Die Geschichte der Welt und des Kosmos wurde nie in Zeit gemessen. Erst mit dem Aufkommen des Menschen wurde
eine Masseinheit für Zeit entwickelt. Anfangs wurden noch in Sommern oder
Ernten gemessen, in Jahreszyklen oder Herrschaftsperioden. Vor der Geschichte
des Planeten nimmt sich das wie eine Sekunde aus. Zeit?
Was ist das? Würden uns die Tiere
und Pflanzen fragen. Und der Stein würde uns ratlos anblicken und könnte mit Zeit
nichts anfangen. Nur dem Menschen blieb es vorbehalten, sich unter das Joch der
Zeit zu zwängen. Alles wird in Zeitzyklen gemessen. Kindheit, Schule, Studium,
Beruf. Fällt man aus dem vorgeschriebenen Zyklus, dann ist man im Leben
gescheitert. - Da gefällt es mir schon besser das Leben in Kindheit,
Ausbildung, Paarungszeit zu messen, das Berufsleben, das vielen so wichtig ist,
kann man oft nur als verlorene Zeit sehen, es ist die Zeit einer aufgezwungenen
Tyrannei unseres wirtschaftlichen Systems, eigentlich eine Zeit von Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft. Aber
die falsche Einordung im Kopf des
Menschen, misst dieser Zeit eine Bedeutung zu, die sie meistens nicht hat. Sie kann für die persönliche Entwicklung des
Menschen von Bedeutung sein, aber spätestens bei unserer Pensionierung merken
wir, ob wir die Zeit unseres Berufslebens auch wirklich als Berufung verstanden
haben. - Wenn wir die besten Jahre
hinter uns haben, kommt das Alter. Gering geachtet von der Welt. Meistens
beginnen die besten Jahre erst jetzt. Wir erkennen endlich, dass wir ein Opfer
der Zeit waren, ausgebeutet vom System Zeit. Wir können uns erst jetzt auf uns selbst zurückbesinnen, uns daran
erinnern, wer wir auch sind, denn jetzt
haben wir alle Zeit von der Welt. Das Alter ist nur dann die beste Zeit in unserem Leben, wenn wir
erkennen, dass wir ein Opfer des Systems
Zeit waren, wenn wir nicht zurückblicken auf die angeblich so erfolgreichen Jahre, sondern zu leben beginnen. Uns steht im Alter die Zeit zur Verfügung, zu
begreifen, was Leben ist. Wenn wir noch bis vor kurzem in der Knechtschaft der
Zeit standen, können wir jetzt zum Leben
erwachen. - Wenn wir aber den vergangenen Zeiten
nachtrauern, dann haben wir nicht das Joch der Zeit abgeschüttelt. – Zum Leben
erwachen heisst sich der inneren Zeit zuzuwenden, uns aus den Fängen der täglichen Routinen zu befreien,
dorthin zu blicken, wo wir wirklich zu Hause
sind , in unser eigentliches Sein. Unser Körper mag alt und unansehnlich
geworden sein. Er bleibt aber ein Wunderwerk der Schöpfung, er verdient es jeden Morgen von
unserem Bewusstsein geflutet zu werden. Er dankt es uns auch in späten Jahren
mit seiner Treue und trägt uns durch unsere Tage. Jetzt haben wir auch
die Zeit, unsere Gedanken zu disziplinieren und Raum in unserem Kopf zu schaffen, die
Schönheit der Natur und der gesamten Schöpfung in uns hereinzulassen. Wir haben
uns aus der Tyrannei der Zeit befreit. Wir begreifen endlich was leben heisst.
Samstag, 27. Mai 2023
Die Tyrannei der Zeit
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen