Sonntag, 14. September 2025

Glück oder Fähigkeiten

Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, frage ich mich, ob die Ereignisse und meine Entwicklung eher durch Glück oder durch Fähigkeiten bestimmt waren. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass beides zusammenkommen musste, damit mir vieles gelang. Da es nicht nur mir so ging, sondern auch meinen Brüdern, die jeder in ihrer Art ein bemerkenswertes Leben hatten, muss schon von unseren Eltern eine Prägung und ein Einfluss ausgegangen sein, der für unser Leben bestimmend war. Es kann nicht allein Genetik sein, die von den Wissenschaftlern oft als Ursache für unsere Begabungen gesehen werden. Es sind auch nicht nur die Eltern, die in uns etwas Besonderes sehen.

Wichtig ist auch die Umgebung, in der wir aufgewachsen sind. Die Möglichkeiten, die uns geboten wurden, und die Unterstützung, die wir erhalten haben, spielten eine entscheidende Rolle. Unsere Eltern haben uns nicht nur gefördert, sondern auch inspiriert, unsere Träume zu verfolgen und an uns selbst zu glauben. Die Kombination aus Unterstützung und Inspiration  hilft uns, unsere Fähigkeiten zu entwickeln und unsere Ziele zu erreichen.

Glück spielt oft eine Rolle, wenn es darum geht, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Nicht nur ich kann von zufälligen Begegnungen berichten oder unerwarteten Gelegenheiten, die meinen Lebensweg entscheidend beeinflusst haben. Glücklichen Zufälle können aber nur dann genutzt werden, wenn man bereit ist, die Chancen zu ergreifen und das Beste daraus zu machen.

Es ist wohl eine Mischung aus Glück, Fähigkeiten und der richtigen Unterstützung, die uns zu dem macht, was wir sind. Ich bin immer dankbar für die Chancen gewesen, die mir geboten wurden, ich habe Rückschläge gehabt, aber nie aufgegeben. Das gilt für jede Ebene, unsere persönlichen Beziehungen, unsere beruflichen Fähigkeiten;  es gilt unsere angeborene Neugierde Neues zu erproben nie zu verlieren und hart daran zu arbeiten, unsere Ziele zu erreichen. Wir sind nicht dazu geboren, immer auf der Stelle zu treten, die ganze Welt ist unsere Heimat, und wohin wir auch kommen, und was immer wir auch tun, die Schöpfung bietet uns unzählige Möglichkeiten, an der Evolution der Natur und der Menschheit mitzuwirken. Nur so können wir das Beste aus unserem Leben machen und unsere Träume verwirklichen. Glück und Fähigkeiten sind die zuverlässigen Begleiter auf unserem Weg.

Samstag, 13. September 2025

Das geheimnisvolle Selbst

Das Wort  Selbst  als Substantiv oder auch als Adjektiv ist eines der geheimnisvollsten Worte unserer Sprache. Nur einige Beispiele:  selbstbewusst, selbstständig, selbstlos, selbstsicher, selbstverliebt, selbstkritisch; oder auch Selbstkritik, Selbstzweifel, Selbstheilung, Selbsttäuschung. Diese Aufzählung lässt sich noch mit vielen Beispielen fortsetzen.

Eigentlich geht es immer um mich selbst, um das, was mich ausmacht. Es geht mir um die Ent-deckung dieses Wortes, das ein Wegweiser für unser Leben zu sein scheint. Zu allen Zeiten haben die Philosophen über unser Selbst nachgedacht. Allen ist gemeinsam die Doppelnatur unseres Selbst,  als Wesenheit dieser Welt, Teil der Schöpfung, und auch als  Seele, Teil des Schöpfergeistes, Teil des Dao, Teil des Göttlichen. Das gilt sowohl für die westliche als auch die östliche Philosophie.

Wie Faust habe ich mein Leben lang  versucht meinem wahren Selbst näher zu kommen. Nicht überzeugt bin ich von Wittgenstein, der das Selbst nur als Sprachkonstrukt bezeichnet, nicht von Kant, der mich nur als moralisch denkendes Wesen sieht.  Eher sehe ich mich, mit Aristoteles als Einheit von Körper und Seele,  und mir liegen auch die östlichen Weisheitslehren, ohne dass ich mich einer Lehre je anschliessen könnte. Alle Lehren enthalten Wahrheiten, und alle Lehren enthalten niemals die ganze Wahrheit. Die ganze Wahrheit ist nur der ewige Wandel, der Wandel des Kosmos und der Wandel des Göttlichen. Kosmos und Gottheit sind eins und alles, was ist, auch unser Selbst ist in ewiger Einheit mit dem Alles, und das Alles befindet sich im ewigen Wandel der Zeiten. Für mich ist das Selbst ein grosses Geheimnis, das wir Menschen nicht lüften können. Ich könnte mir vorstellen,  dass auch der Schöpfergeist auf unsere Fragen nur antworten würde,  Selbst ist die Vielfalt der Schöpfung das ewige Werden und Vergehen,  das ewige Leben.

Donnerstag, 11. September 2025

Mein Testament

Als Juristen lernen wir, unseren letzten  Willen zu Papier zu bringen.  Papier ist ein geduldiger Gefährte. Es ist nicht mehr als Papier und die Worte, die wir schreiben,  sind nicht mehr Wert als die Gedanken, die uns auf unserer Reise durch die Welt begleiten. Wenn ich auf die Welt schaue, die meine Welt ist, die ich als Teil des Schöpfergeistes erschaffen habe, dann begreife ich mich als  kleiner Teil des Gesamten.  Ich weiss, dass ich mein Möglichstes getan habe auf dieser Welt. Nie habe ich geruht, nicht immer das Gleiche wiederholt,  sonder  immer versucht Neues zu schaffen, an der Schöpfung mitzuarbeiten, an der Evolution der Welt mitzuwirken. Ich hinterlasse meinen Kindern ein Wenig von meiner  Welt, aber ganz viel vom Himmel, dessen Teil wir sind. Der Himmel ist der Schöpfergeist, der in uns wirkt .  Wir sind und bleiben immer Teil des Geschaffenen und Teil  der Gesamtheit. Und wenn wir die Ebene der Welt verlassen und in unsere eigentliche Heimat zurückkehren, dann ist der geistige Teil von uns das Erbe, das wir unseren Nachfahren zurücklassen, nicht die weltlichen Güter, um die man sich streitet. Wenn wir nicht mehr der Teil der Schöpfung sind, den wir Welt nennen, dann werden wir wieder Teil des Himmels sein,  denn wir sind beides, Himmel und Erde, Geist und Welt,  auch wenn es uns oft anders erscheint. Wir verlassen nicht diese Welt, in der wir sichtbar waren, wir sind in Allem und in Allen enthalten, was und wen wir zurücklassen, sprechen in den Menschen, die uns nahestehen, so wie auch unsere Vorfahren unser ganzes Leben zu uns gesprochen haben und immer nahe  an unserer Seite waren. Mein Geist ist mein wahres Erbe, wenn ich gehe, nicht die kleinen Teile von Welt,  die ich hinterlasse. Es ist mein Geist, der in meinen geliebten Menschen immer sprechen wird, solange sie leben, ich bin der Gefährte, der sie nie versassen wird, der auch weiter liebevoll an ihrer Seite ist, bis an das Ende unserer Tage.


Samstag, 6. September 2025

Rollenspiele

Ich habe schon früh über Rollenspiele nachgedacht. Bei meinen Enkeln beobachte ich, wie sie schon in frühen Jahren ihre Rollen spielen. Sie sind Kaufleute, Mütter, die sich um ihre Puppenkinder kümmern, Eheleute, die uns Erwachsene nachahmen, Gangster, Sheriff, Abenteurer, kaum etwas wird ausgelassen. Ich frage mich, woher sie diese Rollen kennen, wir Erwachsenen haben ihnen mit Sicherheit diese Rollen nicht vorgespielt. Fernsehen hat es früher nicht gegeben, und in meiner Kindheit kannten wir trotzdem diese Rollen. Kennen wir diese Rollen vielleicht aus früheren Leben?  Irgendwann übernehmen wir in unserem erwachsenen Leben eine oder mehrere dieser Rollen und identifizieren uns mit ihnen. Wir glauben, wir wären ein Professor, ein Geistlicher, ein Unternehmenslenker,  ein Schriftsteller oder ein Künstler. Spielen uns unsere Sinne da einen Streich?  Sind wir vielleicht etwas anderes als das, was uns unsere Fantasie uns als unsere Rolle vorspielt und warum glaubt unsere Umwelt, wir wären die Rolle, die wir spielen? 

Im Buddhismus gibt es die Übung, die Rolle abzustreifen, die wir glauben zu sein. Der Buddhist verlässt seine Rolle und wird ein Mönch, der durch die Strassen zieht, und mit einer Schale um Almosen oder Nahrung bittet. Ist das nicht eine wunderbare Übung, die uns auf die Essenz unseres Lebens zurückführen kann?  Ist es vielleicht nur eine Rolle, die alte Sitten und Bräuche dem Mönch gebieten?   Wir brauchen  nicht eine so radikale Übung, den Bettelmönch darzustellen, um uns auf unser Menschsein zurückzubesinnen. Es reicht, wenn wir am Abend, in der Stunde des Schlafengehens,  uns an das Bett unserer Kinder setzen, Stille eintreten  lassen, alle Rollen dieser Welt abstreifen,  auch unser Mutter- und Vatersein, und mit unseren Kindern die Welt der Träume  zu betreten, die Welt des Gebetes, und mit ihnen die Räume kennen lernen, in denen es keine Rollen mehr gibt, und wir nur  eins sind mit unseren Kindern und dem Schöpfergeist, der uns in dieser Stunde ganz nahe ist.

Bei mir sind es die Morgenstunden, wenn ich aus dem Schlaf erwache, wenn die Welt noch still ist, und vor mir der Tag mit seinen unendlichen Möglichkeiten liegt. Gerade war ich noch in der Nichtwelt, in der Welt der Träume, an die ich mich  kaum mehr erinnern kann. Wenn  die Wissenschaftler unsere Gehirnströme in der Zeit des Schlafes messen, erzählen sie uns nur einen Teil der Wahrheit, wenn sie Aktivitäten feststellen.  Im Schlaf kehren wir in unser wirkliches Leben zurück. Wir verarbeiten, was die Welt des Tages mit sich gebracht hat, und sammeln die Lebensenergie, die wir für den nächsten Tag brauchen. Im Schlaf sind alle Rollen von mir abgefallen, die der Tag vielleicht von mir verlangte.  Ich kehre in mein eigentliches Sein zurück.  Manche sagen, wir sterben einen kleinen Tod. Es ist ein kleiner Tod, wenn die Rollen sterben. Und  nichts anderes haben wir zu erwarten, wenn wir endgültig die Rollen abgeben, die diese Welt mit sich gebracht hat und in die Ebene überwechseln, in der es keine Rollen gibt,  und wir wieder in unsere wahre Gestalt erhalten.  

Samstag, 30. August 2025

Gefährten des Lebens

Jeder Mensch wird in seine eigene Welt geboren. Der Schöpfergeist verwirklicht sich in jedem von  uns. Wenn wir das Haus unserer Eltern verlassen,  verwirklichen wir,  jeder  in seiner Art,  die Evolution der Schöpfung. So entstehen die vielen Welten nebeneinander, jede Welt für sich, und gleichzeitig berühren sich alle diese Welten, beeinflussen sich, verbinden sich, trennen sich und wenn ein Geschöpf abtritt von dieser Bühne, hat es seinen Anteil an der Schöpfung geleistet, ein jedes nach seiner Art und nach seinen Fähigkeiten.

Wenn sich zwei Menschen entscheiden, ihr Leben miteinander zu verbinden, hängt viel von den gegenseitigen Erwartungen ab. Wenn wir keine Erwartungen an unseren Gefährten haben, dann machen wir alles richtig. Erwartungen führen zu Enttäuschungen. Wenn der Sinn unseres Lebens die Evolution der Schöpfung ist, dann können wir  Ansprüche an das Leben nur an uns selbst richten, nicht an den Anderen. Eine gute Beziehung  zwischen zwei sich berührenden Welten wächst nur, wenn jeder seiner eigenen  Einswerdung  entgegenstrebt. Wir müssen uns selbst und das Leben in uns lieben lernen, wenn wir Liebe einem anderen Menschen schenken oder von ihm erfahren wollen. Liebe ist immer gebend und verlangt nicht nach einer Gegenleistung.

Wenn wir  unser eigenes Leben betrachten, dann ist es immer der eigenen Welt gewidmet. Wir folgen unseren   inneren Gesetzen und nutzen unsere Talente. Fehler machen wir alle,   sie sind nur Schritte in unserem Lernprozess. Die Familie  ist dabei eine wichtige Station auf unserem Weg. Es ist der Moment, wo wir unsere Evolution zurückstellen und uns den Welten unserer Kinder widmen.  Unsere Welten berühren sich in dieser Zeit besonders stark, aber wenn die Kinder unsere Welt verlassen, verwirklicht  jeder sein eigenes Schicksal.  Sie benötigen nicht mehr unsere Hilfe.  

Als Menschen sind wir in die Polarität der Welt geboren, und  alle Pole streben wieder die Einheit an. Die Gefährten unseres Lebens werden vom Schicksal ausgesucht.  Sie  sind immer die Menschen, die wir für unsere  Lebensphase brauchen, in der wir uns befinden. In dem Wort Gefährte  ist nicht nur das Wort Gefahr enthalten, sondern auch das Wort fahren. Mit unseren Gefährten fahren wir nicht nur gemeinsam durch die Welt, wir bewältigen auch alle Gefahren gemeinsam. Es sind weniger die Gefahren von aussen, als die Gefahren von innen, die falschen Richtungen, die unser Leben nehmen kann.

In der zweiten Hälfte unseres Lebens wenden wir uns stärker der Sinnhaftigkeit unserer Existenz zu.  Das Schicksal sendet uns auch in dieser Phase immer die Menschen,  die wir für unsere persönliche Evolution brauchen. Jeder von uns lebt zwar in seiner eigenen Welt, aber die Welten berühren sich, wir gleichen ständig unsere Welten gegenseitig an, wir teilen unsere Vorlieben, verschleudern nicht sinnlos unsere Lebenszeit, und geben dem Anderen  Zutritt in unsere Welt. Was könnte es Besseres geben, als  gemeinsam sinnvoll das Leben zu erleben?  Den richtigen Gefährten, in den verschiedenen Zeiten unseres Lebens, an unserer Seite zu haben, lässt uns das Leben in seiner gesamten Fülle erfahren.

Sonntag, 24. August 2025

Spiritualität

Jeder Mensch trägt eine Form von Spiritualität in sich, auch wenn er glaubt nicht spirituell zu sein. Weder ein Gläubiger noch ein  Ungläubiger, auch kein  Wissenschaftler kann dies beweisen, aber auch nicht das  Gegenteil davon.  Spiritus ist der Schöpfergeist, der in der gesamten Schöpfung zu erkennen ist. Das Leben selbst ist Ausdruck dieses Schöpfergeistes, ebenso wie die Intelligenz, die im kleinsten Energieteilchen vorhanden ist, und über Millionen Lichtjahre hinweg existiert und mit uns kommuniziert. Alles, was ist, wird vom Spiritus erfüllt. Nichts wäre, wenn nicht ein Geist es erfüllte, der es zu dem macht, was es ist.

Der Mensch braucht weder gläubig noch ungläubig zu sein. Er existierte nicht, wenn der Spiritus des Göttlichen nicht ihm innewohnte. Der Mensch  scheint das einzige spirituelle Wesen in der Schöpfung zu sein, dass den Schöpfergeist in sich erkennen kann. Alles Organische und  Unorganische ist nur vorhanden, weil es  beides ist, Geist und Materie,  Spiritus und Energie.  

Wir vermeiden das Wort Gott und sprechen lieber von Spiritus, Geist oder Seele.  Die grössten Wissenschaftler der Moderne  hätten ohne den Spiritus in ihnen, nicht die Geheimnisse der Schöpfung auf unseren heutigen Stand des Wissens gebracht. Nur Gleiches kann Gleiches erkennen heisst es in den alten Weisheitslehren. Nur weil die Gottheit in uns ist, können wir das Göttliche in der Schöpfung wahrnehmen, den Spiritus des Schöpfergeistes, der seit ewigen Zeiten die Evolution der Schöpfung betreibt.

Heute stehen wir bewundernd vor den Geheimnissen der Schöpfung und erkennen in Allem, was ist, die Handschrift dieses Schöpfergeistes, der vor uns Lebenden sein Antlitz verhüllt aber dennoch für den Wissenden im ganzen Universum sichtbar ist.  Je tiefer wir in die Geheimnisse der Schöpfung eindringen, desto bewusster wird uns die Gegenwart des Spiritus in der gesamten Schöpfung und in uns Selbst.


Samstag, 23. August 2025

Meditationen

Nach dem Abitur fuhr ich nach Griechenland, um die Klöster des Athos zu besuchen. Meditation bildet einen grossen Teil des klösterlichen Lebens. Für den Besucher findet beim Essen Meditation statt, es wird nicht gesprochen, nur ein Vorleser liest aus der Bibel.  Nachts um drei Uhr tönen die Schläge auf einen Tonbalken durch das Kloster. Die wenigen Mönche sitzen in der uralten Kirche in geschnitzten Stühlen und nur wenige Kerzen lassen die Gesichter aus den Kutten kaum erkennen. In einer langen Litanei singen sie und auch der Besucher lässt sich in den mystischen Gesängen einfangen.

Auch mein späteres Leben begleitete mich Meditation. Meistens auch nachts um drei Uhr, wenn meine Tiefschlafphase beendet ist bin ich hellwach. Gerade noch hatte ich mich mit der Quelle des Lebens verbunden und jetzt bin ich wieder in der Welt. Ich fokussiere meinen Geist auf etwas, das mich gerade berührt hat, sei es ein Wort, ein Ereignis, ein Geheimnis, eine Theorie,  eine Erkenntnis oder auch einen Text, den ich gerade schreibe. Ich bin mir sicher, dass viele andere Menschen über das gleiche Thema nachgedacht haben, vielleicht auch in ihrer Erkenntnis tiefer eingedrungen sind in die Geheimnisse von Leben und Sprache. Jeder muss diesen Weg selbst gehen, es ist der Weg der Evolution des Geistes, der sich auch in Quantensprüngen vorwärtsbewegt, aus der Unendlichkeit in die Endlichkeit und zurück, dorthin, woher er kam, ohne Anfang und ohne Ende.

Damit sich nicht mein Gedanke verliert, in der Unendlichkeit, aus der er kommt, halte ich ihn fest, schreibe ich ihn nieder, in der Stille der Nacht, wenn der Lärm und die Ablenkungen des Tages weit entfernt sind. Meditation hat mich vielen Geheimnissen nähergebracht, die mir sonst verborgen geblieben wären. Auch die Achtsamkeit auf das, was wir gerade tun, habe ich bei ihnen gesehen, wie die Mönche der kargen Wassersuppe in der Fastenzeit ihre Achtsamkeit schenken. Achtsamkeit ist der Schlüssel, damit uns unser Tun gelingt.  Die Mönche des Athos waren mir darin ein Vorbild. Meditation und Achtsamkeit sind es, die uns den Zugang zu den Geheimnissen des Lebens öffnen.

Donnerstag, 21. August 2025

Wenn Welten sich berühren

Jeder Mensch wird in seine eigene Welt geboren. Der Schöpfergeist zeigt sich nicht nur in der gesamten Schöpfung, sondern in jedem von  uns, unabhängig davon, ob wir ihn wahrnehmen. Wenn wir das Haus unserer Eltern verlassen und hinausgehen in die Welt, verwirklichen wir,  jeder  in seiner Art,  die Evolution der Schöpfung. So entstehen die vielen Welten nebeneinander, jede Welt für sich und jeder in seiner Welt lebend, und gleichzeitig berühren sich alle diese Welten, beeinflussen sich, verbinden sich, trennen sich, und wenn ein Geschöpf abtritt von dieser Bühne, hat es seinen Anteil an der Schöpfung geleistet, ein jedes nach seiner Art und nach seinen Fähigkeiten.

Wenn sich zwei Welten entscheiden, sich zu verbinden, hängt viel von den gegenseitigen Erwartungen ab. Wenn wir keine Erwartungen an die Welt unserer Gefährten haben, dann machen wir alles richtig, denn Erwartungen führen nur zu Enttäuschungen. Wenn der Sinn unseres Lebens die Evolution der Schöpfung ist, dann können wir diesen Anspruch nur an uns selbst richten, nicht an den Anderen. Jede Welt wächst nur, wenn wir unsere eigene  Welt fördern. Wir müssen erst  unsere eigene Welt fördern und lieben lernen, bevor  wir uns einer anderen Welt als wertvoller Gegenpol zeigen können.  

Der erste Teil meines Lebens war der Errichtung meiner Welt gewidmet. Ich habe versucht, meinen inneren Gesetzen zu folgen und meine, mir mitgegebenen Begabungen zu entwickeln. Fehler machen wir alle, aber sie sind nur Schritte in unserem Lernprozess auf unserem Weg durch unsere  Welt. Erst wenn unsere Welt entstanden ist, können wir unseren Partner suchen, eine Familie gründen, ein Nest bauen und unseren Kindern helfen, ihre Welten zu errichten.    

Auf unserem Weg durch die Welt  kommen wir oft an einen Scheideweg. In der einen Richtung geht es weiter, tiefer in die Welt hinein, auf dem anderen Weg gelangen wir an die Grenzen unserer Welt, an den Punkt, an dem wir die Welt überwinden und auch die Nichtwelt entdecken können. Die meisten Menschen werden den Weg durch die Welt wählen, sich nicht bewusst, dass dieser Weg an Grenzen stösst und nicht weiterführt. Der Weg über unsere Welt hinaus, ist der Weg, den es zu finden gilt. Es ist der Weg nicht nur in die Welten der anderen Lebewesen, es ist der Weg zum Schöpfergeist,  dem Vater, dessen Kinder wir schon immer waren und dessen Geist wir nur erfahren können, wenn wir die Grenzen der Welt überschreiten.  

 

Dienstag, 12. August 2025

Begegnungen

Manche Begegnungen nennen wir Begegnungen der dritten Art. Es sind solche Begegnungen, die sich unser Verstand nicht erklären kann. Unser Verstand geht davon aus, dass die Welt, wie er sie sieht real ist. Er geht nicht davon aus, dass es andere Welten gibt, in denen es andere Regeln geben könnte. Dabei erleben wir ständig andere Welten, ohne uns dessen bewusst zu sein.

