Samstag, 14. Dezember 2024

Eine Welt voller Zweifel

Seit der Aufklärung  hat der Westen einen neuen Glauben angenommen, den Glauben an den menschlichen Verstand. Das theozentrische Weltbild des Mittelalters hat in der westlichen Hemisphäre ausgedient. In weiten Teilen der Welt aber gilt noch immer das alte Bild der Religionen, weil es dem Menschen inneren Halt verschafft. Das verlockende am theozentrischen Weltbild sind die Gebote und Verbote, die dem Menschen vorgegeben werden und ihm das Denken abnehmen sollen.  So blicken wir auf die Vielfalt der Welt mit ihren Glaubenssätzen, und wir können uns aus einem reichen Angebot von Philosophien und Glaubensrichtungen aussuchen, was für uns stimmig sein könnte. Die westliche Welt hat sich aus der Abhängigkeit von Religionen befreit, aber noch immer sucht der Mensch nach der eigentlichen Wahrheit, nach der Intelligenz, die ihn und den Kosmos geschaffen hat. Wem bewusst ist, dass der Verstand  nur einen kleinen Teil seiner Körperintelligenz ausmacht, fragt  auch weiterhin nach dem Geist, der nicht nur ihn, sondern den ganzen Kosmos geschaffen hat. Dem Menschen der Aufklärung reichte es nicht mehr, von den verschiedenen Religionen ein festes Weltbild angeboten zu bekommen. Der Glaube an die Wissenschaften reichte aber auch nicht  als Ersatz,  zu oft hat der Mensch erlebt, dass das Wissen von heute, der Irrtum von Morgen ist. Auch die Philosophie  konnte nicht helfen, deckte sie doch nur den kleinen Bereich ab, der dem menschlichen Denken zugänglich ist. Wohin wir auch blicken, ist der Zweifel der Gott der Moderne, und wir denken oft mit leichter Sehnsucht an die Zeiten, in denen die Menschheit noch  feste Weltbilder hatte.  Es muss wohl ein geheimes Wissen in uns Menschen geben,  das unseren  Blick immer wieder auf die Schöpfung richtet und nach Antworten sucht. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass keine der Gedanken, der Philosophien, der Weltanschauungen, der Religionen,  jemals sich dem Geheimnis der Schöpfung nähern kann. Deshalb gibt es auch keine richtigen Entscheidungen für dieses oder jenes Weltbild, für diese oder jene Religion, es gibt nur den Blick auf die Gesamtheit der Schöpfung, und Zweifel ist nur angebracht, wenn sich eine Weltanschauung anmasst, die Welt erklären zu können.  -  Das,   was uns bleibt, ist der Blick auf uns selbst und die Welt, die wir uns selbst erschaffen, es ist die einzige Welt, die für unser Leben gilt,  und die wieder zerfällt, wenn es uns nicht mehr gibt. Und um uns gibt es die Welten der Anderen, alles, was die Schöpfung  je erschaffen hat und ständig erschafft, im ewigen Wandel der Zeiten.  Und dann gibt es noch das Staunen in uns, wenn wir auf die Schönheit  und Vollkommenheit der Schöpfung blicken und für einige Momente vergessen wir unsere menschliche Unvollkommenheit und unsere Zweifel. Es lohnt sich für diese Momente zu leben, in denen der Zweifel verfliegt.

Keine Kommentare: