Sonntag, 9. November 2025

Ein grosses Missverständnis

Mich hat schon immer der Satz des Neuen Testamentes beschäftigt:  Das Leben verlieren, um das ewige Leben zu gewinnen. -  Ich kann doch nur etwas verlieren, was ich habe. Habe ich denn ein Leben, ist das Leben etwas Gegenständliches,  den Vorstellungen von Welt Zuzuordnendes, oder entzieht sich das Leben der menschlichen Vorstellungskraft und ist einer anderen Dimension zuzuordnen?  

Was mit  - Das Leben verlieren – gemeint ist, unsere Vorstellung von Leben,  ein Leben, das mir gehört, und das ich verlieren könnte.  Es geht nicht um den Verlust meines Lebens, sondern um den Verlust meiner Vorstellung von Leben. Unsere Vorstellung  von Leben geht davon aus, dass unser lebendiger Körper das Leben sei, und mit dem Tod des Körpers, das Leben sein Ende finde. Unsere heutige Wissenschaft hat uns geholfen zu verstehen, dass unsere Vorstellung von Leben und  Tod  falsch ist, dass mit dem Tod des Körpers kein Verlust eintritt, sondern nur eine Veränderung der energetischen Zusammenhänge.  Wir haben also schon unsere Vorstellung von  - Das Leben verlieren – geändert. Haben wir aber damit – das ewige Leben gewonnen -?  Auch dieser Teil des Satzes wurde missverstanden.  Wir können nicht etwas gewinnen, das wir schon haben, wir sind  Teil des Lebens,  eine Erscheinung des  Ewigen Lebens. Dieses Leben können wir nicht verlieren, weil wir es sind und immer waren, noch bevor diese Welt entstanden ist  - und noch sein werden, wenn es nicht mehr die Menschheit gibt, und  auch diese Welt in all ihren Erscheinungsformen nicht mehr existiert.

Wenn wir unsere falschen Vorstellungen von  Leben  verlieren, dann offenbart sich das  ewige Leben in seiner ganzen Fülle in uns, als das, was  keinen Anfang und kein Ende kennt, als das allgegenwärtige Alles, dessen Teil wir sind.-  Unser menschlicher Verstand verlangt nach Beweisen für das Leben. Gibt es einen Beweis für Luft und Wasser – ist die Zusammensetzung von Luft und Wasser der Beweis ? - Nein, denn unsere Fragekette geht weiter und endet an dem Punkt, an dem Erklärungen aufhören. So ist es auch mit dem Leben, es ist und ist in Allem erkennbar, aber nicht sichtbar, es entzieht sich der Dimension des menschlichen Denkens. Wir brauchen keinen Beweis für das Leben, wir sind das Leben,  und wenn Leben das ist, was wir  Gott nennen,  dann brauchen wir auch keinen Gottesbeweis. Wir sind Teil dessen, was wir Leben oder Gott nennen. – So wenig wir das Leben verlieren können, weil wir es nicht haben, sondern das Leben sind, - können wir  Gott nicht  verlieren, weil Gott und das Leben  eins sind.


Freitag, 7. November 2025

Eine Welt von Egomanen

Krankhafte Egos scheinen für den Zustand der Welt verantwortlich zu sein. Nicht nur die einzelnen Egomanen an der Spitze von Staaten in Ost und West.  Auch die kollektiven Egos, die sich in allen Gesellschaften bilden, sind für die Missstände in vielen Ländern der Welt verantwortlich. Gemeinsam scheint ihnen zu sein, dass sie sich im Besitz der Wahrheit wähnen. Wenn früher Pest und Cholera, und natürlich Kriege,  die halbe Menschheit hinrafften, sind es ab dem 20.Jahrhundert die kollektiven Egogesellschaften, die unter der Fahne von Ideologien, Theorien und Religionen glauben im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein, und sich berechtigt fühlten, Tod und Verderben über ihre Mitmenschen zu bringen. So wie für den einzelnen Menschen sein Ego der grösste Feind ist, so ist auch in Völkern das Gruppenego der grösste Feind der Menschheit.

Kaum haben wir in unserem Land die furchtbaren Erfahrungen des 1. Und 2. Weltkriegs hinter uns, bilden sich schon wieder Gruppen und Parteien, die sich im Besitz der absoluten Wahrheit wähnen. Die Linken und die Rechten scheinen nichts begriffen zu haben. Niemand ist im Besitz der absoluten Wahrheit. Weder politische Richtungen noch Religionen noch Staatssysteme. Noch immer gelten die grossen Prämissen der französischen Revolution:  Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit für alle Menschen.  

Wer aber richtet sich schon nach diesen Prinzipien?  Wir erlauben in Europa die Einwanderung von Gesellschaften, die unter religiösen Wahnvorstellungen leiden, die die Unterdrückung der Frauen propagieren und die Unterwerfung ihrer Mitmenschen unter  mittelalterliche Glaubensvorstellungen fordern. In Russland ist ein Egomane an der Spitze des Staates, der die alte Unterdrückung dieses Vielvölkerstaates  wieder herstellen will. In China  ist eine freie Meinungsäusserung nicht möglich, Recht hat nur die Partei,  -  kollektive Egomanie, wohin wir auch schauen. Die Erfahrungen der Vergangenheit scheinen vergessen zu sein, die Fehler  der früheren Generationen setzen sich fort. Die Demokratie scheint auch kein Allheilmittel zu sein. Das haben schon die alten Griechen begriffen. Immer wieder gelingt es Egomanen die Macht zu ergreifen.  So pendelt die Welt weiter zwischen den ewigen Wahrheiten und dem, was kranke Egos der Menschheit als Wahrheit verkaufen wollen.

Donnerstag, 30. Oktober 2025

Suchen und Finden

Wenn ich nach meiner Brille suche, dann weiss ich, dass ich die Brille verlegt habe. Wir müssen verstehen, dass wir nur nach etwas suchen können, was schon da ist. Sonst wäre uns gar nicht bewusst, dass uns etwas fehlte.  Nicht anders ist es, wenn wir nach dem  Sinn des Lebens suchen, oder nach dem, was wir Gott nennen,  oder nach dem  «Wer bin ich?».  Alles ist schon da, wir wissen nur nicht, wo wir danach suchen sollen.

Und so ergibt es sich, dass wir viele Jahre unseres Lebens auf der Suche sind. Die einen suchen nach Wissen, die anderen nach Weisheit, andere nach materiellem Erfolg, nach Anerkennung. Wieder andere suchen nach privatem Glück, nach  Liebe und Familie.

«Wer suchet der wird finden», sagt uns die Bibel. Das ist ein grosses Wort. Es weist darauf hin, dass alles vorhanden ist, alles, was uns unsere kühnsten Träume versprechen können. Es ist nicht irgendwo vorhanden, es ist in uns selbst vorhanden.  Jedes Lebewesen trägt das gesamte Potential der Schöpfung in sich. Selbst die Amöbe, die wir möglicherweise einst waren, hatte schon  die Präsidentschaft in sich getragen, die sie heute ist.

So sucht der Mensch seit jeher  nach Schönheit, nach Liebe, nach Erfolg, nach Besitztümern, - aber auch nach Erkenntnis, nach dem Sinn seines Lebens, nach dem Göttlichen.  Alles das ist ihm  mit seiner  Geburt mit auf den Weg gegeben worden, ging aber auf seinem Weg in das Leben verloren, geriet in die Vergessenheit und wartet darauf wieder gefunden zu werden. Wahrscheinlich werden viele Menschen sagen, sie hätten vieles von dem nicht erhalten, von dem hier die Rede ist.- Sie irren sich.  Sie sollten sich daran erinnern, dass in jeder Zelle von ihnen die gesamte Information der Schöpfung verborgen ist, das gesamte Wissen, das  ihn und diese Welt ausmacht, ein unermesslicher Schatz, der von jedem Einzelnen von uns gehoben werden kann. Wir haben nur vergessen, was uns  an Gaben mitgegeben wurde,  und niemand hat uns beigebracht, wo wir hinschauen sollten, wo mit unserer Suche beginnen. - Aber wenn wir zu den Menschen gehören, die sich erinnern können, dann werden wir auch alles das finden, was anscheinend verloren ging, jeder das, was ihm am wichtigsten für sein Leben ist.

 


Sonntag, 26. Oktober 2025

Ein authentisches Leben

Für mich ist eine der wichtigsten Eigenschaften des Menschen, seine Authentizität. Darunter habe ich immer verstanden, Menschen die im Einklang mit ihrem Denken, Fühlen und Handeln stehen. Ich habe immer akzeptiert, wenn die Werte eines anderen Menschen, nicht mit meinem eigenen Wertesystem übereinstimmten, das Wesentliche ist für mich, dass die Werte des Anderen glaubwürdig und offen vertreten werden und in Übereinstimmung mit einem Wertekodex stehen, der den Menschen ein Zusammenleben in Frieden, Freiheit und Eintracht ermöglicht. In meinem Leben spielten Faschismus und Kommunismus, aber auch Sozialismus eine grosse Rolle, auch Diktaturen, Wertesysteme, die ich immer auf das tiefste abgelehnt habe. Sie haben verhindert, dass ein grosser Teil der Menschheit authentisch leben konnte, und hatten Tod und Vernichtung im Gefolge.

Vielleicht habe ich es mir zu einfach gemacht, wenn ich die Menschen in authentische und nichtauthentische Personen eingeteilt habe.  Für mich selbst habe ich immer in Anspruch genommen, authentisch zu leben, mehr zu sein als zu scheinen, im Einklang mit meinem inneren Wertesystem zu sein, meine Kinder und Partner in diesem Sinn zu beeinflussen und mein eigenes Leben nach meinen Vorstellungen auszurichten. Der äussere Schein war mir nie wichtig, obwohl sich das Meiste, das ich in meinem Beruf anfasste, sich positiv entwickelte und erfolgreich wurde. Für mich war nie entscheidend, welche äusseren Titel, Würden und Anerkennungen andere Menschen hatten. Wichtig war mir immer das innere Format des anderen Menschen. Ein gutes Beispiel eines authentischen Menschen war mein Bruder Arnim. Schon als kleiner Junge war sein Leben bereits als bedeutender Sprachwissenschaftler erkennbar. Nach aussen hin war er nicht auf Ämter und Würden bedacht, hat aber die Linguistik seiner Zeit geprägt.  Sein Äusseres hat ihn so wenig interessiert, dass er sich zu seiner Antrittsvorlesung eine Jacke von mir leihen musste. Für ihn galt immer, Mehr Sein als Scheinen.  