Kürzlich besuchte ich einen Hof, in dem ein altes Pferd stand. Es begrüsste freundlich seinen Besitzer,  indem es seinen Nüstern an ihm rieb. Dann wendete es sich mir zu und tat das gleiche bei mir. Ich bin Zeit meines Lebens mit Pferden in Berührung gekommen und  habe zahlreiche Pferde gehabt. Ich liebe Pferde. Das weiss ein Pferd und wendet sich mir zu, weil ich ihm vertraut bin. Auf der Ebene der Pferdewelt, bin ich ein Teil dieser Welt, und ich bin mir dessen bewusst

Auch bei Hunden und Katzen geht es mir so. Gestern Abend  sassen wir mit mehreren Menschen am Tisch, teilweise eingeladene Gäste. Die scheue, praktisch wildlebende Hauskatze, kam zum Tisch und strich bei denen, die ihre Freunde waren um die Beine, um gestreichelt zu werden. Wir waren in ihrer Welt vorhanden, bei den anderen blieb sie scheu. Ich empfinde mich in solchen Momenten als Teil der anderen Welt, der Welt der Katze oder der Welt eines Hundes und meine Welt berührt die Welt des Tieres.

Nicht anders geht es mir mit Menschen. Ich bin eingeladen, die Gastgeberin, eine ältere Dame, sitzt neben mir und äussert sich selten. Auch ihre Tochter, eine sehr gebildete junge Frau, die ihre Eltern besucht, sitzt am Tisch und äussert sich wenig. Ich fühle mich trotzdem mit ihnen verbunden, ich weiss,  dass ich ihre Welt betreten darf und dass sie meinen Besuch schätzen. Unsere Welten berühren sich.

Und wenn ich abends am Tisch mit einem alten Freund sitze, der mir einmal sehr weh getan hatte,  dem ich aber längst verzieh, dann weiss ich, dass ich Teil seiner Welt bin und bleibe, weil auf einer Ebene, die sich unserem Verstand entzieht,  Beziehungen bestehen, die sich unserem menschlichen Verständnis entziehen und grosser Sensibilität bedürfen, um sie zu erkennen. Das sind sie die Begegnungen der dritten Art, die wir erleben können, wenn wir nicht nur mit unseren Augen und unserem Verstand die Welt erfassen und uns bewusst sind, dass jeder in seiner eigenen Welt lebt, sich aber alle Welten berühren und ineinander übergehen.

 

Samstag, 9. August 2025

Das Ende der Welt

Wenn sich unser Leben dem Ende zuneigt, verschwinden langsam die Dinge dieser Welt. Es verschwinden die Gefährten unseres Lebens, die Namen und  Orte, die für uns Bedeutung hatten. Der Besitz und die Funktionen unseres Lebens fallen von uns ab, gehen an nachfolgende Generationen über. Und wie in den Bildern alter Meister schaut das Auge des Himmels auf uns herab, strahlt Liebe und Güte auf uns aus. Nichts, was uns an die Welt erinnert, wird uns bleiben, und unserer Geist sehnt sich, in die Ewigkeit zurückzukehren. Wenn noch unsere Namen und Jahre auf einem Grabstein an uns erinnern, bald verschwinden auch sie,  verwittern und vergehen. Am Ende bleibt nur eine  Erinnerung in denen, die nach uns kamen.   Unser Geist aber wird befreit, kehrt zurück in seine  Heimat, die er einst verliess, und  das Auge des Himmels nimmt ihn zurück in seine Ewigkeit. Es ist nichts traurig an unserem Tod, es ist nur das Ende unserer Welt, die wir geschaffen haben, und die wie alle Welten vergänglich war. Und der Fluss unseres Lebens hat sein Ziel erreicht und vereint sich, mit den unendlichen Weiten in der Tiefe unseres Seins.

Die Erschaffung der Welt

Fast in allen Kulturen der Welt treffen wir auf alte Mythologien, die sich mit der Erschaffung der Welt und des Menschen befassen. Sie werden von der Wissenschaft als fromme Kindermärchen abgetan. Die Bilder der Wissenschaft sind aber auch nicht überzeugend.  Die Formung des Kosmos aus Energie und die des Menschen aus Atomen und Molekülen ist plausibel, erklärt aber nicht, woher die Energie, die Atome und Moleküle kommen.  Wo immer wir nach den Ursachen forschen und wir auf immer kleinere Teilchen stossen, sie  erklären nicht den Ursprung von Allem. Noch immer bleibt die grosse Frage nach dem Woher. Diese Frage wird vielleicht nie beantwortet werden oder wir akzeptieren, dass nicht nur wir Menschen, sondern die ganze Schöpfung, von einem Schöpfergeist erfüllt sind,  aus dem alles entsteht und in den alles vergeht.    Dem Menschen ist vielleicht als einzigem Geschöpf die Gabe verliehen, diesen Geist der Schöpfung zu empfinden  und sich als Teil des Schöpfergeistes  zu sehen.

Wenn wir in die Welt geboren werden, dann lernen wir von unserer Umwelt, wir wären nur ein kleiner Teil dieser Welt, und wir hätten uns  den Gesetzen der Welt zu unterwerfen.  - Wie aber,  wenn es nicht so wäre, wenn wir nicht in die Welt geboren,  die  Welt stattdessen in uns geboren würde, -  wir die Welt, in der wir leben,  in  uns selbst erschaffen?  Dann würden wir in einer  Welt leben, die aus uns selbst kommt, und neben uns gäbe es unzählige Welten,  die Welten unserer Mitmenschen, die ihre Welten erschaffen, und es gäbe  auch die Welten aller anderen Geschöpfe,  die Welten der Tiere und  Pflanzen, und  die Welten von Energie und Materie,  die auch  aus dem Stoff geformt sind, aus dem die Welt des  Menschen ist. Wenn die schöpferische Intelligenz in allem enthalten ist, was je geschaffen wurde, dann ist zuerst die geistige Vorstellung da, und dann das Entstehen der Schöpfung, in den Ausformungen, die dem Schöpfergeist entsprechen.

Betrachte ich mein eigenes Leben, dann ist in meinem Geist die Welt  entstanden, die von mir geformt wurde.  Es war mein Geist,  der in mir die Dinge entstehen liess, die ich meine Welt nenne. - Wenn sich mein Geist in die Gesamtheit zurückzieht, dann hinterlässt er der Welt  meine  Schöpfung als Teil der Welt.   So ist es zu allen Zeiten gewesen, eine ewige Evolution der Welten, und eine ewige Präsenz des Schöpfergeistes in Allem was ist und je war.  

Montag, 28. Juli 2025

Am Scheideweg

Körper und Verstand entwickeln sich von der Geburt zum ausgewachsenen Menschen in die Formen hinein, die ihnen der Geist vorgegeben hat. Körper und Verstand nehmen den Geist nicht wahr, und so kommt es, dass der Verstand des Menschen glaubt, er sei  der Schöpfer des Körpers, oder der Körper glaubt ein Eigenleben zu führen und wäre der Mittelpunkt der Welt.

Entscheiden wir uns für die Welt des Körpers, dann ist der Verstand unser Ratgeber und unser Weg führt in die Welt. Es ist der Weg, der in die Isolation, in das Ich und die Anderen, und am Ende ins Nichts führt, denn am Ende des Weges bleibt nur Sternenstaub von uns. Der Geist, der uns immer ein treuer Begleiter durch die Welt ist, geht uns auf diesem  Weg verloren.

Entscheiden wir uns für die Welt des Geistes, dann öffnet sich in uns ein Weg zu uns selbst. Der Himmel neigt sich zu uns und öffnet unsere Augen. Die Welt ausserhalb bleibt uns, sie verliert nur ihre Bedeutung, sie wird nur zu einem Teil der  Schöpfung und nicht mehr Mittelpunkt unseres Lebens. Der Weg des Geistes aber führt zu uns selbst, in den Mittelpunkt unseres Lebens.  Schöpfergeist und  Menschengeist werden eins. Wir erschaffen selbst die Welt, in der wir leben wollen, der Schöpferwille wird zum Menschenwille, unser Gebet wird zur Zwiesprache mit uns selbst,  denn wir sind es, in dem sich der ewig schöpfende Geist offenbart. 

Wie aber erkennen wir den richtigen Weg, wie zerreissen wir den Schleier, der Gut und Böse trennt? Es gibt keine Wegweiser, die unser menschlicher Verstand erfassen könnte. Es gibt nur das Vertrauen in den Geist, dass er sich uns offenbart. Die Zwiesprache mit uns selbst ist der einzige Weg zum Vater und die Hoffnung auf die Gnade der Offenbarung. Und wenn wir erkennen, dass alles, was wir anfassen, gut wird und alles, was wir sprechen Sinn macht, und unser Weg ein einziger Schöpfungsprozess ist, dann wissen wir, dass sich der Himmel für uns geöffnet hat. Wir haben den richtigen Weg genommen.


Sonntag, 27. Juli 2025

Gerechtigkeit und Barmherzigkeit

In meinem  Studium des Rechts habe ich mich zu wenig mit der Rechtsphilosophie beschäftigt, die Grundlage allen rechtlichen Denkens sein sollte. Vielleicht wissen wir als Studierende  noch, wie ein Kant und ein Hegel gedacht haben und kennen die  grossen Ideen eines Rousseau. Wieviel von diesen philosophischen Ansätzen wird aber wirklich in der Praxis angewendet?  Der Jurist wird zum Praktiker erzogen, die Gesetze werden als gegeben betrachtet. So hatten die Juristen zu allen Zeiten keine Zweifel, berechtigt zu handeln, wenn sie Menschen für Vergehen, die aus der Not geboren wurden, zu langjährigen Gefängnisstrafen zu verurteilen oder Menschen wegen ihres Glaubens  hinzurichten. In der Gegenwart hat sich das Recht zu einer eigenen Industrie entwickelt.  Wir werden mit einer Flut von  Gesetzen, von Verordnungen und Verwaltungsakten überschüttet. Es wird versucht jedes kleinste Detail zu regeln  und zu normieren. Die Welt ist dadurch nicht besser geworden, nur alles Handeln wird durch die Gesetze ausgebremst.   

Wie zu allen Zeiten gibt es die Gesetzesbrecher, die sich an keine Gesetze halten und die Obrigkeit, die versucht dem entgegenzuwirken. Und natürlich gibt es auch noch den Bürger, der fassungslos vor dieser Gesetzesflut steht und nicht weiss was in den meterlangen Gesetzesbüchern steht und hofft, nicht gegen ein Gesetz in seinem täglichen Leben zu verstossen. Er muss sich von seinem eigenen Rechtsempfinden leiten lassen, seinem eigenen kategorischen Imperativ, und hofft damit durch das Leben zu kommen. Als Student der Rechte habe ich geglaubt, vielleicht als Richter,  Spielräume  für mein eigenes Rechtsempfinden bei der Anwendung der Gesetze   zu haben. Das war nur eine idealistische Annahme, auch das Richteramt ist so eingeengt, dass nur in den Fernsehsendungen  der Gerechte einen Sieg davonträgt. Die Waagschale der Gerechtigkeit befindet sich in der Realität nur selten im Gleichgewicht.

