm gesehen, als Identität für meinen Weg. Je länger ich über diesen
Namen nachdachte, desto mehr verstand ich, dass der Name nicht eine
Religionszugehörigkeit bedeutete oder ein Heilsversprechen, sondern dass der
Mensch Jesus wollte, dass jeder Mensch sich seiner Christusnatur bewusst werden
sollte, dass jeder Mensch Gottessohn ist, Teil des menschgewordenen Göttlichen.
Meine Namensgebung war auch ein Lebensprogramm, der Weg durch eine scheinbar gottlose Welt, als verlorener Sohn
des göttlichen Alles, zurück in das allumfassende Sein. Und auch mein zweiter Name Bohdan, der
Gottgegebene, deutet in die gleiche Richtung, aus dem Göttlichen an die Welt
gegeben, zwei Menschen in einem, ganz der Welt angehörend und ganz ewiges Sein.
Der Name als Lebensprogramm hat mich auf
meinem Weg hinaus in die Welt begleitet, mich nie verlassen, auch in den
dunklen Stunden des Vergessens nicht, als ich nur noch die Welt sehen wollte
und das Leben in mir vergass. Die Zurückgewinnung des Seins, die Erkenntnis,
dass wir mit unseren Sinnen nur die Welt erfassen, und unser kleiner Verstand
nur einen winzigen Teil der Wirklichkeit zeigen kann, das ist der Durchbruch
zum eigentlichen Ich, das grösste Geschenk, das mir das Leben machen konnte,
mich wieder zurückzunehmen in das Allumfassende, der Verlorene Sohn ist
zurückgekehrt. Ein ganzes Lebensprogramm in zwei Namen. Es lohnt sich seinen
Namen genauer anzuschauen.
Sonntag, 18. Dezember 2022
Vornamen
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