Für mich ist der Mensch authentisch, der im Einklang mit seinen Fähigkeiten lebt. Das gilt für den Handwerker, wie für die kaufmännischen Berufe, bis hin zu den akademischen Bereichen. Wer seine Talente nutzt und etwas aus seinem Leben macht, Erfolg hat, sowohl im Beruf wie in seiner Familie, ist ein authentische Mensch, der zum Wohl seiner Umwelt lebt. Es kann nicht jede Spitzenleistung bringen, jeder kann nur die Talente verwalten, die ihm auf seinem Weg zur Verfügung stehen. Ich habe immer alle Menschen geachtet, die in ihrem Bereich ihr Bestes gaben. In allen Berufszweigen, mit denen ich je in Berührung kam, konnte ich sofort erkennen, wer mit Liebe und Sorgfalt seine Arbeit erledigte, - ich erkannte sie als meine Brüder und Schwestern im Geiste.

Es gibt keine verlässlichen Zahlen über Menschen die authentisch, sich selbst leben, und die Menschen, die sich an andere anhängen und nur passiv in der Gesellschaft mitlaufen. Wenn wir die Tagespresse lesen, kommen wir zu dem Schluss, dass sich ein Grossteil unserer Mitmenschen dem modernen Wohlfahrtsstaat anvertraut, Forderungen an die Gesellschaft stellt und sich keine Mühe gibt, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das gilt auf allen Ebenen. Je mehr die Gesellschaft dem Wohlstandsdenken der modernen Sozialstaaten verfallen ist, desto geringer ist die Leistungsbereitschaft geworden und das Gefühl, selbst für das eigene Leben verantwortliche zu sein. Ich habe in vielen Bereichen des Lebens, im In-und Ausland gearbeitet. Ich habe die wunderbarsten Menschen in allen Berufen kennengelernt, im Dienstleistungsgewerbe und auch in der Landwirtschaft. Wer mit Liebe seinen Beruf machte, seine Familie ernährte und sich auf sich selbst verliess, und nicht die Verantwortung anderen überliess, den empfand ich immer als meinen Bruder im Menschsein. Jeder kennt aber auch die Menschen um sich, die keine Verantwortung übernehmen wollen, sich stets auf die Anderen verlassen, und auf Kosten der Allgemeinheit leben wollen. Sie haben nicht begriffen, was authentisches Leben bedeutet.

 

 


Sonntag, 19. Oktober 2025

Tod und Auferstehung

Der Tod ist ein Thema, das aus unserem Leben weitgehend verdrängt wird. Eigentlich sollten wir an den Tod gewöhnt sein, denn unser ganzes Leben sterben wir. Jeden Tag sterben Millionen von Zellen, alle 3 Monate erneuern sich so viele Zellen wie der ganze Körper besitzt. Das Thema Tod ist trotzdem  aus unserem Denken verdrängt. Eine unerklärliche Angst hält uns davon ab über den Tod nachzudenken.

Die erste Frage, die wir uns stellen sollten:  Was stirbt?  Für den Wissenschaftler ist es unser Zellkörper. Aber schon stellt sich die Frage, was geschieht aus den Atomen und Molekülen, den Energieteilchen, aus denen unser Körper besteht – Keine Energie stirbt, sie ändert nur ihre Erscheinungsform?

Was geschieht mit der Seele des Menschen. Nicht nur die Religionen, fast alle Menschen glauben an eine Seele.  Die Religionen haben sich der Seele bemächtigt. Die östlichen Religionen gehen von einer Seelenwanderung aus. Die westlichen Religionen  glauben an eine einmalige Existenz der Seele, die  nach dem Tod des Körpers auf ein jüngstes Gericht wartet.

Viel überzeugender ist für mich die Idee eines einheitlichen Schöpfergeistes, der die ganze Schöpfung erfüllt, dessen Teil auch der Mensch ist. Der Schöpfergeist ist in jedem Menschen enthalten, ohne ihn würde der Mensch und die ganze Schöpfung nicht entstehen. Nur dem Menschen ist es gegeben, diesen Schöpfergeist in allem zu erkennen.

Anders als der Mensch glaubt, findet die Geburt des Menschen schon vor seiner physischen Entstehung statt, es ist der individualisierte Geist, in den die physische Entstehung des Menschen hineinwächst. Erst im Tod entlässt unser Geist die physischen Komponenten des Körpers. Wir wissen nicht, ob der Schöpfergeist  bei unserem physischen Tod in die Gesamtheit zurückkehrt oder eine neue Gestalt annimmt. Bei unserem Tod stirbt nur der Teil von uns, den wir die Welt nennen, die physische Existenz. Unsere Seele aber entscheidet, ob sie zurück in die Einheit findet oder neue Gestalt annimmt.

Mit unserem Tod fallen alle Formen von Bewertungen von uns ab, die unser physisches Leben bestimmen. Es gibt kein Gut und Böse mehr, kein Jung und Alt, keinen Tod und keine Zerstörung, kein Fromm und keine Sünde. Als Teil des Schöpfergeistes entscheiden wir selbst, ob wir mit der Schöpfung unseres vergangenen Lebens zufrieden waren, und welchen Weg wir gehen wollen. Ich sehe unser menschliches Leben nur als kleinen Teil  des gewaltigen Schöpfungsprozesses und unsere Seele als Teil der Gesamtheit, die diese Schöpfung bestimmt. Wir brauchen keine Angst vor dem Tod zu haben, es erwartet uns nicht ein Richter, der unsere Sünden bestraft, allenfalls die bessere Einsicht,  die uns motiviert im nächsten Leben vieles anders zu machen.

Samstag, 4. Oktober 2025

Gedanken zur Ernährung 2

Die Mehrheit der Menschheit in den modernen Zivilisationen denkt bei ihrer Ernährung nur an das Essen, das auf den Tisch kommt. Kaum einer ist sich bewusst, dass er nicht nur aus Materie und Energie besteht, sondern auch aus einer Seele, aus dem Geist,  der Träger jeglicher Materie ist. Wer ist sich schon bewusst,  dass unsere Seele auch Nahrung benötigt, und ohne diese Nahrung verkümmert, genauso wie jeder Körper, der unzureichend ernährt wird.

Wenn wir Kinder sind, ernähren wir uns nicht nur von der Muttermilch, sondern auch von der Liebe, die mit der Muttermilch in uns hineinfliesst, ernähren uns von der zärtlichen Zuwendung unserer Mütter. Wenn Mütter früher bei der Geburt starben, übernahmen Ammen diese Funktion, und zogen die Babys an ihrer Brust gross. Ihre Liebe zum Säugling ersetzte die Mutterliebe, und der kleine Mensch konnte in Liebe aufwachsen. Wer in Waisenhäusern gross werden musste, entbehrte dieser Liebe und Zuwendung, seine Seele verkümmert und konnte sich nicht entfalten. Es ist die Liebe, die unsere Seele braucht, um gesund aufzuwachsen.

Auch die Seele des erwachsenen Menschen braucht ständig Nahrung. Wir finden diese Nahrung in unseren Gedanken, in unseren Gebeten, in der Meditation. Die wichtigste Nahrung unserer erwachsenen Seele  ist die Stille, der Moment, wenn wir Stille in uns eintreten lassen, jeden Gedanken aus unserem Kopf verdrängen und in uns hineinhorchen, auf die Stimme unserer Seele hören, auf die Stimme, die unsere Ohren nicht hören können, aber unser Herz . -  Viele Menschen nehmen sich nicht mehr die Zeit, Stille in sich eintreten zu lassen, mit ihrer Seele zu sprechen. Sie sind auf die Stunden des Schlafes angewiesen, wenn sich unsere Seele  mit ihrem eigentlichen Zuhause verbindet, ihre Erlebnisse des Tages verarbeitet und Kraft schöpft, für den nächsten Tag.

In fast allen Artikeln die wir täglich in den Medien über unsere Nahrung vorgesetzt bekommen,  vermisse ich diesen Aspekt unserer geistigen Ernährung, die für die Menschheit genauso wichtig ist, wie unser tägliches Brot. Erst wenn wir erkennen, dass unser Körper der Tempel der Gottheit ist, einer Gottheit, die wir Leben nennen,  kommen wir der eigentlichen Wahrheit über unser Menschsein näher. - Wenn in der Antike von Gottheiten die Rede war, denen Opfer zu bringen waren, dann waren symbolisch die Gottheiten gemeint, die in uns und in allen Lebewesen sichtbar sind.  Mit Opfern waren die geistige und physische Ernährung  gemeint, die wir unserem Körper und unserer Seele täglich darbringen. Wenn in den Tempeln die Opfer  zelebriert wurden, sollte dies eine Erinnerung   sein,  täglich seiner Seele und seinem Leib die notwendige Nahrung zu geben. - Noch heute wird in den Kirchen des Abendlandes das Opfer symbolisch gefeiert. Es ist der magische Moment des Gottesdienstes. Materie verwandelt sich in Geist.  Es soll uns an unsere Doppelnatur erinnern, an unsere Bestimmung, unseren Körper in Geist zu verwandeln, das Schicksal aller Lebewesen, die den Weg der Evolution gehen. - Nur ein Gleichgewicht von geistiger und körperlicher Nahrung erhält unsere körperliche und geistige Gesundheit;  daran erinnert uns das alte ehrwürdige Opfer der Verwandlung.

Gedanken zur Ernährung 1

Immer mehr Menschen machen sich Gedanken zu ihrer Ernährung. In sehr armen Volkswirtschaften greift der Mensch nach Allem, was ihm sein Leben sichert, ohne sich Gedanken zu machen, aus was die Nahrung besteht. In der westlichen Welt ist  die industrielle  Verarbeitung der Nahrungsmittel so weit fortgeschritten, dass schon keiner kaum mehr erkennen kann, was er gerade isst. Wenn ich eine fertige Pizza esse, ist mir nicht mehr bewusst, dass sie aus dem Korn besteht, dass auf den Feldern wogte, oder aus den köstlichen Tomaten, die einst am Strauch hingen und darauf warteten von uns gepflückt zu werden.Niemand macht sich Gedanken, dass auch die Pflanze, die wir gerade essen, aus der gleichen Materie bestehen, aus der wir selbst geschaffen sind. Keiner denkt darüber nach, dass der gleiche Geist, der uns selbst erfüllt auch die Pflanze erfüllt hat. Gedankenlos nehmen wir Materie in uns auf, und sind uns nicht bewusst, dass diese auch den Schöpfergeist enthält, der diese Materie geschaffen hat.

Noch viel deutlicher wird uns der Doppelcharakter von Geist und Materie  in unserer Ernährung bei Fleischkonsum. Den frühen Menschen war bewusst, dass sie einem Tier das Leben nehmen mussten, wenn sie auf die Jagd gingen. Vielleicht sind  die frühen Bilder in den Höhlen, in denen unsere Vorfahren lebten, die magischen Beschwörungen des Lebens, das sie einem Tier nahmen. Heute schieben wir uns gedankenlos ein Stück Fleisch in den Mund, essen eine Wurst, ohne daran zu denken, dass wir auch ein Stück Leben essen, dass einem anderen Lebewesen gehörte.