Auch die Religionen haben versucht ein Gut und ein Böse zu definieren. Bei ihnen werden die Vorschriften als heilige Bücher bezeichnet. Von Heiligkeit und heiler Welt ist in der Realität der Menschheit wenig zu spüren.  -  Ich masse mir nicht an, etwas gerecht oder ungerecht zu bezeichnen. Ich sehe nur zu allen Zeiten,  Menschen, die glauben im Besitz der Wahrheit zu sein, religiöse Gruppen, politische Gruppen, Linke und Rechte, Staaten, die sich Ideologien verschreiben,-  aber die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zwischen Menschen  ist genauso selten anzutreffen wie eh und je. Die Erbsünde, der Menschheit, das ist die Aufspaltung der Ganzheit  in Gegensätze, in ein Gut und in ein Böse, in denen wenig Raum für Gerechtigkeit  und Barmherzigkeit ist.

Sonntag, 20. Juli 2025

Götzendienst

Zu allen Zeiten haben Götzen unser menschliches Leben bevölkert. Götzen sind falsche Gottheiten, die von uns selbst erschaffen werden. Götzendienst ist unsere fehlgeleitete Energie, die dem einen Wert beimisst, was keinen Wert im Fluss der ewigen Schöpfung hat. Vieles, mit dem wir uns täglich beschäftigen, kann keinen Wert haben oder kann den Schöpfergeist in sich tragen. Es kommt allein auf unsere innere Einstellung an.

Das beginnt schon in unserer Kindheit. Ich erinnere mich  an die die Zeit nach dem Krieg, als es keine Spielzeuge gab. Da schaffte ich mir mein eigenes Spielzeug, baute aus Stöckchen und kleinen Steinen einen Bauernhof mit Zaun und Tieren, der nur für mich ein Bauernhof in meiner Fantasie war.  Aber ich erinnere mich nicht mehr an die Spielzeuge aus späteren Jahren, die nicht mehr von mir selbst erschaffen wurden. Nur was von unserem Schöpfergeist erschaffen wird, besitzt einen Wert für uns. Mütter wissen von was ich spreche, ein Zeichenblock ist ein besseres Geschenk für ein Kind als jedes Plastikteil, das nach kürzester Zeit beiseitegelegt wird.

Das zieht sich durch das ganze Leben. Es beginnt mit unserer Selbstwahrnehmung, unserer Erscheinung. Wenn wir nur unser Äusseres sehen, dann machen wir aus uns einen Götzen, wenn wir das Wunder der Schöpfung in uns sehen können, den Geist, der uns ausmacht und uns das Leben schenkt, dann erfassen wir etwas von dem Schöpfergeist, deren Teil wir sind. Jede kleinste Tätigkeit  kann zu einem Schöpfungsprozess gehören oder kann eine sinnentleerte Handlung sein, es kommt auf unsere innere Einstellung an.

Wenn unser Leben nur eine Anhäufung von äusseren Erfolgen und  Statussymbolen bedeutet, haben wir nichts begriffen. Statussymbole sind die Götzen unserer Zeit, sie ähneln Plastikspielzeugen, die schon in unserer Kindheit achtlos beiseitegeschoben wurden. Ein Kind ist da weiser als mancher Erwachsene.  Wenn wir aber  Menschen sehen, die voller Hingabe sich ihrer Tätigkeit widmen,  und sei sie noch so unbedeutend, dann wissen wir, hier findet Schöpfung statt. Solange wir äusseren Erfolgen, Macht, Besitz und Status hinterherlaufen, verehren wir die Götzen  dieser Welt und haben den Schöpfergeist in uns nicht wahrgenommen. Erfolgreich werden wir erst, wenn wir uns schon unserer kleinsten Handlungen bewusst sind und diese mit Liebe und Sorgfalt ausführen, denn das ist es, was die Schöpfung ausmacht. 

 

 

Samstag, 12. Juli 2025

Hass und Konflikte

Seit Jahrtausenden ziehen sich Hass und Konflikte durch die Menschheit. Alle sind Ausfluss der Dualität des Menschen. Sie sind die Erbsünde der Menschheit.  Ihre Überwindung scheint übermenschliche Kräfte zu beanspruchen und ein Ende der Konflikte zwischen den Menschen ist nicht abzusehen.  Selbst Religionen haben zu Hass und Konflikten geführt und vom Frieden Gottes ist in der Welt des Menschen wenig zu spüren. Jede Generation sucht den Frieden und bemüht sich Hass und Konflikte zu überwinden.

Die Natur kennt nur den Kampf um das Überleben, sie kennt keinen Hass, keine Ideologien und keine Religionen, sie befindet sich in der Einheit mit der Schöpfung.  

Der Mensch hat es da schon schwerer. Auf der Ebene der Staaten spielt Bildung eine entscheidende Rolle bei der Überwindung von Vorurteilen und Missverständnissen, die zu Hass und Konflikten führen können. Durch Aufklärung über Kulturen, Religionen und Lebensweisen können Menschen lernen, einander zu verstehen, vielleicht sogar zu schätzen. Auch gerechte Gesetze und deren Durchsetzung können dazu beitragen, Konflikte zu verhindern und den Hass zu bekämpfen.

Auf der persönlichen Ebene des Menschen können Empathie, die Fähigkeit, sich in die Lage anderer zu versetzen, Konflikte entschärfen. Mitgefühl fördert das Verständnis und die Bereitschaft, anderen zu helfen. Jeder Einzelne kann durch Selbstreflexion und seine persönliche Entwicklung dazu beitragen, Hass und Konflikte zu überwinden.   Das Erkennen und Überwinden eigener Vorurteile und das Streben nach persönlichem Wachstum ist dabei eine grosse Hilfestellung.

Seit Jahrtausenden  begleiten uns Hass und Konflikte durch unser Leben, und bis heute ist es nur ein Traum geblieben, die Erlösung  der Menschheit von ihnen zu erreichen. 


Sonntag, 6. Juli 2025

Krieg und Frieden

Bei Tolstoi geht es nicht nur um die napoleonischen Kriege, sondern auch um die Frage, warum die Menschheit immer wieder von einer Friedenszeit in den Krieg zurückfällt. Utopisten träumen vom ewigen Frieden, den es nicht geben wird. Konflikte gibt es, solange die Menschheit existiert, und sie werden fortdauern, solange es Menschen gibt.

Die Ursachen liegen in der Dualität begründet, in der die Menschheit lebt. Die Dualität ist ein Naturgesetz, es ist das Gesetz der Gegensätze in uns Menschen. Das, was ist, und das, was nicht ist, bilden eine Einheit; das Eine kann nicht ohne das Andere sein. Frieden gibt es nur, weil es Krieg gibt. Ohne Krieg keinen Frieden. Wie oft hat die Menschheit einen ewigen Frieden ausgerufen, der immer nach einigen Jahren einer Zeit des Krieges wich. Schon die Römer haben erkannt, dass nur die Vorbereitung auf den Krieg einen vor größerem Schaden bewahren kann. "Si vis pacem, para bellum" – Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor.

Krieg und Frieden sind nicht auf die Konflikte zwischen Völkern beschränkt. Auch zwischen Menschen herrschen Kriegszustände und Zeiten friedlichen Zusammenlebens. Krieg in Ehen, Krieg im Wirtschaftsleben und im Konkurrenzkampf.  Krieg gegen den Klimawandel, Krieg gegen die Armut.  Der Krieg ist unser täglicher Begleiter, wenn es um das Zusammenleben der Menschheit geht. Und nicht zuletzt, der Krieg gegen uns selbst – Krieg gegen unseren Körper, falsche Lebensgewohnheiten, falsche Ernährung, fehlende Bewegung, Drogen, Alkohol, geistige Verdummung – wohin wir auch schauen, am unwahrscheinlichsten ist ein Sieg gegen uns selbst.  

Der Sieg kann nicht das Ziel des Krieges sein, der Kriegszustand der Menschheit ist nicht zu besiegen, weder der Krieg nach Aussen noch nach Innen. Es gelingt nur kurze Zeiträume für den Frieden zu gewinnen, ein Naturgesetz zwingt uns immer wieder in den Zustand des Krieges. - Wenn es uns nicht einmal für uns selbst gelingt, unsere eigenen Kriegszustände zu überwinden und uns selbst den Frieden zu schenken, wie sollten dann ganze Völker erfolgreicher sein?  - So taumelt die Menschheit durch die Welt, immer von Kriegen auseinandergerissen und auf den Frieden hoffend, schwankend zwischen Realität und Utopie.

Samstag, 28. Juni 2025

Illusion und Wahrheit

Illusionen scheinen uns auf unserem Weg durch die Welt zu begleiten. Als  Kinder kennen wir noch keine Illusionen, nur Liebe und Vertrauen. Wir leben noch ganz aus der Ganzheit, aus der wir kommen. Das ist das Wunder, das wir als Eltern erfahren, wenn Kinder in unser Leben treten, wir sehen uns mit den Augen unserer Kinder und erinnern uns an etwas, was auch ein Teil von uns war und noch ist. Kinder machen uns glücklich, weil sie Glücksgefühle in uns hervorbringen, die wir lange verloren glaubten.

Illusionen werden uns anerzogen, durch unsere Umgebung, durch unseren Verstand.    Illusionen entstehen in unserem Umfeld, in Elternhaus, Schule, Medien. Desillusionen treten erst im Leben ein, wenn sich die Illusionen als Träume erweisen und von der Realität eingeholt werden. Desillusion ist nicht das Gegenteil von Illusion, sie führt ins Nichts. Eher ist Wahrheit, Vernunft  und Realität das Gegenteil. Mit Wahrheit beschäftigt sich die Menschheit solange sie existiert. Alles was Schulen, Universitäten, Forscher und Philosophen als Wahrheit verkünden, wird von der Zeit überholt und ist nur ein Teil einer grösseren Wahrheit. Der Wahrheit kommen wir nur näher, wenn wir wieder zu Kindern werden, wenn wir uns  wieder der Ganzheit in uns  und in Allem bewusst werden, in der wir leben, wenn wir alle Illusionen von Welt und Ego hinter uns lassen. Ein  erfülltes Leben führt uns durch alle Illusionen zurück in die Wahrheit.  Und  im Zustand der Wahrheit  begreifen wir das Wunder der Schöpfung, die Schönheit des Geschaffenen und den Schöpfergeist, der hinter allem steht, begreifen uns als ein Werkzeug, das für einen Moment Teil des Schöpfergeistes sein durfte. Wenn wir Wahrheit erfahren, dann enden alle Illusionen.

Sonntag, 22. Juni 2025

Das Ende allen Glaubens

Glauben gibt es nur dort, wo es Zweifel gibt. Nichtglaube ist nur ein Extrem des Glaubens. Es wird viel Energie auf den Glauben und auf den Nichtglauben verwendet, Lebensenergie, die wir besser für die Überwindung unseres Glaubens einsetzen sollten. Wieviel Zeit und Kraft verwendet die Menschheit  für ihren Glauben und ihre Zweifel, für die Verfechtung ihres Glaubens und für die Bekämpfung von Glauben und  Überzeugungen. Es geht nicht nur um Religionen, sondern auch um Weltanschauungen, Theorien und Lebensmodelle. Wieviel Energien gehen dabei verloren, die wir besser einsetzen könnten, um das eigentliche Wissen zu erlangen, die Gewissheit, was unser Leben in dieser Welt bedeutet, wer wir wirklich sind, welche Illusionen wir abwerfen müssen,  und wohin uns unser Lebensweg führen sollte.

