Seit der Aufklärung
hat der Westen einen neuen Glauben angenommen, den Glauben an den
menschlichen Verstand. Das theozentrische Weltbild des Mittelalters hat in der
westlichen Hemisphäre ausgedient. In weiten Teilen der Welt aber gilt noch immer
das alte Bild der Religionen, weil es dem Menschen inneren Halt verschafft. Das
verlockende am theozentrischen Weltbild sind die Gebote und Verbote, die dem
Menschen vorgegeben werden und ihm das Denken abnehmen sollen. So blicken wir auf die Vielfalt der Welt mit
ihren Glaubenssätzen, und wir können uns aus einem reichen Angebot von
Philosophien und Glaubensrichtungen aussuchen, was für uns stimmig sein könnte.
Die westliche Welt hat sich aus der Abhängigkeit von Religionen befreit, aber
noch immer sucht der Mensch nach der eigentlichen Wahrheit, nach der
Intelligenz, die ihn und den Kosmos geschaffen hat. Wem bewusst ist, dass der
Verstand nur einen kleinen Teil seiner
Körperintelligenz ausmacht, fragt auch weiterhin
nach dem Geist, der nicht nur ihn, sondern den ganzen Kosmos geschaffen hat.
Dem Menschen der Aufklärung reichte es nicht mehr, von den verschiedenen
Religionen ein festes Weltbild angeboten zu bekommen. Der Glaube an die
Wissenschaften reichte aber auch nicht
als Ersatz, zu oft hat der Mensch
erlebt, dass das Wissen von heute, der Irrtum von Morgen ist. Auch die
Philosophie konnte nicht helfen, deckte
sie doch nur den kleinen Bereich ab, der dem menschlichen Denken zugänglich
ist. Wohin wir auch blicken, ist der Zweifel der Gott der Moderne, und wir
denken oft mit leichter Sehnsucht an die Zeiten, in denen die Menschheit
noch feste Weltbilder hatte. Es muss wohl ein geheimes Wissen in uns
Menschen geben, das unseren Blick immer wieder auf die Schöpfung richtet
und nach Antworten sucht. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass keine der
Gedanken, der Philosophien, der Weltanschauungen, der Religionen, jemals sich dem Geheimnis der Schöpfung nähern
kann. Deshalb gibt es auch keine richtigen Entscheidungen für dieses oder jenes
Weltbild, für diese oder jene Religion, es gibt nur den Blick auf die
Gesamtheit der Schöpfung, und Zweifel ist nur angebracht, wenn sich eine
Weltanschauung anmasst, die Welt erklären zu können. - Das,
was uns bleibt, ist der Blick auf uns selbst
und die Welt, die wir uns selbst erschaffen, es ist die einzige Welt, die für
unser Leben gilt, und die wieder
zerfällt, wenn es uns nicht mehr gibt. Und um uns gibt es die Welten der
Anderen, alles, was die Schöpfung je erschaffen
hat und ständig erschafft, im ewigen Wandel der Zeiten. Und dann gibt es noch das Staunen in uns, wenn
wir auf die Schönheit und Vollkommenheit
der Schöpfung blicken und für einige Momente vergessen wir unsere menschliche Unvollkommenheit
und unsere Zweifel. Es lohnt sich für diese Momente zu leben, in denen der
Zweifel verfliegt.
Samstag, 14. Dezember 2024
Eine Welt voller Zweifel
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