In den vielen Büchern und Sendungen über unser Essen,  vermisse ich diesen Aspekt unserer Ernährung. Im Kreislauf der Ernährung erhält nur Leben das Leben. Die Materie die wir aufnehmen ist von Leben erfüllt, die Materie erhält  unseren materiellen Körper, das Leben in der Nahrung aber fliesst in unser Leben. Wenn wir heute versuchen, wieder bewusster zu essen, dann sollten auch die Bilder mit von uns gewürdigt werden, die wir zu uns nehmen, die stillen Pflanzen, die zu uns sprechen, wenn wir sie essen, die schon zu uns gesprochen haben, wenn wir sie in der Natur sahen, und die Tiere, die früher mit uns in unseren Häusern lebten und heute in seelenlosen Fabriken gezüchtet werden, nur um uns zur Nahrung zu dienen .

Früher dachte man im Tischgebet über die Nahrung nach, die auf den Tisch kam. Heute stopfen sich die Menschen gedankenlos die Nahrung in den Mund, ohne über das Leben nachzudenken, dass sie gerade zu sich nehmen.  Es wäre schön, wenn die Menschen,  die über unsere Ernährung schreiben, diesen Aspekt des Lebens, das wir mit unserem Essen zu uns nehmen, mehr würdigen würden.

Mittwoch, 24. September 2025

Leben in der Fülle

Die Meisten von uns verstehen Fülle nur als  Fülle von Geld, Macht, beruflichen Erfolg, körperlicher Gesundheit. Einige Wenige sind zufrieden, wenn sie die Seele in Fülle erleben . Dann gibt es noch die Fülle des Geistes, die Fülle des Lebens,  ohne dass uns diese Fülle bewusst wird.  

Wenn wir geboren werden, leben wir in der Fülle des Seins. Wir leben in der Fülle der Liebe unserer Familie,  der Harmonie mit unserer Mutter, wir erleben die Fülle des unbegrenzten Potentials der Schöpfung, das in uns in die Welt tritt  und  in uns zum Leben erwacht. Erst langsam tritt mit den ersten Jahren das Bewusstsein von Welt in uns ein. In uns erwacht der  Forscherdrang, wir wollen alles wissen, alles erforschen – am Anfang   in unseren Spielen, dann   lernen wir die Welten unserer Eltern kennen, die Welten von anderen Kindern, in  Kindergärten und Schulen. Unsere Welt erweitert sich mit unseren Jahren und zunehmenden Wissen. Die Welt der Geborgenheit wird immer kleiner, je mehr die Anforderungen der Welt an uns wachsen.   Das Paradies unserer Kindheit,  in der Liebe unserer Eltern,schwindet langsam dahin, und die Forderungen des Alltags werden höher.  Die Welt, in der wir Anfangs lebten, ist dahin, aus unserer Wahrnehmung entschwunden.  

Dabei hat die Fülle uns niemals verlassen. Wir brauchen nur unseres Körpers bewusst zu sein, wie er täglich, ohne zu klagen, seine Funktionen erfüllt. Wir nehmen das als selbstverständlich hin, machen uns keine Gedanken darüber, woher die Kraft kommt, die unser Körper in sich hat, um uns durch das Leben zu tragen. -  Wir erleben täglich wie unser Geist, unser Verstand funktioniert,  wenn wir unsere Aufgaben erfüllen. -  Und wenn wir Emotionen verspüren, Liebe, Freude und Frieden,  dann sind dies Geschenke, die nicht selbstverständlich sind, sondern uns zeigen sollen, was das Leben von uns erwartet.

Die Fülle  der Natur um uns und in uns  sollte uns täglich zum Staunen bringen,  sie ist in allem vorhanden, in uns selbst, in der ärmlichsten Hütte und dem grössten Palast. Sie ist ein Geschenk des Seins an  die Welt. - Wo ist es hin, dieses Staunen, das wir in unserer Kindheit erlebt haben?  Ist die Schönheit der Schöpfung während unseres Lebens verloren gegangen, ist unser Körper nur zu einem Wesen verkümmert, in dem wir ängstlich nach Krankheiten forschen, oder ist unser Geist so beschränkt geworden, dass er sich nur mit banalen Vergnügungen zu beschäftigen sucht?  Haben wir vergessen, was uns ausmacht, unser Sein, unser Leben, das wir als Kinder jeden Tag auf das Neue erleben durften? Brauchen wir  Philosophen, die von Seinsvergessenheit sprechen, um uns zu erinnern, wer wir sind? - Es reicht, wenn   wir   nur jeden Tag  bewusst durch das Leben gehen, und die Fülle wahrnehmen, die in uns und um uns ist, dieses grosse Geschenk  des Lebens an uns,   um den ganzen Reichtum zu empfinden, der uns umgibt. Wie können wir etwas vergessen, das uns ausmacht  und uns in Allem begegnet? Es ist das Seinsbewusstsein, das uns die ganze Fülle  des Lebens schenkt, das grösste Geschenk, das uns die Natur gemacht hat.


Sonntag, 14. September 2025

Glück oder Fähigkeiten

Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, frage ich mich, ob die Ereignisse und meine Entwicklung eher durch Glück oder durch Fähigkeiten bestimmt waren. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass beides zusammenkommen musste, damit mir vieles gelang. Da es nicht nur mir so ging, sondern auch meinen Brüdern, die jeder in ihrer Art ein bemerkenswertes Leben hatten, muss schon von unseren Eltern eine Prägung und ein Einfluss ausgegangen sein, der für unser Leben bestimmend war. Es kann nicht allein Genetik sein, die von den Wissenschaftlern oft als Ursache für unsere Begabungen gesehen werden. Es sind auch nicht nur die Eltern, die in uns etwas Besonderes sehen.

Wichtig ist auch die Umgebung, in der wir aufgewachsen sind. Die Möglichkeiten, die uns geboten wurden, und die Unterstützung, die wir erhalten haben, spielten eine entscheidende Rolle. Unsere Eltern haben uns nicht nur gefördert, sondern auch inspiriert, unsere Träume zu verfolgen und an uns selbst zu glauben. Die Kombination aus Unterstützung und Inspiration  hilft uns, unsere Fähigkeiten zu entwickeln und unsere Ziele zu erreichen.

Glück spielt oft eine Rolle, wenn es darum geht, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Nicht nur ich kann von zufälligen Begegnungen berichten oder unerwarteten Gelegenheiten, die meinen Lebensweg entscheidend beeinflusst haben. Glücklichen Zufälle können aber nur dann genutzt werden, wenn man bereit ist, die Chancen zu ergreifen und das Beste daraus zu machen.

Es ist wohl eine Mischung aus Glück, Fähigkeiten und der richtigen Unterstützung, die uns zu dem macht, was wir sind. Ich bin immer dankbar für die Chancen gewesen, die mir geboten wurden, ich habe Rückschläge gehabt, aber nie aufgegeben. Das gilt für jede Ebene, unsere persönlichen Beziehungen, unsere beruflichen Fähigkeiten;  es gilt unsere angeborene Neugierde Neues zu erproben nie zu verlieren und hart daran zu arbeiten, unsere Ziele zu erreichen. Wir sind nicht dazu geboren, immer auf der Stelle zu treten, die ganze Welt ist unsere Heimat, und wohin wir auch kommen, und was immer wir auch tun, die Schöpfung bietet uns unzählige Möglichkeiten, an der Evolution der Natur und der Menschheit mitzuwirken. Nur so können wir das Beste aus unserem Leben machen und unsere Träume verwirklichen. Glück und Fähigkeiten sind die zuverlässigen Begleiter auf unserem Weg.

Samstag, 13. September 2025

Das geheimnisvolle Selbst

Das Wort  Selbst  als Substantiv oder auch als Adjektiv ist eines der geheimnisvollsten Worte unserer Sprache. Nur einige Beispiele:  selbstbewusst, selbstständig, selbstlos, selbstsicher, selbstverliebt, selbstkritisch; oder auch Selbstkritik, Selbstzweifel, Selbstheilung, Selbsttäuschung. Diese Aufzählung lässt sich noch mit vielen Beispielen fortsetzen.

Eigentlich geht es immer um mich selbst, um das, was mich ausmacht. Es geht mir um die Ent-deckung dieses Wortes, das ein Wegweiser für unser Leben zu sein scheint. Zu allen Zeiten haben die Philosophen über unser Selbst nachgedacht. Allen ist gemeinsam die Doppelnatur unseres Selbst,  als Wesenheit dieser Welt, Teil der Schöpfung, und auch als  Seele, Teil des Schöpfergeistes, Teil des Dao, Teil des Göttlichen. Das gilt sowohl für die westliche als auch die östliche Philosophie.

Wie Faust habe ich mein Leben lang  versucht meinem wahren Selbst näher zu kommen. Nicht überzeugt bin ich von Wittgenstein, der das Selbst nur als Sprachkonstrukt bezeichnet, nicht von Kant, der mich nur als moralisch denkendes Wesen sieht.  Eher sehe ich mich, mit Aristoteles als Einheit von Körper und Seele,  und mir liegen auch die östlichen Weisheitslehren, ohne dass ich mich einer Lehre je anschliessen könnte. Alle Lehren enthalten Wahrheiten, und alle Lehren enthalten niemals die ganze Wahrheit. Die ganze Wahrheit ist nur der ewige Wandel, der Wandel des Kosmos und der Wandel des Göttlichen. Kosmos und Gottheit sind eins und alles, was ist, auch unser Selbst ist in ewiger Einheit mit dem Alles, und das Alles befindet sich im ewigen Wandel der Zeiten. Für mich ist das Selbst ein grosses Geheimnis, das wir Menschen nicht lüften können. Ich könnte mir vorstellen,  dass auch der Schöpfergeist auf unsere Fragen nur antworten würde,  Selbst ist die Vielfalt der Schöpfung das ewige Werden und Vergehen,  das ewige Leben.

Donnerstag, 11. September 2025

Mein Testament

Als Juristen lernen wir, unseren letzten  Willen zu Papier zu bringen.  Papier ist ein geduldiger Gefährte. Es ist nicht mehr als Papier und die Worte, die wir schreiben,  sind nicht mehr Wert als die Gedanken, die uns auf unserer Reise durch die Welt begleiten. Wenn ich auf die Welt schaue, die meine Welt ist, die ich als Teil des Schöpfergeistes erschaffen habe, dann begreife ich mich als  kleiner Teil des Gesamten.  Ich weiss, dass ich mein Möglichstes getan habe auf dieser Welt. Nie habe ich geruht, nicht immer das Gleiche wiederholt,  sonder  immer versucht Neues zu schaffen, an der Schöpfung mitzuarbeiten, an der Evolution der Welt mitzuwirken. Ich hinterlasse meinen Kindern ein Wenig von meiner  Welt, aber ganz viel vom Himmel, dessen Teil wir sind. Der Himmel ist der Schöpfergeist, der in uns wirkt .  Wir sind und bleiben immer Teil des Geschaffenen und Teil  der Gesamtheit. Und wenn wir die Ebene der Welt verlassen und in unsere eigentliche Heimat zurückkehren, dann ist der geistige Teil von uns das Erbe, das wir unseren Nachfahren zurücklassen, nicht die weltlichen Güter, um die man sich streitet. Wenn wir nicht mehr der Teil der Schöpfung sind, den wir Welt nennen, dann werden wir wieder Teil des Himmels sein,  denn wir sind beides, Himmel und Erde, Geist und Welt,  auch wenn es uns oft anders erscheint. Wir verlassen nicht diese Welt, in der wir sichtbar waren, wir sind in Allem und in Allen enthalten, was und wen wir zurücklassen, sprechen in den Menschen, die uns nahestehen, so wie auch unsere Vorfahren unser ganzes Leben zu uns gesprochen haben und immer nahe  an unserer Seite waren. Mein Geist ist mein wahres Erbe, wenn ich gehe, nicht die kleinen Teile von Welt,  die ich hinterlasse. Es ist mein Geist, der in meinen geliebten Menschen immer sprechen wird, solange sie leben, ich bin der Gefährte, der sie nie versassen wird, der auch weiter liebevoll an ihrer Seite ist, bis an das Ende unserer Tage.