So wie alle Erscheinungen  in  der Natur sich ständig ändern,  so ändert sich  auch der Mensch  . Er durchläuft alle Stadien seiner Entwicklung, wächst aus der Einheit mit der Natur hinaus in die  Welt des Menschen, glaubt an seine Existenz, glaubt an  seine Bedeutung, und wenn er ein erfülltes Leben hatte, dann gelangt er zu der Weisheit, dass er seine meiste Lebensenergie auf etwas  verwendet hat, für das es sich nicht lohnte.  Und am Ende erkennt er vielleicht, dass Glaube nur da möglich war, wo er im Zweifel lebte und er einen grossen Teil seiner kostbaren Lebenszeit  für eine Illusion geopfert hat.

Die Schöpfung kennt keinen Glauben. In der Natur gibt es keinen Zweifel. Die ganze Schöpfung lebt in der Einheit mit dem Schöpfergeist, der sie erschaffen hat. Erst wenn der Mensch erkennt, dass aller Zweifel ein Kind seines kleinen Ego-Verstandes ist,   kann er seinen Glauben abwerfen  und in die  Einheit mit seinem Schöpfergeist zurückkehren, in sein eigentliches Vaterhaus, das keinen Glauben kennt, sondern nur  Gewissheit. Aller Glauben ist menschengeschaffen und geht an der Wirklichkeit vorbei. Die Wirklichkeit ist der Geist, der uns mit der Seele der Schöpfung verbindet.    

Mittwoch, 11. Juni 2025

Ein erfülltes Leben

Goethe hat nicht nur das Gedicht «Prometheus», sondern   auch «Grenzen der Menschheit» geschrieben. Beide Gedichte befassen sich mit unserem Menschschein.

Im Prometheus sind wir der Titan, der sich seine Welt erschafft, nach seinem Bild.  Aber kann das ein anderes Bild sein als das Bild der Gottheit?  Wenn wir unsere eigene Welt erschaffen, sind wir auch nur Teil des Schöpfergeistes. Jeder von uns mit den Begabungen ausgestattet, die uns die Natur mitgegeben hat.  Jede erschaffene Welt ist einzigartig, keine Welt ähnelt der Welt des anderen. Auch Tiere und Pflanzen und auch Planeten haben ihre eigene Welt, sind einzigartig, und ein Jedes stellt eine Welt für sich dar. Alle Welten sind miteinander verbunden, sind Teil des Universums, und die eigene  Welt ist Teil der Gesamtheit aller Welten.

Wenn wir in das Leben aufbrechen, öffnet sich unsere Welt für uns. Es ist eine Welt der unbeschränkten Möglichkeiten.  Es ist an uns, von diesen Möglichkeiten Gebrauch zu machen und die Welt nach unserem Bild zu formen. Wir sind die Titane, die Halbgötter, die diese Welt formen. Der Schöpfergeist ist Teil von uns und gibt uns die Kraft unsere Welt zu gestalten, ein jeder nach seinen Fähigkeiten.

Im Alter blicken wir auf die Welt, die wir geschaffen haben, unser Blick hat sich geweitet. Wir erkennen die Grenzen unseres Lebenswerkes, das mit uns verschwindet, oder von unseren Kindern neu geschaffen werden muss. Aber das Alter weitet auch unseren Horizont, und wir erkennen, dass unsere Welt nur eine Welt von vielen ist, und wir nur ein Teil eines Schöpfungsprozesses sind, der weit über unser menschliches Wahrnehmungsvermögen hinausgeht. Wir sind nur Halbgötter, halb Mensch, halb Teil der Gottheit, Teil der Schöpfung und gleichzeitig Teil der Gesamtheit.

Nur eine kurze Zeitspanne sind wir Teil der Welt, bevor wir zurückkehren in die Gesamtheit.   Für uns Menschen sind 85 Jahre eine lange Zeitspanne, vor der Ewigkeit, nur ein Moment, ein Atemzug.  Es ist die Doppelnatur des Menschen, die es uns ermöglicht, ein Leben in der Zeit, mit einem Leben in der Ewigkeit zu verbinden. Die Schöpfung kennt keine Grenzen, keine Zeit.  Sie ist ganz Schöpfung und gleichzeitig  Gesamtheit.  

Nur wenn der Mensch sich hinauswagt, weit über die Grenzen seines Denkens, kommt er der Wahrheit seines Seins näher. «Denn mit den Göttern soll sich nicht messen der Mensch» - hat Goethe gedichtet. Was aber, wenn der Mensch Teil der Gottheit ist?   Was, wenn der Mensch die Welt formt nach seinem Bilde, und diese Welt Illusion und Wahrheit in einem ist? Ist es nicht das, was die menschliche Natur ausmacht:  Die Grenzen der Welt zu sprengen und Teil der Gottheit zu sein? Sind wir nicht alle ein Teil der Schöpfung und zugleich Teil des Schöpfergeistes, Titanen, wie die Griechen es nannten?

Wenn wir die Welt verlassen, verlässt unsere Welt uns. Im ewigen Kommen und Gehen sind wir Teil der Gottheit, die sich durch uns zeigt und sich mit unserem Gehen wieder verhüllt. Ein erfülltes Leben ist es, wenn wir uns der Gottheit in uns immer bewusst sind  und auch zugleich  unseres Menschseins, - wenn wir erkennen, dass wir ganz Teil der Schöpfung sind und ganz Teil des Schöpfergeistes. Und am Ende unserer Tage erkennen wir, dass mit uns auch unsere Schöpfung endet. Es gibt keinen Grund zu trauern, denn uns bleibt der andere Teil unseres Seins, die Ewigkeit.  Ein erfülltes Leben haben wir gehabt, wenn uns die Doppelnatur unserer Existenz immer bewusst blieb, und wenn wir in dem Wissen gehen, dass wir nur die Welt verlassen, um wieder in unsere eigentliche Heimat zurückzukehren.

 


Samstag, 7. Juni 2025

Der Tod des Ego

In unserer christlichen Mythologie hat der Mensch Jesus sein Ego abgeworfen und wurde damit zu Christus, der sich seiner Göttlichkeit bewusst wurde. Die Religion nennt ihn Jesus Christus, die Verbindung der menschlichen mit seiner göttlichen Natur. Das gilt nicht nur für den historischen Jesus, es gilt für jeden Menschen.  Die Erbsünde, die dem Menschen zu eigen sein soll, ist das Ego, das dem Menschen angeboren ist.  Wenn sich das Ego zwischen Mensch und göttliche Natur schiebt, vergisst der Mensch seine Doppelnatur, vergisst den wesentlichen Teil von sich, seine Teilhabe an der Gesamtheit des Schöpfergeistes.  Wie soll aber etwas Sünde sein, was nur Irrtum ist, was wenn die Trennung vom Göttlichen nicht möglich ist?

 Das ewige Leben macht den wesentlichen Teil von uns Menschen aus, ist das Göttliche von uns. Selbst wenn das Ego sich die grösste Mühe gibt, die göttliche Natur des Menschseins zu leugnen, es kann dem Menschen nicht sein Leben erklären. Rätselhaft ist es dem Menschen, warum der Schöpfergeist den Zweifel, der das Ego bestimmt, überhaupt geschaffen hat.  Kann etwas Sünde sein, was der Schöpfergeist uns mit auf den Weg gegeben hat?  Vielleicht ist die Dualität unseres Menschseins eine besondere Gnade?  Wie könnten wir Licht ohne Dunkelheit erkennen? Wie könnten wie die Gottheit in uns wahrnehmen, wenn wir nicht die dunkle Seite in uns hätten?  Vielleicht hat die Schöpfung, durch die Schaffung der Dualität, im Menschen die Möglichkeit geschaffen, sich selbst zu erkennen. Vielleicht hat der Mensch die Gnade und den Fluch erfahren als Einziges Geschöpf in der Dualität zu leben, und sich von der Gottheit zu trennen, um sich der Gottheit in sich bewusst zu werden. So ist das Ego vielleicht ein Danaer Geschenk, Fluch und Segnung zugleich, das uns vom Schöpfergeist trennt, ihn verleugnet und gleichzeitig in sich die Fähigkeit birgt, die Leugnung und Verblendung wieder aufzuheben, um sich des Schöpfergeistes bewusst zu sein.   

Es gibt Momente im Leben, in denen der Schleier des Egos kurz gelüftet wird—Augenblicke von tiefer Erkenntnis, von transzendentaler Klarheit. Es sind jene seltenen Augenblicke der bedingungslosen Hingabe an das Sein.

Die Dualität, die der Mensch in sich trägt, ist kein Widerspruch, sondern ein Spiegel der Schöpfung selbst. Durch das Ego erfährt der Mensch die Illusion der Getrenntheit, doch gerade in dieser Illusion liegt das Potenzial zur höchsten Erkenntnis. Wie könnten wir Einssein begreifen, ohne zuerst die Erfahrung der Trennung gemacht zu haben? Das Ego ist der Prüfstein, die Herausforderung, die uns nicht zerstören soll, sondern uns die Möglichkeit gibt, über uns selbst hinauszuwachsen.

Vielleicht liegt die wahre Befreiung vom Ego nicht allein im Tod, sondern in einem Erwachen noch zu Lebzeiten. In einer vollkommenen Hingabe an das Jetzt, in einem tiefen Gefühl von Einheit mit allem, was ist. Es gibt keine Methode, kein Konzept, das diese Wahrheit greifen kann—nur die Erfahrung selbst kann sie offenbaren.

Nicht jeder wird diesen Zustand in seiner irdischen Existenz erreichen, doch die Möglichkeit besteht immer. Und vielleicht besteht die größte Gnade nicht in der völligen Abkehr vom Ego, sondern darin, es zu erkennen, es zu durchschauen und es als Teil der Reise zu akzeptieren. Denn selbst der Schatten existiert nur, weil es Licht gibt.

Der Mensch irrt, doch er irrt nicht allein—er wandert auf einem Pfad, der ihn immer wieder zur göttlichen Erkenntnis führt. Mögen wir eines Tages wahrhaft erkennen: Das Göttliche war nie getrennt von uns, es war immer da, in jedem Atemzug, in jeder Bewegung des Lebens selbst.

Per aspera ad astra—nicht nur durch Leiden, sondern durch Erkenntnis zu den Sternen.

 


Sonntag, 1. Juni 2025

Ein Hirngespinst

Unsere Sprache entschlüsselt uns Welten, die uns ohne die Sprache verborgen blieben. Wie wäre  es uns möglich, sich unserem Ego zu nähern, wenn uns die Sprache nicht einen Weg wiese. Neben unserem Verstand, der sich im Gehirn befindet, in den bekannten grauen Zellen, gibt es auch ein Ego, das wir in fast allen Menschen antreffen. Kein Wissenschaftler wird uns erklären können, was das Ego für ein Phänomen ist.  Da hilft uns die Sprache weiter. Das Ego ist ein Hirngespinst.  Das Wort erklärt sich selbst. Unser Gehirn hat ein feines Gespinst geschaffen, ähnlich einem  klebrigen Spinnennetz, das sich zwischen das Gehirn mit seinem  beschränkten Wissen über die Welt  legt und dem tiefen Wissen, das sich in der Seele offenbart. Dieses Gespinst nennen wir Ego.   Das Ego redet uns ein, wir wären nur das, was unserer Verstand erfassen kann. Alle Gedanken, die sich vielleicht mit der eigentlichen Schöpfung verbinden könnten, werden in diesem Netz abgefangen. Der Schöpfergeist kann dieses Netz nur selten durchdringen. Ein grosser Teil der Menschheit sieht sich nur in der Phantasiefigur Ego,  eine Phantasie, die vom menschlichen Verstand ausgeht und nur den Erscheinungen der Welt ihren Tribut zollt, einer Welt, die nur einen kleinen Teil der Ganzheit ausmacht..  Bis zum  Bereich jenseits des Verstandes, jenseits des Hirngespinstes,  unser Verstand wäre schon alles, was dem Menschen mitgegeben ist, gelingt es dem Menschen kaum vorzudringen. Der Grossteil der Menschheit  bleibt  schon vorzeitig  im klebrigen Gespinst des Ego gefangen. Erleuchtung wird nur denen geschenkt, die sich nicht nur als Teil der Schöpfung sehen, sondern auch als Teil des Schöpfergeistes, als Teil der Gesamtheit,  die den Schöpfergeist und die Schöpfung umfasst.    So ist unser Ego nicht unser Freund, sondern nur ein Hirngespinst, das wir nur mit  Schwierigkeiten ablegen können, so sehr hält uns dieses Hirngespinst in seinem Netz gefangen.


Donnerstag, 29. Mai 2025

Vertauschte Welten

Zu den grossen Irrtümern der Menschheit  gehört die Meinung, wir wären in die Welt geboren und müssten uns mit den Umständen abfinden, in denen wir unsere Augen aufmachen. Das Leben lehrt uns etwas anderes. Wir werden nicht in die Welt geboren, sondern die Welt wird in uns geboren. Wir erschaffen die Welt, in der wir leben. Jeder von uns erlebt die Welt, die er sich selbst schafft. Keine der Welten, die nebeneinander existieren ist eine falsche Welt, jede Welt hat ihre Berechtigung. Menschen steigen aus dem scheinbaren Nichts nach oben, erobern die Welt und ihre Welt verschwindet, wenn es sie nicht mehr gibt. Unzählige Welten existieren nebeneinander, und jede Welt ist die richtige für den, der in ihr lebt. Deswegen ist es wichtig alle Welten zu achten, die wir erleben, nicht nur die Welten der Grossen und Mächtigen, sondern auch die Welten derjenigen, die in einem leeren Karton leben und sich das Essen erbetteln.  Sie alle sind  göttliche Wesen,  die sich ihre Welt erschaffen haben. Wenn sich drei Menschen an einen Tisch setzen, dann  sind drei Welten an diesem Tisch vertreten, und keine dieser Welten ist richtig oder falsch. Jede dieser Welten hat ihre Berechtigung.  Wenn wir in Frieden miteinander auskommen wollen, müssen wir versuchen, die Welt des Anderen zu verstehen und  einen Weg finden, die Welten der anderen in unsere Welt zu integrieren. Dieses Prinzip gilt für alles, für Religionen, Philosophien, Länder, Sprachen  und Geschichte, aber vor Allem auch für unser individuelles Schicksal, unser Leben, das eine eigene Welt darstellt.  Wir leben jeder in der idealen Welt, die wir für uns erschaffen,  wenn wir uns nicht darauf versteifen, unsere eigene Welt wäre die einzig richtige. Es ist die Vielfalt der Schöpfung, das Nebeneinander aller Welten, der Frieden, das Glück und die Liebe zur Schöpfung  in ihrer ganzen Vielfalt, die  ein erfülltes Leben ausmachen, in dem sich jeder wohlfühlen kann. Wir können, wenn wir nur wollen, die Vielfalt aller Welten in uns zu einer  Einheit verschmelzen, in der es sich lohnt zu leben.

Sonntag, 25. Mai 2025

Leben und Tod

Leben ist ohne Tod nicht denkbar. Vom ersten Tag des Lebens an sterben wir ohne Unterbrechung. Jeden Moment sterben Zellen unseres Körpers und geben Raum für nachwachsende Zellen. Ohne den ständigen Tod in uns, wäre das Leben nicht möglich. Unsere mystische Vorstellung vom Leben nach dem Tod ist nicht nur ein Hirngespinst, sondern die tägliche Realität des Lebens. Die religiösen Vorstellungen vom Paradies,  von vielen belächelt, sind wahrscheinlich realer,  als wir heute darüber denken. Nur unsere körperliche Gestalt wird in diesem Jenseits vom Tod  nicht beibehalten. Unsere äussere Form ändert sich ohnehin schon laufend während unseres Lebens. Es ist die seelische Gestalt, die weiterlebt,  die vom Beginn unseres Lebens uns ausmacht und uns Gestalt verleiht.  Allein die Frage, in welcher unserer Formen wir das Paradies betreten, als Kind, Erwachsener oder Greis, zeigt schon die Begrenztheit unserer Vorstellungen. Es ist vielmehr so, dass wir schon immer im Himmel lebten, unsere Seele ist Teil dieses Himmels, sie hat den Himmel nie verlassen, sie ist nicht Teil des Körpers,  sondern der Körper ist Teil der menschgewordenen Seele . Wenn wir unseren Körper im Tod wieder ablegen, sind wir nur dort angekommen, wo wir schon immer waren, in unserer Seele. So ist der Tod  nur die Heimkehr in das Haus, das wir einst  scheinbar verlassen haben, in einer anderen Wirklichkeit aber immer in uns trugen. Der Tod war der Begleiter unser ganzes Leben lang und fällt von uns ab, wenn wir in das Leben zurückkehren, das unsere eigentliche Heimat ist.  Das ist es, was Jesus meinte, als er sagte, Der Vater und ich sind eins.

Dienstag, 20. Mai 2025

Individualität und Ganzheit

Wir vergessen immer, dass wir in zwei Welten leben.  Da ist die Welt unserer  Individualität, und die Welt der Ganzheit.  Als ich geboren wurde, schienen die Möglichkeiten zu überleben nur gering zu sein. Das Kriegsgeschehen verwandelte die Welt um mich in Trümmerhaufen, es sah im heimatlichen Berlin ähnlich aus, wie die Bilder  aus der letzten Tagesschau aus Palästina. Hunger, Krankheiten und Tod beherrschten mein Umfeld.  Die Chancen individuell zu überleben waren gering.  Wenn ich nicht ein Kind gewesen wäre, dann hätten diese Gedanken zu meinem täglichen Brot gehört,  meinen Eltern gingen täglich diese Gedanken durch den Kopf. Ich lebte aber noch in der Ganzheit der Schöpfung, und die Ganzheit hatte anderes mit mir vor. Gegen jede Wahrscheinlichkeit überlebte ich die untergehende Welt meiner Heimat, überlebte die Hungerjahre, den Katalog aller möglichen Krankheiten und fand mich, mit zunehmendem Verstand in einem Leben der Individualität wieder, das ganz unten begann. Ich empfand mich als ein kleines Nichts, das es schwer haben würde, sich in dieser schwierigen Nachkriegszeit durchzusetzen. Fast hatte ich vergessen, dass ich nur da war, weil etwas seine schützende Hand über mich gehalten hatte und anderes mit mir vorhatte. So geht es den meisten Menschen. Sie sehen nur ihr individuelles Schicksal,  vergessen aber, dass sie Teil einer Ganzheit sind, die unser Leben bestimmt. Wir dürfen nicht nur das sehen, was uns unsere Sinne mitteilen, wir müssen uns daran erinnern, dass wir mehr sind als unser individuelles Schicksal. Immer wenn ich vor schwierigen Situationen stand, habe ich mich daran erinnert. Ich habe mich im Schlaf der Ganzheit anvertraut, und am Morgen hatte sich das geklärt, was am Abend noch so schwierig erschien.  Wie könnte es auch anders sein,  haben wir doch nie die Ganzheit verlassen, deren ewiger Teil wir sind.


Sonntag, 18. Mai 2025

Vom menschlichen Geist

Wer sich  in dem Seinszustand befinden, der das Leben nicht nur mit dem menschlichen Körper und der Welt verbindet, kommt unweigerlich mit seinem Geist in Berührung, als Vermittler zu seiner Seele. Der Geist ist, im übertragenen Sinn, die Schnittstelle zwischen unserer Software – der Seele,  -  und der Hardware -  dem Körper.  Dieses Bild wird benutzt, um den Zugang zu diesen Gedanken, für die heutige Zeit, besser  verständlich zu machen. -  Über unseren Körper wissen wir so Einiges, und jeden Tag, an dem sich unsere Wissenschaft mit unserem Körper beschäftigt, ein Wenig mehr. Über das, was unseren Körper  mit Leben erfüllt, wissen wir nur das, was uns Religion und Philosophie lehren. Wir nennen es die Seele, und damit ist Leben gleichbedeutend mit Seele. Die Seele ist nicht nur eine Glaubenssache.  Denn was wäre Materie ohne Seele – sie wäre nur eine einfache leblose Masse, ohne Sinn und Verstand. Das,  was aus Molekülen und Atomen eine lebende Welt erschafft, ist die Seele, die  Allem innewohnt.  Die Seele ist identisch mit Leben, und wenn wir in religiösen Begriffen denken, identisch mit dem Göttlichen. Seele ist auch nicht auf einzelne Wesenheiten beschränkt, auf Menschen, Tiere, Pflanzen, sie erfüllt die ganze Schöpfung, den gesamten Kosmos, das Alles und das Nichts.  Die Seele ist so gewaltig, dass wir den Geist brauchen, als Bindeglied zwischen dem Alles und  uns Selbst, zwischen unserem Selbst und unserer Existenz in der geschaffenen Welt.  Der Geist schafft die Verbindung zwischen unserer Individualisierung und der Gesamtheit, für einen kurzen Moment lässt er uns in unserem Leben die Einzigartigkeit unserer Individualisierung spüren und uns gleichzeitig unsere Verbindung mit der Gesamtheit verstehen, mit der Weltenseele, deren Teil wir sind.  Es ist der Geist der uns die Gewissheit gibt, niemals die Verbindung zum Leben verlieren zu können, auch wenn es uns erscheint, wir wären in diese Welt als Individuen hinein geboren und es gäbe für uns einen Anfang und ein Ende. Die ganze Schöpfung ist ohne Anfang und ohne Ende. Wie sollte da der Mensch eine Ausnahme bilden?  Es ist der Geist, der uns hilft die scheinbare Endlichkeit in Unendlichkeit zu verwandeln und die Verbindung zur Schöpfungskraft herzustellen.  Wir nennen ihn Heiligen Geist, weil er den Menschen mit dem allesumfassenden Leben verbindet.