Samstag, 6. September 2025

Rollenspiele

Ich habe schon früh über Rollenspiele nachgedacht. Bei meinen Enkeln beobachte ich, wie sie schon in frühen Jahren ihre Rollen spielen. Sie sind Kaufleute, Mütter, die sich um ihre Puppenkinder kümmern, Eheleute, die uns Erwachsene nachahmen, Gangster, Sheriff, Abenteurer, kaum etwas wird ausgelassen. Ich frage mich, woher sie diese Rollen kennen, wir Erwachsenen haben ihnen mit Sicherheit diese Rollen nicht vorgespielt. Fernsehen hat es früher nicht gegeben, und in meiner Kindheit kannten wir trotzdem diese Rollen. Kennen wir diese Rollen vielleicht aus früheren Leben?  Irgendwann übernehmen wir in unserem erwachsenen Leben eine oder mehrere dieser Rollen und identifizieren uns mit ihnen. Wir glauben, wir wären ein Professor, ein Geistlicher, ein Unternehmenslenker,  ein Schriftsteller oder ein Künstler. Spielen uns unsere Sinne da einen Streich?  Sind wir vielleicht etwas anderes als das, was uns unsere Fantasie uns als unsere Rolle vorspielt und warum glaubt unsere Umwelt, wir wären die Rolle, die wir spielen? 

Im Buddhismus gibt es die Übung, die Rolle abzustreifen, die wir glauben zu sein. Der Buddhist verlässt seine Rolle und wird ein Mönch, der durch die Strassen zieht, und mit einer Schale um Almosen oder Nahrung bittet. Ist das nicht eine wunderbare Übung, die uns auf die Essenz unseres Lebens zurückführen kann?  Ist es vielleicht nur eine Rolle, die alte Sitten und Bräuche dem Mönch gebieten?   Wir brauchen  nicht eine so radikale Übung, den Bettelmönch darzustellen, um uns auf unser Menschsein zurückzubesinnen. Es reicht, wenn wir am Abend, in der Stunde des Schlafengehens,  uns an das Bett unserer Kinder setzen, Stille eintreten  lassen, alle Rollen dieser Welt abstreifen,  auch unser Mutter- und Vatersein, und mit unseren Kindern die Welt der Träume  zu betreten, die Welt des Gebetes, und mit ihnen die Räume kennen lernen, in denen es keine Rollen mehr gibt, und wir nur  eins sind mit unseren Kindern und dem Schöpfergeist, der uns in dieser Stunde ganz nahe ist.

Bei mir sind es die Morgenstunden, wenn ich aus dem Schlaf erwache, wenn die Welt noch still ist, und vor mir der Tag mit seinen unendlichen Möglichkeiten liegt. Gerade war ich noch in der Nichtwelt, in der Welt der Träume, an die ich mich  kaum mehr erinnern kann. Wenn  die Wissenschaftler unsere Gehirnströme in der Zeit des Schlafes messen, erzählen sie uns nur einen Teil der Wahrheit, wenn sie Aktivitäten feststellen.  Im Schlaf kehren wir in unser wirkliches Leben zurück. Wir verarbeiten, was die Welt des Tages mit sich gebracht hat, und sammeln die Lebensenergie, die wir für den nächsten Tag brauchen. Im Schlaf sind alle Rollen von mir abgefallen, die der Tag vielleicht von mir verlangte.  Ich kehre in mein eigentliches Sein zurück.  Manche sagen, wir sterben einen kleinen Tod. Es ist ein kleiner Tod, wenn die Rollen sterben. Und  nichts anderes haben wir zu erwarten, wenn wir endgültig die Rollen abgeben, die diese Welt mit sich gebracht hat und in die Ebene überwechseln, in der es keine Rollen gibt,  und wir wieder in unsere wahre Gestalt erhalten.  

Samstag, 30. August 2025

Gefährten des Lebens

Jeder Mensch wird in seine eigene Welt geboren. Der Schöpfergeist verwirklicht sich in jedem von  uns. Wenn wir das Haus unserer Eltern verlassen,  verwirklichen wir,  jeder  in seiner Art,  die Evolution der Schöpfung. So entstehen die vielen Welten nebeneinander, jede Welt für sich, und gleichzeitig berühren sich alle diese Welten, beeinflussen sich, verbinden sich, trennen sich und wenn ein Geschöpf abtritt von dieser Bühne, hat es seinen Anteil an der Schöpfung geleistet, ein jedes nach seiner Art und nach seinen Fähigkeiten.

Wenn sich zwei Menschen entscheiden, ihr Leben miteinander zu verbinden, hängt viel von den gegenseitigen Erwartungen ab. Wenn wir keine Erwartungen an unseren Gefährten haben, dann machen wir alles richtig. Erwartungen führen zu Enttäuschungen. Wenn der Sinn unseres Lebens die Evolution der Schöpfung ist, dann können wir  Ansprüche an das Leben nur an uns selbst richten, nicht an den Anderen. Eine gute Beziehung  zwischen zwei sich berührenden Welten wächst nur, wenn jeder seiner eigenen  Einswerdung  entgegenstrebt. Wir müssen uns selbst und das Leben in uns lieben lernen, wenn wir Liebe einem anderen Menschen schenken oder von ihm erfahren wollen. Liebe ist immer gebend und verlangt nicht nach einer Gegenleistung.

Wenn wir  unser eigenes Leben betrachten, dann ist es immer der eigenen Welt gewidmet. Wir folgen unseren   inneren Gesetzen und nutzen unsere Talente. Fehler machen wir alle,   sie sind nur Schritte in unserem Lernprozess. Die Familie  ist dabei eine wichtige Station auf unserem Weg. Es ist der Moment, wo wir unsere Evolution zurückstellen und uns den Welten unserer Kinder widmen.  Unsere Welten berühren sich in dieser Zeit besonders stark, aber wenn die Kinder unsere Welt verlassen, verwirklicht  jeder sein eigenes Schicksal.  Sie benötigen nicht mehr unsere Hilfe.  

Als Menschen sind wir in die Polarität der Welt geboren, und  alle Pole streben wieder die Einheit an. Die Gefährten unseres Lebens werden vom Schicksal ausgesucht.  Sie  sind immer die Menschen, die wir für unsere  Lebensphase brauchen, in der wir uns befinden. In dem Wort Gefährte  ist nicht nur das Wort Gefahr enthalten, sondern auch das Wort fahren. Mit unseren Gefährten fahren wir nicht nur gemeinsam durch die Welt, wir bewältigen auch alle Gefahren gemeinsam. Es sind weniger die Gefahren von aussen, als die Gefahren von innen, die falschen Richtungen, die unser Leben nehmen kann.

In der zweiten Hälfte unseres Lebens wenden wir uns stärker der Sinnhaftigkeit unserer Existenz zu.  Das Schicksal sendet uns auch in dieser Phase immer die Menschen,  die wir für unsere persönliche Evolution brauchen. Jeder von uns lebt zwar in seiner eigenen Welt, aber die Welten berühren sich, wir gleichen ständig unsere Welten gegenseitig an, wir teilen unsere Vorlieben, verschleudern nicht sinnlos unsere Lebenszeit, und geben dem Anderen  Zutritt in unsere Welt. Was könnte es Besseres geben, als  gemeinsam sinnvoll das Leben zu erleben?  Den richtigen Gefährten, in den verschiedenen Zeiten unseres Lebens, an unserer Seite zu haben, lässt uns das Leben in seiner gesamten Fülle erfahren.

Sonntag, 24. August 2025

Spiritualität

Jeder Mensch trägt eine Form von Spiritualität in sich, auch wenn er glaubt nicht spirituell zu sein. Weder ein Gläubiger noch ein  Ungläubiger, auch kein  Wissenschaftler kann dies beweisen, aber auch nicht das  Gegenteil davon.  Spiritus ist der Schöpfergeist, der in der gesamten Schöpfung zu erkennen ist. Das Leben selbst ist Ausdruck dieses Schöpfergeistes, ebenso wie die Intelligenz, die im kleinsten Energieteilchen vorhanden ist, und über Millionen Lichtjahre hinweg existiert und mit uns kommuniziert. Alles, was ist, wird vom Spiritus erfüllt. Nichts wäre, wenn nicht ein Geist es erfüllte, der es zu dem macht, was es ist.

Der Mensch braucht weder gläubig noch ungläubig zu sein. Er existierte nicht, wenn der Spiritus des Göttlichen nicht ihm innewohnte. Der Mensch  scheint das einzige spirituelle Wesen in der Schöpfung zu sein, dass den Schöpfergeist in sich erkennen kann. Alles Organische und  Unorganische ist nur vorhanden, weil es  beides ist, Geist und Materie,  Spiritus und Energie.  

Wir vermeiden das Wort Gott und sprechen lieber von Spiritus, Geist oder Seele.  Die grössten Wissenschaftler der Moderne  hätten ohne den Spiritus in ihnen, nicht die Geheimnisse der Schöpfung auf unseren heutigen Stand des Wissens gebracht. Nur Gleiches kann Gleiches erkennen heisst es in den alten Weisheitslehren. Nur weil die Gottheit in uns ist, können wir das Göttliche in der Schöpfung wahrnehmen, den Spiritus des Schöpfergeistes, der seit ewigen Zeiten die Evolution der Schöpfung betreibt.

Heute stehen wir bewundernd vor den Geheimnissen der Schöpfung und erkennen in Allem, was ist, die Handschrift dieses Schöpfergeistes, der vor uns Lebenden sein Antlitz verhüllt aber dennoch für den Wissenden im ganzen Universum sichtbar ist.  Je tiefer wir in die Geheimnisse der Schöpfung eindringen, desto bewusster wird uns die Gegenwart des Spiritus in der gesamten Schöpfung und in uns Selbst.


Samstag, 23. August 2025

Meditationen

Nach dem Abitur fuhr ich nach Griechenland, um die Klöster des Athos zu besuchen. Meditation bildet einen grossen Teil des klösterlichen Lebens. Für den Besucher findet beim Essen Meditation statt, es wird nicht gesprochen, nur ein Vorleser liest aus der Bibel.  Nachts um drei Uhr tönen die Schläge auf einen Tonbalken durch das Kloster. Die wenigen Mönche sitzen in der uralten Kirche in geschnitzten Stühlen und nur wenige Kerzen lassen die Gesichter aus den Kutten kaum erkennen. In einer langen Litanei singen sie und auch der Besucher lässt sich in den mystischen Gesängen einfangen.

Auch mein späteres Leben begleitete mich Meditation. Meistens auch nachts um drei Uhr, wenn meine Tiefschlafphase beendet ist bin ich hellwach. Gerade noch hatte ich mich mit der Quelle des Lebens verbunden und jetzt bin ich wieder in der Welt. Ich fokussiere meinen Geist auf etwas, das mich gerade berührt hat, sei es ein Wort, ein Ereignis, ein Geheimnis, eine Theorie,  eine Erkenntnis oder auch einen Text, den ich gerade schreibe. Ich bin mir sicher, dass viele andere Menschen über das gleiche Thema nachgedacht haben, vielleicht auch in ihrer Erkenntnis tiefer eingedrungen sind in die Geheimnisse von Leben und Sprache. Jeder muss diesen Weg selbst gehen, es ist der Weg der Evolution des Geistes, der sich auch in Quantensprüngen vorwärtsbewegt, aus der Unendlichkeit in die Endlichkeit und zurück, dorthin, woher er kam, ohne Anfang und ohne Ende.

Damit sich nicht mein Gedanke verliert, in der Unendlichkeit, aus der er kommt, halte ich ihn fest, schreibe ich ihn nieder, in der Stille der Nacht, wenn der Lärm und die Ablenkungen des Tages weit entfernt sind. Meditation hat mich vielen Geheimnissen nähergebracht, die mir sonst verborgen geblieben wären. Auch die Achtsamkeit auf das, was wir gerade tun, habe ich bei ihnen gesehen, wie die Mönche der kargen Wassersuppe in der Fastenzeit ihre Achtsamkeit schenken. Achtsamkeit ist der Schlüssel, damit uns unser Tun gelingt.  Die Mönche des Athos waren mir darin ein Vorbild. Meditation und Achtsamkeit sind es, die uns den Zugang zu den Geheimnissen des Lebens öffnen.

Donnerstag, 21. August 2025

Wenn Welten sich berühren

Jeder Mensch wird in seine eigene Welt geboren. Der Schöpfergeist zeigt sich nicht nur in der gesamten Schöpfung, sondern in jedem von  uns, unabhängig davon, ob wir ihn wahrnehmen. Wenn wir das Haus unserer Eltern verlassen und hinausgehen in die Welt, verwirklichen wir,  jeder  in seiner Art,  die Evolution der Schöpfung. So entstehen die vielen Welten nebeneinander, jede Welt für sich und jeder in seiner Welt lebend, und gleichzeitig berühren sich alle diese Welten, beeinflussen sich, verbinden sich, trennen sich, und wenn ein Geschöpf abtritt von dieser Bühne, hat es seinen Anteil an der Schöpfung geleistet, ein jedes nach seiner Art und nach seinen Fähigkeiten.

Wenn sich zwei Welten entscheiden, sich zu verbinden, hängt viel von den gegenseitigen Erwartungen ab. Wenn wir keine Erwartungen an die Welt unserer Gefährten haben, dann machen wir alles richtig, denn Erwartungen führen nur zu Enttäuschungen. Wenn der Sinn unseres Lebens die Evolution der Schöpfung ist, dann können wir diesen Anspruch nur an uns selbst richten, nicht an den Anderen. Jede Welt wächst nur, wenn wir unsere eigene  Welt fördern. Wir müssen erst  unsere eigene Welt fördern und lieben lernen, bevor  wir uns einer anderen Welt als wertvoller Gegenpol zeigen können.  

Der erste Teil meines Lebens war der Errichtung meiner Welt gewidmet. Ich habe versucht, meinen inneren Gesetzen zu folgen und meine, mir mitgegebenen Begabungen zu entwickeln. Fehler machen wir alle, aber sie sind nur Schritte in unserem Lernprozess auf unserem Weg durch unsere  Welt. Erst wenn unsere Welt entstanden ist, können wir unseren Partner suchen, eine Familie gründen, ein Nest bauen und unseren Kindern helfen, ihre Welten zu errichten.    

Auf unserem Weg durch die Welt  kommen wir oft an einen Scheideweg. In der einen Richtung geht es weiter, tiefer in die Welt hinein, auf dem anderen Weg gelangen wir an die Grenzen unserer Welt, an den Punkt, an dem wir die Welt überwinden und auch die Nichtwelt entdecken können. Die meisten Menschen werden den Weg durch die Welt wählen, sich nicht bewusst, dass dieser Weg an Grenzen stösst und nicht weiterführt. Der Weg über unsere Welt hinaus, ist der Weg, den es zu finden gilt. Es ist der Weg nicht nur in die Welten der anderen Lebewesen, es ist der Weg zum Schöpfergeist,  dem Vater, dessen Kinder wir schon immer waren und dessen Geist wir nur erfahren können, wenn wir die Grenzen der Welt überschreiten.  

 

Dienstag, 12. August 2025

Begegnungen

Manche Begegnungen nennen wir Begegnungen der dritten Art. Es sind solche Begegnungen, die sich unser Verstand nicht erklären kann. Unser Verstand geht davon aus, dass die Welt, wie er sie sieht real ist. Er geht nicht davon aus, dass es andere Welten gibt, in denen es andere Regeln geben könnte. Dabei erleben wir ständig andere Welten, ohne uns dessen bewusst zu sein.

Kürzlich besuchte ich einen Hof, in dem ein altes Pferd stand. Es begrüsste freundlich seinen Besitzer,  indem es seinen Nüstern an ihm rieb. Dann wendete es sich mir zu und tat das gleiche bei mir. Ich bin Zeit meines Lebens mit Pferden in Berührung gekommen und  habe zahlreiche Pferde gehabt. Ich liebe Pferde. Das weiss ein Pferd und wendet sich mir zu, weil ich ihm vertraut bin. Auf der Ebene der Pferdewelt, bin ich ein Teil dieser Welt, und ich bin mir dessen bewusst

Auch bei Hunden und Katzen geht es mir so. Gestern Abend  sassen wir mit mehreren Menschen am Tisch, teilweise eingeladene Gäste. Die scheue, praktisch wildlebende Hauskatze, kam zum Tisch und strich bei denen, die ihre Freunde waren um die Beine, um gestreichelt zu werden. Wir waren in ihrer Welt vorhanden, bei den anderen blieb sie scheu. Ich empfinde mich in solchen Momenten als Teil der anderen Welt, der Welt der Katze oder der Welt eines Hundes und meine Welt berührt die Welt des Tieres.

Nicht anders geht es mir mit Menschen. Ich bin eingeladen, die Gastgeberin, eine ältere Dame, sitzt neben mir und äussert sich selten. Auch ihre Tochter, eine sehr gebildete junge Frau, die ihre Eltern besucht, sitzt am Tisch und äussert sich wenig. Ich fühle mich trotzdem mit ihnen verbunden, ich weiss,  dass ich ihre Welt betreten darf und dass sie meinen Besuch schätzen. Unsere Welten berühren sich.

Und wenn ich abends am Tisch mit einem alten Freund sitze, der mir einmal sehr weh getan hatte,  dem ich aber längst verzieh, dann weiss ich, dass ich Teil seiner Welt bin und bleibe, weil auf einer Ebene, die sich unserem Verstand entzieht,  Beziehungen bestehen, die sich unserem menschlichen Verständnis entziehen und grosser Sensibilität bedürfen, um sie zu erkennen. Das sind sie die Begegnungen der dritten Art, die wir erleben können, wenn wir nicht nur mit unseren Augen und unserem Verstand die Welt erfassen und uns bewusst sind, dass jeder in seiner eigenen Welt lebt, sich aber alle Welten berühren und ineinander übergehen.

 

Samstag, 9. August 2025

Das Ende der Welt

Wenn sich unser Leben dem Ende zuneigt, verschwinden langsam die Dinge dieser Welt. Es verschwinden die Gefährten unseres Lebens, die Namen und  Orte, die für uns Bedeutung hatten. Der Besitz und die Funktionen unseres Lebens fallen von uns ab, gehen an nachfolgende Generationen über. Und wie in den Bildern alter Meister schaut das Auge des Himmels auf uns herab, strahlt Liebe und Güte auf uns aus. Nichts, was uns an die Welt erinnert, wird uns bleiben, und unserer Geist sehnt sich, in die Ewigkeit zurückzukehren. Wenn noch unsere Namen und Jahre auf einem Grabstein an uns erinnern, bald verschwinden auch sie,  verwittern und vergehen. Am Ende bleibt nur eine  Erinnerung in denen, die nach uns kamen.   Unser Geist aber wird befreit, kehrt zurück in seine  Heimat, die er einst verliess, und  das Auge des Himmels nimmt ihn zurück in seine Ewigkeit. Es ist nichts traurig an unserem Tod, es ist nur das Ende unserer Welt, die wir geschaffen haben, und die wie alle Welten vergänglich war. Und der Fluss unseres Lebens hat sein Ziel erreicht und vereint sich, mit den unendlichen Weiten in der Tiefe unseres Seins.

Die Erschaffung der Welt

Fast in allen Kulturen der Welt treffen wir auf alte Mythologien, die sich mit der Erschaffung der Welt und des Menschen befassen. Sie werden von der Wissenschaft als fromme Kindermärchen abgetan. Die Bilder der Wissenschaft sind aber auch nicht überzeugend.  Die Formung des Kosmos aus Energie und die des Menschen aus Atomen und Molekülen ist plausibel, erklärt aber nicht, woher die Energie, die Atome und Moleküle kommen.  Wo immer wir nach den Ursachen forschen und wir auf immer kleinere Teilchen stossen, sie  erklären nicht den Ursprung von Allem. Noch immer bleibt die grosse Frage nach dem Woher. Diese Frage wird vielleicht nie beantwortet werden oder wir akzeptieren, dass nicht nur wir Menschen, sondern die ganze Schöpfung, von einem Schöpfergeist erfüllt sind,  aus dem alles entsteht und in den alles vergeht.    Dem Menschen ist vielleicht als einzigem Geschöpf die Gabe verliehen, diesen Geist der Schöpfung zu empfinden  und sich als Teil des Schöpfergeistes  zu sehen.