Montag, 12. Mai 2025

Glaube und Wissen

Der Glaube, den die Religionen lehren, geht an der Wirklichkeit des Lebens vorbei. Der Glaube geht von einem kleinen unbedeutenden Menschen aus, der auf die Gnade des Göttlichen angewiesen ist. Es gibt aber keine Trennung des Menschen vom Göttlichen, keine Trennung von Vater und Sohn, keine Trennung vom göttlichen Geist. Alles befindet sich in der Einheit, der Vater und der Sohn und der göttliche Geist, der alles verbindet.-  Die grossen Schritte der Menschheit in der Moderne, das Eindringen in die Tiefe der Schöpfung, das Wissen um die kleinsten Teilchen,  die Aufhebung von Raum und Zeit, haben die Menschheit dem Wissen um die Schöpfung  näher gebracht, sie als Teil der Schöpfungskraft ausgewiesen, als Teil des Wissens um die Gesamtheit.-  Der grösste Teil der Menschheit befindet sich aber noch in der selbstverschuldeten Unmündigkeit, auf der Ebene des Glaubens. Sie  befindet sich noch auf der Ebene Welt, sieht  sich aus dem Paradies vertrieben. – Nur ein kleiner Teil der Menschheit ist zu Wissenden geworden, hat die Schöpfungskraft in sich erkannt und bewegt die Welt. Aber jeder Mensch ist in der Lage, die Welt zu bewegen,  Leben zu  schaffen, kann durch seine Kinder und deren Kinder wiederum Leben schaffen, und den Gedanken des liebenden Schöpfergeistes von Generation zu Generation weitergegeben.  Und wenn unser gesamtes Tun vom liebenden Schöpfergeist geprägt ist, dann hinterlassen wir unsere eigene Schöpfung als Teil des Ganzen, so wie es dem Schöpfergeist gefällt. Wenn wir auf unsere eigene Schöpfung blicken und sagen können, wir haben alles richtig gemacht, dann kehren wir gelassen, in diesem Wissen,  in das Vaterhaus zurück. So wird der Tag kommen, an dem wir alle zu Wissenden geworden sind,  wenn wir  aus dem Schlaf des Glaubens erwacht sind, und uns und die Welt und die Schöpfung formen werden nach unserem Bilde. Dann werden wir alle den Schöpfergeist  in uns fühlen und zu Wissenden geworden sein.


Montag, 5. Mai 2025

Die Versöhnung

Eines der geheimnisvollsten Worte unserer Sprache ist die Versöhnung. In dem Wort ist Sohn enthalten und es geht um die Lösung eines Konflikts zwischen dem Sohn und dem Vater. Man kann das nur auf die menschliche Ebene beziehen, im direkten oder im übertragenen Sinn, gemeint ist aber eher die geistige Ebene, die Versöhnung zwischen dem Menschensohn und dem göttlichen Vater. -  Die ganze Schöpfung befindet sich in der Einheit mit dem Schöpfergeist, sie ist sich aber dieser Einheit nicht bewusst. Ausgenommen ist der Mensch, in dem der Zweifel, die Dualität, angelegt ist und damit der Irrtum.   Der Zweifel führt   in die Abspaltung vom Schöpfergeist, in den Irrtum. Der Irrtum wird von uns als etwas Schlechtes ausgelegt, weil er oft in eine konfliktive Situation führt, ist aber in Wirklichkeit ein Geschenk. Der positive Konflikt ist   die Voraussetzung der Erkenntnis und der Versöhnung.  Nur wenn wir uns mental abspalten aus der Einheit, können wir erkennen, dass wir uns immer in der Einheit mit der Schöpfung befanden und diese nie verlassen haben. Die  Abspaltung führt in den kreativen Irrtum, es gäbe nur die Schöpfung, und der Schöpfergeist wäre nur eine Ausgeburt unserer Fantasie. Der Menschensohn am Kreuz befand sich noch im Zweifel, als er die Worte sprach:  Vater, warum hast Du mich verlassen?  Und im gleichen Augenblick erfolgt die Gnade der Rückbesinnung auf den Vater und die Versöhnung:  Nicht mein Wille, Dein Wille geschehe. Auch die Geschichte vom verlorenen Sohn erzählt die Geschichte der Menschheit, den Zweifel, den scheinbaren Verlust der Mitte, die wir in Wirklichkeit nicht verlieren können, weil sie uns ausmacht -  und die Erkenntnis unseres Irrtums, und die Rückkehr ins Vaterhaus, und die Aufhebung  des Konflikts zwischen  Irrtum und  Wahrheit. Und  das Wort Versöhnung ist der Schlüssel,  um uns aus dem Irrtum der Abspaltung zurückzuführen in die Einheit, aber auch zur Erkenntnis, dass nur der Weg in die Welt uns zur Erkenntnis der  Nichtwelt führen kann.

Sonntag, 27. April 2025

Freiheit und Verantwortung

Wenn es gelingt, uns aus dem Gefängnis von gesellschaftlichen Normen, aus der Bevormundung von Familie, Institutionen und Staat zu befreien, haben wir den Zustand der Freiheit erreicht.  Aber Freiheit ohne jegliche Verantwortung würde in Anarchie enden. Freiheit hat immer als Gegengewicht die Verantwortung.  Wenn wir ohne Verantwortung handeln, hinterlassen wir ein Chaos, das wir der Schöpfung und unserer Mitmenschen nicht zumuten können. - Die Mehrheit der Menschheit ist nicht bereit diese Verantwortung  für das eigene Leben zu übernehmen. Lieber überlassen sie die Freiheit  der Entscheidungen  anderen, und damit auch die Verantwortung für ihr Leben. Die Eltern sollen entscheiden, der Staat, die Kirche. Sie sollen die Verantwortung übernehmen, wir wollen die Verantwortung für unser Leben nicht tragen.  Freiheit scheint den normalen Menschen zu überfordern.  Lieber überassen sie die Verantwortung für ihr Leben den Anderen und geben  damit ihre eigene Freiheit auf. - Es ist nur eine kleine Gruppe von Menschen, die in Freiheit leben wollen,  die bereit sind Verantwortung zu tragen. Es sind sie, die den Lauf der Geschicke bestimmen und die Entwicklung der Menschheit. -  Freiheit ist nicht nur die eigene Freiheit, es ist auch die Freiheit der Anderen. Freiheit sollten wir in unseren Familien lernen, unseren Kindern beibringen, bis sie selber Verantwortung übernehmen können, sie dann in die Freiheit entlassen,  damit sie ihr eigenes Leben führen können. Freiheit bedeutet auch Freiheit für die Menschen, mit denen wir leben, in den Familien, in den Berufen, in unseren Freundschaften, -  bedeutet die Anderen  nicht einzuengen, nicht  in unsere eigenen Vorstellungen zu zwingen, vielmehr deren Vorstellungen zu respektieren. So wie wir erwarten, dass unsere Kinder und unsere Partner und Freunde unsere Freiheit respektieren, so muss es auch umgekehrt sein. Familien sind dann am stärksten, wenn jeder seine eigene Freiheit leben kann, aber in Verantwortung auch den anderen gegenüber. Respekt kann nicht eingefordert werden, er ergibt sich natürlich, wenn jemand Respekt verdient. Das gilt auch für Eltern, die nur dann Respekt verdienen, wenn sie in Liebe handeln. In Liebe handeln sie, wenn sie den Kindern die Freiheiten geben, die sie für ihre Entwicklung brauchen und dennoch  die Verantwortung für sie tragen, bis die Kinder selber die Verantwortung für sich übernehmen können. Freiheit bedeutet, den uns anvertrauten Menschen ihr Leben  zu lassen,  mit den Begabungen und Einzigartigkeiten, die die Natur ihnen  geschenkt hat, nicht die eigenen Erwartungen auf den anderen zu übertragen, sondern  glücklich zu sein, wenn der andere glücklich ist.  Die Freiheit der Mitmenschen an unserer Seite  ist unsere eigene Freiheit, und ihre Selbstverwirklichung unser eigenes Glück.  Freiheit ist immer auch die Freiheit der Anderen,   und Verantwortung haben wir nicht nur für uns selbst, sondern auch für die Menschen, mit denen wir leben, die uns anvertraut sind oder die sich uns anvertrauen.

Samstag, 19. April 2025

Ostern - oder wer ich bin

Die alten religiösen Mythen sind nicht gerade förderlich auf unserem Weg zur Selbsterkenntnis. Wir sind niemals aus dem Paradies vertrieben worden, wie man uns weiszumachen versucht. Wir befinden uns im Paradies, auch wenn das unsere äusseren Umstände oft nicht vermuten lassen. Das Paradies ist nicht der himmlische Garten, gefüllt mit unseren schönsten Träumen, das Paradies befindet sich hier, in unserer jetzigen Existenz, mitten unter uns. Und die Gottheit ist nicht eine ferne strafende Gottheit, sie ist anwesend, in allem, auch in jedem von uns.   Selbst die Vorstellungen von Gut und Böse  sind nur von Menschen erfunden. In der Welt der Schöpfung gibt es diese Begriffe nicht.  Es mag merkwürdig erscheinen, dass Mörder und Tyrannen  Teil der Schöpfung sind, die Kriege und Katastrophen, alles Teil sind des unendlichen Schöpfungsprozesses  und unser menschliches Zutun nur ein kleiner Teil dieses Prozesses ist. Für alles gilt:  Der Schöpfergeist  erfüllt die ganze Schöpfung,  nicht nur den Menschen, er  erfüllt jeden Baum und Strauch, jede Blume, jeden Grashalm. Es gilt der biblische Satz:  Der Vater und ich sind Eins – alles ist Schöpfung, es gibt keine Trennung oder Vertreibung des Menschen aus diesem Schöpfungsprozess. - Nur der Mensch mit seinen alten Mythen hat versucht, uns   aus dem Paradies zu treiben,  eine Trennungskeil  zwischen Schöpfergeist und Menschsein zutreiben.Verwundert reiben wir uns die Augen:  Diese Kriege, dieses Morden, der Tod und die Zerstörung sollen auch dem Schöpfergeist entspringen?  Tod und Vernichtung sind auch Teil des Schöpfungsprozesses,  und auch die Erhabenheit, die Schönheit und Vollendung der Schöpfung, das ewige Wachsen und Vergehen.  Ist nicht auch die ganze Natur von Wachsen und Vergehen,  von Geburt und Tod geprägt, - ist nicht selbst unser Essen Vernichtung und Tod von etwas Anderem?  -  Wenn auf Karfreitag Ostern folgt, auf Marter und Tod die Auferstehung, so ist dies der ewige Kreislauf der Schöpfung,  ein mystisches Fest, mit tiefen Wahrheiten, die wir Menschen nur teilweise  wahrnehmen wollen. Ostern ist die Antwort auf die Frage: Wer ich bin – Ich bin  Teil des ewigen Schöpfungsprozesses, Teil von Geburt, Tod und Wiederkehr, im ewigen Kreislauf des Seins.   