Wenn wir in die Welt geboren werden, dann lernen wir von unserer Umwelt, wir wären nur ein kleiner Teil dieser Welt, und wir hätten uns  den Gesetzen der Welt zu unterwerfen.  - Wie aber,  wenn es nicht so wäre, wenn wir nicht in die Welt geboren,  die  Welt stattdessen in uns geboren würde, -  wir die Welt, in der wir leben,  in  uns selbst erschaffen?  Dann würden wir in einer  Welt leben, die aus uns selbst kommt, und neben uns gäbe es unzählige Welten,  die Welten unserer Mitmenschen, die ihre Welten erschaffen, und es gäbe  auch die Welten aller anderen Geschöpfe,  die Welten der Tiere und  Pflanzen, und  die Welten von Energie und Materie,  die auch  aus dem Stoff geformt sind, aus dem die Welt des  Menschen ist. Wenn die schöpferische Intelligenz in allem enthalten ist, was je geschaffen wurde, dann ist zuerst die geistige Vorstellung da, und dann das Entstehen der Schöpfung, in den Ausformungen, die dem Schöpfergeist entsprechen.

Betrachte ich mein eigenes Leben, dann ist in meinem Geist die Welt  entstanden, die von mir geformt wurde.  Es war mein Geist,  der in mir die Dinge entstehen liess, die ich meine Welt nenne. - Wenn sich mein Geist in die Gesamtheit zurückzieht, dann hinterlässt er der Welt  meine  Schöpfung als Teil der Welt.   So ist es zu allen Zeiten gewesen, eine ewige Evolution der Welten, und eine ewige Präsenz des Schöpfergeistes in Allem was ist und je war.  

Montag, 28. Juli 2025

Am Scheideweg

Körper und Verstand entwickeln sich von der Geburt zum ausgewachsenen Menschen in die Formen hinein, die ihnen der Geist vorgegeben hat. Körper und Verstand nehmen den Geist nicht wahr, und so kommt es, dass der Verstand des Menschen glaubt, er sei  der Schöpfer des Körpers, oder der Körper glaubt ein Eigenleben zu führen und wäre der Mittelpunkt der Welt.

Entscheiden wir uns für die Welt des Körpers, dann ist der Verstand unser Ratgeber und unser Weg führt in die Welt. Es ist der Weg, der in die Isolation, in das Ich und die Anderen, und am Ende ins Nichts führt, denn am Ende des Weges bleibt nur Sternenstaub von uns. Der Geist, der uns immer ein treuer Begleiter durch die Welt ist, geht uns auf diesem  Weg verloren.

Entscheiden wir uns für die Welt des Geistes, dann öffnet sich in uns ein Weg zu uns selbst. Der Himmel neigt sich zu uns und öffnet unsere Augen. Die Welt ausserhalb bleibt uns, sie verliert nur ihre Bedeutung, sie wird nur zu einem Teil der  Schöpfung und nicht mehr Mittelpunkt unseres Lebens. Der Weg des Geistes aber führt zu uns selbst, in den Mittelpunkt unseres Lebens.  Schöpfergeist und  Menschengeist werden eins. Wir erschaffen selbst die Welt, in der wir leben wollen, der Schöpferwille wird zum Menschenwille, unser Gebet wird zur Zwiesprache mit uns selbst,  denn wir sind es, in dem sich der ewig schöpfende Geist offenbart. 

Wie aber erkennen wir den richtigen Weg, wie zerreissen wir den Schleier, der Gut und Böse trennt? Es gibt keine Wegweiser, die unser menschlicher Verstand erfassen könnte. Es gibt nur das Vertrauen in den Geist, dass er sich uns offenbart. Die Zwiesprache mit uns selbst ist der einzige Weg zum Vater und die Hoffnung auf die Gnade der Offenbarung. Und wenn wir erkennen, dass alles, was wir anfassen, gut wird und alles, was wir sprechen Sinn macht, und unser Weg ein einziger Schöpfungsprozess ist, dann wissen wir, dass sich der Himmel für uns geöffnet hat. Wir haben den richtigen Weg genommen.


Sonntag, 27. Juli 2025

Gerechtigkeit und Barmherzigkeit

In meinem  Studium des Rechts habe ich mich zu wenig mit der Rechtsphilosophie beschäftigt, die Grundlage allen rechtlichen Denkens sein sollte. Vielleicht wissen wir als Studierende  noch, wie ein Kant und ein Hegel gedacht haben und kennen die  grossen Ideen eines Rousseau. Wieviel von diesen philosophischen Ansätzen wird aber wirklich in der Praxis angewendet?  Der Jurist wird zum Praktiker erzogen, die Gesetze werden als gegeben betrachtet. So hatten die Juristen zu allen Zeiten keine Zweifel, berechtigt zu handeln, wenn sie Menschen für Vergehen, die aus der Not geboren wurden, zu langjährigen Gefängnisstrafen zu verurteilen oder Menschen wegen ihres Glaubens  hinzurichten. In der Gegenwart hat sich das Recht zu einer eigenen Industrie entwickelt.  Wir werden mit einer Flut von  Gesetzen, von Verordnungen und Verwaltungsakten überschüttet. Es wird versucht jedes kleinste Detail zu regeln  und zu normieren. Die Welt ist dadurch nicht besser geworden, nur alles Handeln wird durch die Gesetze ausgebremst.   

Wie zu allen Zeiten gibt es die Gesetzesbrecher, die sich an keine Gesetze halten und die Obrigkeit, die versucht dem entgegenzuwirken. Und natürlich gibt es auch noch den Bürger, der fassungslos vor dieser Gesetzesflut steht und nicht weiss was in den meterlangen Gesetzesbüchern steht und hofft, nicht gegen ein Gesetz in seinem täglichen Leben zu verstossen. Er muss sich von seinem eigenen Rechtsempfinden leiten lassen, seinem eigenen kategorischen Imperativ, und hofft damit durch das Leben zu kommen. Als Student der Rechte habe ich geglaubt, vielleicht als Richter,  Spielräume  für mein eigenes Rechtsempfinden bei der Anwendung der Gesetze   zu haben. Das war nur eine idealistische Annahme, auch das Richteramt ist so eingeengt, dass nur in den Fernsehsendungen  der Gerechte einen Sieg davonträgt. Die Waagschale der Gerechtigkeit befindet sich in der Realität nur selten im Gleichgewicht.

Auch die Religionen haben versucht ein Gut und ein Böse zu definieren. Bei ihnen werden die Vorschriften als heilige Bücher bezeichnet. Von Heiligkeit und heiler Welt ist in der Realität der Menschheit wenig zu spüren.  -  Ich masse mir nicht an, etwas gerecht oder ungerecht zu bezeichnen. Ich sehe nur zu allen Zeiten,  Menschen, die glauben im Besitz der Wahrheit zu sein, religiöse Gruppen, politische Gruppen, Linke und Rechte, Staaten, die sich Ideologien verschreiben,-  aber die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zwischen Menschen  ist genauso selten anzutreffen wie eh und je. Die Erbsünde, der Menschheit, das ist die Aufspaltung der Ganzheit  in Gegensätze, in ein Gut und in ein Böse, in denen wenig Raum für Gerechtigkeit  und Barmherzigkeit ist.

Sonntag, 20. Juli 2025

Götzendienst

Zu allen Zeiten haben Götzen unser menschliches Leben bevölkert. Götzen sind falsche Gottheiten, die von uns selbst erschaffen werden. Götzendienst ist unsere fehlgeleitete Energie, die dem einen Wert beimisst, was keinen Wert im Fluss der ewigen Schöpfung hat. Vieles, mit dem wir uns täglich beschäftigen, kann keinen Wert haben oder kann den Schöpfergeist in sich tragen. Es kommt allein auf unsere innere Einstellung an.

Das beginnt schon in unserer Kindheit. Ich erinnere mich  an die die Zeit nach dem Krieg, als es keine Spielzeuge gab. Da schaffte ich mir mein eigenes Spielzeug, baute aus Stöckchen und kleinen Steinen einen Bauernhof mit Zaun und Tieren, der nur für mich ein Bauernhof in meiner Fantasie war.  Aber ich erinnere mich nicht mehr an die Spielzeuge aus späteren Jahren, die nicht mehr von mir selbst erschaffen wurden. Nur was von unserem Schöpfergeist erschaffen wird, besitzt einen Wert für uns. Mütter wissen von was ich spreche, ein Zeichenblock ist ein besseres Geschenk für ein Kind als jedes Plastikteil, das nach kürzester Zeit beiseitegelegt wird.

Das zieht sich durch das ganze Leben. Es beginnt mit unserer Selbstwahrnehmung, unserer Erscheinung. Wenn wir nur unser Äusseres sehen, dann machen wir aus uns einen Götzen, wenn wir das Wunder der Schöpfung in uns sehen können, den Geist, der uns ausmacht und uns das Leben schenkt, dann erfassen wir etwas von dem Schöpfergeist, deren Teil wir sind. Jede kleinste Tätigkeit  kann zu einem Schöpfungsprozess gehören oder kann eine sinnentleerte Handlung sein, es kommt auf unsere innere Einstellung an.

Wenn unser Leben nur eine Anhäufung von äusseren Erfolgen und  Statussymbolen bedeutet, haben wir nichts begriffen. Statussymbole sind die Götzen unserer Zeit, sie ähneln Plastikspielzeugen, die schon in unserer Kindheit achtlos beiseitegeschoben wurden. Ein Kind ist da weiser als mancher Erwachsene.  Wenn wir aber  Menschen sehen, die voller Hingabe sich ihrer Tätigkeit widmen,  und sei sie noch so unbedeutend, dann wissen wir, hier findet Schöpfung statt. Solange wir äusseren Erfolgen, Macht, Besitz und Status hinterherlaufen, verehren wir die Götzen  dieser Welt und haben den Schöpfergeist in uns nicht wahrgenommen. Erfolgreich werden wir erst, wenn wir uns schon unserer kleinsten Handlungen bewusst sind und diese mit Liebe und Sorgfalt ausführen, denn das ist es, was die Schöpfung ausmacht. 

 

 

Samstag, 12. Juli 2025

Hass und Konflikte

Seit Jahrtausenden ziehen sich Hass und Konflikte durch die Menschheit. Alle sind Ausfluss der Dualität des Menschen. Sie sind die Erbsünde der Menschheit.  Ihre Überwindung scheint übermenschliche Kräfte zu beanspruchen und ein Ende der Konflikte zwischen den Menschen ist nicht abzusehen.  Selbst Religionen haben zu Hass und Konflikten geführt und vom Frieden Gottes ist in der Welt des Menschen wenig zu spüren. Jede Generation sucht den Frieden und bemüht sich Hass und Konflikte zu überwinden.

Die Natur kennt nur den Kampf um das Überleben, sie kennt keinen Hass, keine Ideologien und keine Religionen, sie befindet sich in der Einheit mit der Schöpfung.  

Der Mensch hat es da schon schwerer. Auf der Ebene der Staaten spielt Bildung eine entscheidende Rolle bei der Überwindung von Vorurteilen und Missverständnissen, die zu Hass und Konflikten führen können. Durch Aufklärung über Kulturen, Religionen und Lebensweisen können Menschen lernen, einander zu verstehen, vielleicht sogar zu schätzen. Auch gerechte Gesetze und deren Durchsetzung können dazu beitragen, Konflikte zu verhindern und den Hass zu bekämpfen.

Auf der persönlichen Ebene des Menschen können Empathie, die Fähigkeit, sich in die Lage anderer zu versetzen, Konflikte entschärfen. Mitgefühl fördert das Verständnis und die Bereitschaft, anderen zu helfen. Jeder Einzelne kann durch Selbstreflexion und seine persönliche Entwicklung dazu beitragen, Hass und Konflikte zu überwinden.   Das Erkennen und Überwinden eigener Vorurteile und das Streben nach persönlichem Wachstum ist dabei eine grosse Hilfestellung.

Seit Jahrtausenden  begleiten uns Hass und Konflikte durch unser Leben, und bis heute ist es nur ein Traum geblieben, die Erlösung  der Menschheit von ihnen zu erreichen. 


Sonntag, 6. Juli 2025

Krieg und Frieden

Bei Tolstoi geht es nicht nur um die napoleonischen Kriege, sondern auch um die Frage, warum die Menschheit immer wieder von einer Friedenszeit in den Krieg zurückfällt. Utopisten träumen vom ewigen Frieden, den es nicht geben wird. Konflikte gibt es, solange die Menschheit existiert, und sie werden fortdauern, solange es Menschen gibt.

Die Ursachen liegen in der Dualität begründet, in der die Menschheit lebt. Die Dualität ist ein Naturgesetz, es ist das Gesetz der Gegensätze in uns Menschen. Das, was ist, und das, was nicht ist, bilden eine Einheit; das Eine kann nicht ohne das Andere sein. Frieden gibt es nur, weil es Krieg gibt. Ohne Krieg keinen Frieden. Wie oft hat die Menschheit einen ewigen Frieden ausgerufen, der immer nach einigen Jahren einer Zeit des Krieges wich. Schon die Römer haben erkannt, dass nur die Vorbereitung auf den Krieg einen vor größerem Schaden bewahren kann. "Si vis pacem, para bellum" – Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor.

Krieg und Frieden sind nicht auf die Konflikte zwischen Völkern beschränkt. Auch zwischen Menschen herrschen Kriegszustände und Zeiten friedlichen Zusammenlebens. Krieg in Ehen, Krieg im Wirtschaftsleben und im Konkurrenzkampf.  Krieg gegen den Klimawandel, Krieg gegen die Armut.  Der Krieg ist unser täglicher Begleiter, wenn es um das Zusammenleben der Menschheit geht. Und nicht zuletzt, der Krieg gegen uns selbst – Krieg gegen unseren Körper, falsche Lebensgewohnheiten, falsche Ernährung, fehlende Bewegung, Drogen, Alkohol, geistige Verdummung – wohin wir auch schauen, am unwahrscheinlichsten ist ein Sieg gegen uns selbst.  

Der Sieg kann nicht das Ziel des Krieges sein, der Kriegszustand der Menschheit ist nicht zu besiegen, weder der Krieg nach Aussen noch nach Innen. Es gelingt nur kurze Zeiträume für den Frieden zu gewinnen, ein Naturgesetz zwingt uns immer wieder in den Zustand des Krieges. - Wenn es uns nicht einmal für uns selbst gelingt, unsere eigenen Kriegszustände zu überwinden und uns selbst den Frieden zu schenken, wie sollten dann ganze Völker erfolgreicher sein?  - So taumelt die Menschheit durch die Welt, immer von Kriegen auseinandergerissen und auf den Frieden hoffend, schwankend zwischen Realität und Utopie.

Samstag, 28. Juni 2025

Illusion und Wahrheit

Illusionen scheinen uns auf unserem Weg durch die Welt zu begleiten. Als  Kinder kennen wir noch keine Illusionen, nur Liebe und Vertrauen. Wir leben noch ganz aus der Ganzheit, aus der wir kommen. Das ist das Wunder, das wir als Eltern erfahren, wenn Kinder in unser Leben treten, wir sehen uns mit den Augen unserer Kinder und erinnern uns an etwas, was auch ein Teil von uns war und noch ist. Kinder machen uns glücklich, weil sie Glücksgefühle in uns hervorbringen, die wir lange verloren glaubten.

Illusionen werden uns anerzogen, durch unsere Umgebung, durch unseren Verstand.    Illusionen entstehen in unserem Umfeld, in Elternhaus, Schule, Medien. Desillusionen treten erst im Leben ein, wenn sich die Illusionen als Träume erweisen und von der Realität eingeholt werden. Desillusion ist nicht das Gegenteil von Illusion, sie führt ins Nichts. Eher ist Wahrheit, Vernunft  und Realität das Gegenteil. Mit Wahrheit beschäftigt sich die Menschheit solange sie existiert. Alles was Schulen, Universitäten, Forscher und Philosophen als Wahrheit verkünden, wird von der Zeit überholt und ist nur ein Teil einer grösseren Wahrheit. Der Wahrheit kommen wir nur näher, wenn wir wieder zu Kindern werden, wenn wir uns  wieder der Ganzheit in uns  und in Allem bewusst werden, in der wir leben, wenn wir alle Illusionen von Welt und Ego hinter uns lassen. Ein  erfülltes Leben führt uns durch alle Illusionen zurück in die Wahrheit.  Und  im Zustand der Wahrheit  begreifen wir das Wunder der Schöpfung, die Schönheit des Geschaffenen und den Schöpfergeist, der hinter allem steht, begreifen uns als ein Werkzeug, das für einen Moment Teil des Schöpfergeistes sein durfte. Wenn wir Wahrheit erfahren, dann enden alle Illusionen.

Sonntag, 22. Juni 2025

Das Ende allen Glaubens

Glauben gibt es nur dort, wo es Zweifel gibt. Nichtglaube ist nur ein Extrem des Glaubens. Es wird viel Energie auf den Glauben und auf den Nichtglauben verwendet, Lebensenergie, die wir besser für die Überwindung unseres Glaubens einsetzen sollten. Wieviel Zeit und Kraft verwendet die Menschheit  für ihren Glauben und ihre Zweifel, für die Verfechtung ihres Glaubens und für die Bekämpfung von Glauben und  Überzeugungen. Es geht nicht nur um Religionen, sondern auch um Weltanschauungen, Theorien und Lebensmodelle. Wieviel Energien gehen dabei verloren, die wir besser einsetzen könnten, um das eigentliche Wissen zu erlangen, die Gewissheit, was unser Leben in dieser Welt bedeutet, wer wir wirklich sind, welche Illusionen wir abwerfen müssen,  und wohin uns unser Lebensweg führen sollte.

So wie alle Erscheinungen  in  der Natur sich ständig ändern,  so ändert sich  auch der Mensch  . Er durchläuft alle Stadien seiner Entwicklung, wächst aus der Einheit mit der Natur hinaus in die  Welt des Menschen, glaubt an seine Existenz, glaubt an  seine Bedeutung, und wenn er ein erfülltes Leben hatte, dann gelangt er zu der Weisheit, dass er seine meiste Lebensenergie auf etwas  verwendet hat, für das es sich nicht lohnte.  Und am Ende erkennt er vielleicht, dass Glaube nur da möglich war, wo er im Zweifel lebte und er einen grossen Teil seiner kostbaren Lebenszeit  für eine Illusion geopfert hat.

Die Schöpfung kennt keinen Glauben. In der Natur gibt es keinen Zweifel. Die ganze Schöpfung lebt in der Einheit mit dem Schöpfergeist, der sie erschaffen hat. Erst wenn der Mensch erkennt, dass aller Zweifel ein Kind seines kleinen Ego-Verstandes ist,   kann er seinen Glauben abwerfen  und in die  Einheit mit seinem Schöpfergeist zurückkehren, in sein eigentliches Vaterhaus, das keinen Glauben kennt, sondern nur  Gewissheit. Aller Glauben ist menschengeschaffen und geht an der Wirklichkeit vorbei. Die Wirklichkeit ist der Geist, der uns mit der Seele der Schöpfung verbindet.    

Mittwoch, 11. Juni 2025

Ein erfülltes Leben

Goethe hat nicht nur das Gedicht «Prometheus», sondern   auch «Grenzen der Menschheit» geschrieben. Beide Gedichte befassen sich mit unserem Menschschein.

Im Prometheus sind wir der Titan, der sich seine Welt erschafft, nach seinem Bild.  Aber kann das ein anderes Bild sein als das Bild der Gottheit?  Wenn wir unsere eigene Welt erschaffen, sind wir auch nur Teil des Schöpfergeistes. Jeder von uns mit den Begabungen ausgestattet, die uns die Natur mitgegeben hat.  Jede erschaffene Welt ist einzigartig, keine Welt ähnelt der Welt des anderen. Auch Tiere und Pflanzen und auch Planeten haben ihre eigene Welt, sind einzigartig, und ein Jedes stellt eine Welt für sich dar. Alle Welten sind miteinander verbunden, sind Teil des Universums, und die eigene  Welt ist Teil der Gesamtheit aller Welten.

Wenn wir in das Leben aufbrechen, öffnet sich unsere Welt für uns. Es ist eine Welt der unbeschränkten Möglichkeiten.  Es ist an uns, von diesen Möglichkeiten Gebrauch zu machen und die Welt nach unserem Bild zu formen. Wir sind die Titane, die Halbgötter, die diese Welt formen. Der Schöpfergeist ist Teil von uns und gibt uns die Kraft unsere Welt zu gestalten, ein jeder nach seinen Fähigkeiten.

Im Alter blicken wir auf die Welt, die wir geschaffen haben, unser Blick hat sich geweitet. Wir erkennen die Grenzen unseres Lebenswerkes, das mit uns verschwindet, oder von unseren Kindern neu geschaffen werden muss. Aber das Alter weitet auch unseren Horizont, und wir erkennen, dass unsere Welt nur eine Welt von vielen ist, und wir nur ein Teil eines Schöpfungsprozesses sind, der weit über unser menschliches Wahrnehmungsvermögen hinausgeht. Wir sind nur Halbgötter, halb Mensch, halb Teil der Gottheit, Teil der Schöpfung und gleichzeitig Teil der Gesamtheit.

Nur eine kurze Zeitspanne sind wir Teil der Welt, bevor wir zurückkehren in die Gesamtheit.   Für uns Menschen sind 85 Jahre eine lange Zeitspanne, vor der Ewigkeit, nur ein Moment, ein Atemzug.  Es ist die Doppelnatur des Menschen, die es uns ermöglicht, ein Leben in der Zeit, mit einem Leben in der Ewigkeit zu verbinden. Die Schöpfung kennt keine Grenzen, keine Zeit.  Sie ist ganz Schöpfung und gleichzeitig  Gesamtheit.  