Freitag, 18. April 2025

Ewige Wandlung - Karfreitag

Es ist Karfreitag. Eigentlich ein Tag, der für die Menschheit als Erinnerungstag wichtig wäre. Es ist der Tag der Wandlung und Erkenntnis. Ein wichtiger Mensch ist noch einmal ganz Mensch und hadert mit dem Göttlichen, «warum hast Du mich verlassen»? – er ist in diesem Moment noch ganz Mensch, der die Illusion von Tod und Ende erlebt. Im nächsten Moment wird er sich seiner ewigen Natur bewusst, wird ganz Leben, seine Seele übernimmt, wenn er die Worte sagt oder denkt «Dein Wille geschehe».  Es ist der Moment, in dem wir die Doppelnatur der Schöpfung begreifen: Nichts ist so, wie unsere  Sinne es begreifen, nicht die Welt der Schöpfung, die wir erleben.  Diese Welt ist eine Illusion,  die in dem Moment endet, in dem diese Welt für uns als Mensch endet. Das Ende ist aber gleichzeitig Anfang. - Es ist der Moment, in dem der Schöpfer und das Ich Eins werden, die Schöpfung und der Schöpfergeist sich als Einheit zeigen, als Doppelnatur - die Schöpfung als zeitliche Illusion, und der Schöpfergeist als unendliches Alles, ganz Welt und ganz ewige Seele.  -  In der göttlichen Wirklichkeit gibt es keine Wandlung. Es gibt nur Leben im ewigen Wandel. Der Mensch am Kreuz erlebt die Gleichzeitigkeit von Leben und Tod.  Alles geschieht  im selben Moment, der Tod und das Leben – und der Tod , eine Illusion der Sinne, - das Leben aber bleibt als ewige Wirklichkeit.  Es ist nicht nur die Geschichte des Menschen Jesus, die uns für diesen Tag überliefert ist, es ist die Geschichte der Menschheit, aber auch die Geschichte der Schöpfung, die Geschichte der ewigen Wiederkehr, eine Geschichte ohne Anfang und ohne Ende. Karfreitag ist nicht ein Tag des Leidens, es ist ein Tag der Zuversicht und Freude, der den Tod als Illusion der Welt zeigt,  und das Leben als Sieger über den Tod. 


Mittwoch, 16. April 2025

Anwesenheit

Die Definitionen zu diesem Wort werden dessen Bedeutung nicht gerecht. Wir verstehen unter Anwesenheit das Zugegensein und das Vorhandensein. (Duden)  Die Bedeutung von Anwesenheit geht aber weit über diese Definition hinaus.  Das Wort „Anwesenheit“ enthält das Wort „Wesen“. Es impliziert daher, dass man im eigentlichen Wesen ist – sei es im eigenen Wesen, im Wesen aller Dinge oder im Wesen der Welt. Es geht sowohl um unsere physische Präsenz als auch um den metaphysischen Zustand der Existenz in einem übergeordneten Bereich, im tieferen Aspekt des Lebens.  Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Sinne uns eine Welt vortäuschen, und es auch ganz andere Sichtweisen auf die Schöpfung gibt, dann führt uns unsere geistige Anwesenheit in die eigentlichen Wahrheiten, in den Raum der Erkenntnis, in die Welt hinter den Dingen. Die körperliche Anwesenheit ist nur ein kleiner Teil unserer Anwesenheit, unsere geistige Anwesenheit erforscht die Räume unseres Wesens und unsere seelische Anwesenheit verbindet uns mit der gesamten Schöpfung. Immer wieder staunen wir, welche Geheimnisse in Worten unserer Sprache verborgen sind, und welche Räume der Erkenntnis sich öffnen, wenn wir wirklich anwesend sind.

Sonntag, 13. April 2025

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

Ein Ideal für die Menschheit, das wie fast alle Ideale sich schon bei seiner Entstehung in das Gegenteil verwandelt hat. Schon in der französischen Revolution hat sich Freiheit in Unterdrückung verwandelt, in Unfreiheit.  Gegner wurden verhaftet und in Kerker geworfen oder gleich zu einem Opfer der Guillotine.  Wenn Menschen von Freiheit sprechen, dann ist oft das Gegenteil der Fall, Freiheit scheint immer mit Unfreiheit oder noch Schlimmeren verbunden zu sein. -  Ähnlich ist es mit der Gleichheit. Was wäre denn gleich auf dieser Welt? Nichts gleicht dem anderen, alles ist einzigartig. Kein Mensch, kein Tier, keine Pflanze und nicht einmal die Planeten am Himmel gleichen sich.  Wie soll denn eine solche Forderung, die so sehr der Schöpfung widerspricht, ein Ideal sein? Sie ist genauso eine Utopie wie die Freiheit. Die Einzigartigkeit ist es, die uns in der Schöpfung begegnet, nicht die Gleichheit.  – Brüderlichkeit würde voraussetzen, dass schon die Brüder in einer Familie sich harmonisch verhalten, liebevoll füreinander da sind und nur das gemeinsame Interesse vertreten – eine weitere Utopie, die in der Realität des Lebens oft ganz anders aussieht. Brüderlichkeit zwischen den Mitmenschen ist noch viel seltener anzutreffen, jeder sorgt sich nur um sich selbst.  -  Aber vielleicht sind gerade Utopien gerade dafür da, uns  zum Nachdenken zu bringen, uns zu ermuntern, es nicht bei den gegenwärtigen Verhältnissen zu belassen, sondern unserem Leben eine andere Richtung zu geben, die uns diesen Zielen näherbringt?  Ist es so utopisch in der gesamten Menschheit, jenseits aller Mythen, das Gemeinsame zu entdecken, das, was uns alle ausmacht, jenseits aller Hautfarben, aller Religionen, jenseits von Stand und Bildung, die uns alle verbindende Seele, das gleiche Leben, das uns alle erfüllt? Vielleicht werden wir eines Tages in die Freiheit geboren, empfinden alle Menschen als Brüder und Schwestern und entdecken das Gemeinsame in uns, nicht die Unterschiede. Ist dieser Gedanke zu utopisch, um jemals wahr zu werden?

Momente der Opportunität

Opportunität bezieht sich auf eine günstige Gelegenheit oder ein passendes Zeitfenster, in dem eine bestimmte Handlung oder Entscheidung getroffen werden kann. Sie bietet eine Möglichkeit, einen Vorteil zu erlangen oder ein erwünschtes Ergebnis zu erzielen, indem die Umstände oder Ressourcen optimal genutzt werden. Wir erben nicht Opportunität von unseren Eltern. Es ist das Leben, das uns Opportunitäten verschafft. Als Eltern bemühen wir uns, unseren Kindern Mut zu geben, Opportunitäten zu erkennen. Wir vermitteln ihnen unser Weltbild, unsere Gedanken, eine möglichst gute Ausbildung und die Motivation, das Beste aus den Gaben der Schöpfung  zu machen, die ihnen mitgegeben wurden. Auf dem Weg durch das Leben treten oft Opportunitäten an uns heran. Wir müssen sie nur sehen und begreifen, dass wir ein Angebot des Lebens erhalten. Wir können niemals davon ausgehen, dass uns Opportunitäten zustehen, oder dass wir ein Recht auf Opportunitäten hätten. Der eine erkennt eine Opportunität und macht etwas aus ihr. Der andere lässt eine Opportunität vorübergehen. Ergreift man eine Opportunität, dann ist das ein Schöpfungsprozess, der von einem einzelnen Menschen ausgeht und nur von diesem Menschen ausgeübt wird. Opportunitäten zu erkennen, sind  das eigentliche Erbe des Lebens, für das wir unsere Kinder ausbilden, die Gabe, Momente zu erkennen, in denen uns das Leben etwas anbietet und wir daraus etwas machen können, oder wir lassen den Moment vorübergehen und nichts hat sich verändert. Auf meinem Weg durch das Leben habe ich oft solche Momente erlebt, und oft ist etwas entstanden, das noch heute besteht, oder widrige Umstände waren gegen mich und ich habe wieder verloren was schon sicher erschien.  Ich habe mich nie gefragt, ob das gerecht oder ungerecht war, es war das Leben, das sich mir in allen seinen Erscheinungen zeigte. Wenn wir etwas gewinnen wollen, müssen wir etwas riskieren, nur dann gibt es eine Opportunitäten für unser Leben.

Sonntag, 6. April 2025

Körper, Geist, Seele

Unsere Aufmerksamkeit gilt meistens dem Körper. Es geht  um Essen, Trinken, Sport und Lust. Wenn Krankheiten eintreten, dann weil wir in der einen oder anderen Richtung übertrieben haben. In den seltensten Fällen halten wir inne und werfen einen Blick auf das Wunderwerk Körper, auf das Zusammenspiel der Zellen, auf die Schönheit der Schöpfung, die sich in jedem Körper zeigt. -  Ein gleiches gilt für unsere Sinnesorgane. Sie  führen  uns in die Welt des Geistes, zu unserem Verstand. Wir glauben, dass unser Geist sich in unserem Gehirn befindet. Richtig ist, dass nur ein Teil des Geistes seinen Sitz in den Gehirnzellen hat. Wir vergessen, dass keine Zelle des gesamten Körpers leben würde, wenn nicht die gleiche Intelligenz  auch in jeder Zelle  wäre und ihre Funktionen steuern würde. Der Geist ist die Intelligenz unseres gesamten Zellkörpers und sorgt für das Zusammenspiel der Zellen. Und auch der Geist bedarf der ständigen Zuwendung, muss ständig wie eine Software gepflegt und aktualisiert werden, wenn er nicht veralten und irgendwann seine Funktionen einstellen  soll. Aber leider vernachlässigt ein Grossteil der Menschheit dieses wunderbare Geschenk der Natur,  vernachlässigt seinen Geist und stellt ihm nicht die Pflege zur Verfügung, die er bis ins hohe Alter  zu seiner Funktionsfähigkeit benötigt. – Und schliesslich die Seele. Ein guter Teil der Menschheit bezweifelt, dass es eine Seele gibt. Sie ist für sie selbstverständlich, sie ist das Leben, sie ist einfach da, entsteht mit der Geburt und endet mit dem Tod.  Dabei würde nichts ohne die Seele existieren.  Seele ist das Leben,  das gleiche Leben, das den ganzen Kosmos erfüllt.  Wir leben in der Seele, in  der Gesamtheit der Schöpfung,  und die Seele individualisiert sich in uns. Seele ist der für uns Menschen nicht fassbare Schöpfergeist, der in allem enthalten ist, auch in unserem Körper,  in jeder Zelle, in jedem Atom und Molekül.  Alles ist Seele, was existiert, alles ist durch die Seele miteinander verbunden, verdichtet sich in der Existenz, individualisiert sich und kehrt zurück in die Gesamtheit, im ewigen Rhythmus der Zeit. Die Wissenschaft hat erkannt, dass jeder Mensch zu 99% aus leerem Raum besteht, so wie wir diesen leeren Raum zur Kenntnis nehmen müssen, ohne ihn zu verstehen, so müssen wir die Seele wahrnehmen lernen, die uns erfüllt und uns umhüllt und das ist, was unsere Existenz ausmacht. Diejenigen unter uns Menschen, die die Seele nicht fühlen können, nicht die Sprache der Seele verstehen, nicht mit ihrer Seele kommunizieren, bekommen irgendwann ein Problem im Leben. Sie zweifeln am Sinn des Lebens, hören nicht die innere Stimme die zu ihnen  spricht, die sie im Gleichgewicht hält, die ihnen der treueste Gefährte im Leben ist. Die Seele war da, bevor wir die Welt betraten und ist noch da, wenn wir die Welt verlassen. Wir sind Teil der Seele und die Seele der Schöpfung ist ein Teil von uns. Die  Seele ist das Eigentliche in uns, Schöpferin von unserer physischen, individuellen Existenz, und gleichzeitig ist die Seele  Teil der Gesamtheit, die die ganze Schöpfung erfüllt. Das Ich und der Vater sind eins -  heisst es in den die alten Schriften. Man muss nicht religiös sein, um das zu verstehen. Wir sind Teil der Gesamtheit und Ewigkeit und  die Gesamtheit personifiziert sich in uns. Das ist das Geheimnis der Dreieinigkeit.