Nur wenn der Mensch sich hinauswagt, weit über die Grenzen seines Denkens, kommt er der Wahrheit seines Seins näher. «Denn mit den Göttern soll sich nicht messen der Mensch» - hat Goethe gedichtet. Was aber, wenn der Mensch Teil der Gottheit ist?   Was, wenn der Mensch die Welt formt nach seinem Bilde, und diese Welt Illusion und Wahrheit in einem ist? Ist es nicht das, was die menschliche Natur ausmacht:  Die Grenzen der Welt zu sprengen und Teil der Gottheit zu sein? Sind wir nicht alle ein Teil der Schöpfung und zugleich Teil des Schöpfergeistes, Titanen, wie die Griechen es nannten?

Wenn wir die Welt verlassen, verlässt unsere Welt uns. Im ewigen Kommen und Gehen sind wir Teil der Gottheit, die sich durch uns zeigt und sich mit unserem Gehen wieder verhüllt. Ein erfülltes Leben ist es, wenn wir uns der Gottheit in uns immer bewusst sind  und auch zugleich  unseres Menschseins, - wenn wir erkennen, dass wir ganz Teil der Schöpfung sind und ganz Teil des Schöpfergeistes. Und am Ende unserer Tage erkennen wir, dass mit uns auch unsere Schöpfung endet. Es gibt keinen Grund zu trauern, denn uns bleibt der andere Teil unseres Seins, die Ewigkeit.  Ein erfülltes Leben haben wir gehabt, wenn uns die Doppelnatur unserer Existenz immer bewusst blieb, und wenn wir in dem Wissen gehen, dass wir nur die Welt verlassen, um wieder in unsere eigentliche Heimat zurückzukehren.

 


Samstag, 7. Juni 2025

Der Tod des Ego

In unserer christlichen Mythologie hat der Mensch Jesus sein Ego abgeworfen und wurde damit zu Christus, der sich seiner Göttlichkeit bewusst wurde. Die Religion nennt ihn Jesus Christus, die Verbindung der menschlichen mit seiner göttlichen Natur. Das gilt nicht nur für den historischen Jesus, es gilt für jeden Menschen.  Die Erbsünde, die dem Menschen zu eigen sein soll, ist das Ego, das dem Menschen angeboren ist.  Wenn sich das Ego zwischen Mensch und göttliche Natur schiebt, vergisst der Mensch seine Doppelnatur, vergisst den wesentlichen Teil von sich, seine Teilhabe an der Gesamtheit des Schöpfergeistes.  Wie soll aber etwas Sünde sein, was nur Irrtum ist, was wenn die Trennung vom Göttlichen nicht möglich ist?

 Das ewige Leben macht den wesentlichen Teil von uns Menschen aus, ist das Göttliche von uns. Selbst wenn das Ego sich die grösste Mühe gibt, die göttliche Natur des Menschseins zu leugnen, es kann dem Menschen nicht sein Leben erklären. Rätselhaft ist es dem Menschen, warum der Schöpfergeist den Zweifel, der das Ego bestimmt, überhaupt geschaffen hat.  Kann etwas Sünde sein, was der Schöpfergeist uns mit auf den Weg gegeben hat?  Vielleicht ist die Dualität unseres Menschseins eine besondere Gnade?  Wie könnten wir Licht ohne Dunkelheit erkennen? Wie könnten wie die Gottheit in uns wahrnehmen, wenn wir nicht die dunkle Seite in uns hätten?  Vielleicht hat die Schöpfung, durch die Schaffung der Dualität, im Menschen die Möglichkeit geschaffen, sich selbst zu erkennen. Vielleicht hat der Mensch die Gnade und den Fluch erfahren als Einziges Geschöpf in der Dualität zu leben, und sich von der Gottheit zu trennen, um sich der Gottheit in sich bewusst zu werden. So ist das Ego vielleicht ein Danaer Geschenk, Fluch und Segnung zugleich, das uns vom Schöpfergeist trennt, ihn verleugnet und gleichzeitig in sich die Fähigkeit birgt, die Leugnung und Verblendung wieder aufzuheben, um sich des Schöpfergeistes bewusst zu sein.   

Es gibt Momente im Leben, in denen der Schleier des Egos kurz gelüftet wird—Augenblicke von tiefer Erkenntnis, von transzendentaler Klarheit. Es sind jene seltenen Augenblicke der bedingungslosen Hingabe an das Sein.

Die Dualität, die der Mensch in sich trägt, ist kein Widerspruch, sondern ein Spiegel der Schöpfung selbst. Durch das Ego erfährt der Mensch die Illusion der Getrenntheit, doch gerade in dieser Illusion liegt das Potenzial zur höchsten Erkenntnis. Wie könnten wir Einssein begreifen, ohne zuerst die Erfahrung der Trennung gemacht zu haben? Das Ego ist der Prüfstein, die Herausforderung, die uns nicht zerstören soll, sondern uns die Möglichkeit gibt, über uns selbst hinauszuwachsen.

Vielleicht liegt die wahre Befreiung vom Ego nicht allein im Tod, sondern in einem Erwachen noch zu Lebzeiten. In einer vollkommenen Hingabe an das Jetzt, in einem tiefen Gefühl von Einheit mit allem, was ist. Es gibt keine Methode, kein Konzept, das diese Wahrheit greifen kann—nur die Erfahrung selbst kann sie offenbaren.

Nicht jeder wird diesen Zustand in seiner irdischen Existenz erreichen, doch die Möglichkeit besteht immer. Und vielleicht besteht die größte Gnade nicht in der völligen Abkehr vom Ego, sondern darin, es zu erkennen, es zu durchschauen und es als Teil der Reise zu akzeptieren. Denn selbst der Schatten existiert nur, weil es Licht gibt.

Der Mensch irrt, doch er irrt nicht allein—er wandert auf einem Pfad, der ihn immer wieder zur göttlichen Erkenntnis führt. Mögen wir eines Tages wahrhaft erkennen: Das Göttliche war nie getrennt von uns, es war immer da, in jedem Atemzug, in jeder Bewegung des Lebens selbst.

Per aspera ad astra—nicht nur durch Leiden, sondern durch Erkenntnis zu den Sternen.

 


Sonntag, 1. Juni 2025

Ein Hirngespinst

Unsere Sprache entschlüsselt uns Welten, die uns ohne die Sprache verborgen blieben. Wie wäre  es uns möglich, sich unserem Ego zu nähern, wenn uns die Sprache nicht einen Weg wiese. Neben unserem Verstand, der sich im Gehirn befindet, in den bekannten grauen Zellen, gibt es auch ein Ego, das wir in fast allen Menschen antreffen. Kein Wissenschaftler wird uns erklären können, was das Ego für ein Phänomen ist.  Da hilft uns die Sprache weiter. Das Ego ist ein Hirngespinst.  Das Wort erklärt sich selbst. Unser Gehirn hat ein feines Gespinst geschaffen, ähnlich einem  klebrigen Spinnennetz, das sich zwischen das Gehirn mit seinem  beschränkten Wissen über die Welt  legt und dem tiefen Wissen, das sich in der Seele offenbart. Dieses Gespinst nennen wir Ego.   Das Ego redet uns ein, wir wären nur das, was unserer Verstand erfassen kann. Alle Gedanken, die sich vielleicht mit der eigentlichen Schöpfung verbinden könnten, werden in diesem Netz abgefangen. Der Schöpfergeist kann dieses Netz nur selten durchdringen. Ein grosser Teil der Menschheit sieht sich nur in der Phantasiefigur Ego,  eine Phantasie, die vom menschlichen Verstand ausgeht und nur den Erscheinungen der Welt ihren Tribut zollt, einer Welt, die nur einen kleinen Teil der Ganzheit ausmacht..  Bis zum  Bereich jenseits des Verstandes, jenseits des Hirngespinstes,  unser Verstand wäre schon alles, was dem Menschen mitgegeben ist, gelingt es dem Menschen kaum vorzudringen. Der Grossteil der Menschheit  bleibt  schon vorzeitig  im klebrigen Gespinst des Ego gefangen. Erleuchtung wird nur denen geschenkt, die sich nicht nur als Teil der Schöpfung sehen, sondern auch als Teil des Schöpfergeistes, als Teil der Gesamtheit,  die den Schöpfergeist und die Schöpfung umfasst.    So ist unser Ego nicht unser Freund, sondern nur ein Hirngespinst, das wir nur mit  Schwierigkeiten ablegen können, so sehr hält uns dieses Hirngespinst in seinem Netz gefangen.


Donnerstag, 29. Mai 2025

Vertauschte Welten

Zu den grossen Irrtümern der Menschheit  gehört die Meinung, wir wären in die Welt geboren und müssten uns mit den Umständen abfinden, in denen wir unsere Augen aufmachen. Das Leben lehrt uns etwas anderes. Wir werden nicht in die Welt geboren, sondern die Welt wird in uns geboren. Wir erschaffen die Welt, in der wir leben. Jeder von uns erlebt die Welt, die er sich selbst schafft. Keine der Welten, die nebeneinander existieren ist eine falsche Welt, jede Welt hat ihre Berechtigung. Menschen steigen aus dem scheinbaren Nichts nach oben, erobern die Welt und ihre Welt verschwindet, wenn es sie nicht mehr gibt. Unzählige Welten existieren nebeneinander, und jede Welt ist die richtige für den, der in ihr lebt. Deswegen ist es wichtig alle Welten zu achten, die wir erleben, nicht nur die Welten der Grossen und Mächtigen, sondern auch die Welten derjenigen, die in einem leeren Karton leben und sich das Essen erbetteln.  Sie alle sind  göttliche Wesen,  die sich ihre Welt erschaffen haben. Wenn sich drei Menschen an einen Tisch setzen, dann  sind drei Welten an diesem Tisch vertreten, und keine dieser Welten ist richtig oder falsch. Jede dieser Welten hat ihre Berechtigung.  Wenn wir in Frieden miteinander auskommen wollen, müssen wir versuchen, die Welt des Anderen zu verstehen und  einen Weg finden, die Welten der anderen in unsere Welt zu integrieren. Dieses Prinzip gilt für alles, für Religionen, Philosophien, Länder, Sprachen  und Geschichte, aber vor Allem auch für unser individuelles Schicksal, unser Leben, das eine eigene Welt darstellt.  Wir leben jeder in der idealen Welt, die wir für uns erschaffen,  wenn wir uns nicht darauf versteifen, unsere eigene Welt wäre die einzig richtige. Es ist die Vielfalt der Schöpfung, das Nebeneinander aller Welten, der Frieden, das Glück und die Liebe zur Schöpfung  in ihrer ganzen Vielfalt, die  ein erfülltes Leben ausmachen, in dem sich jeder wohlfühlen kann. Wir können, wenn wir nur wollen, die Vielfalt aller Welten in uns zu einer  Einheit verschmelzen, in der es sich lohnt zu leben.