Kürzlich las ich ein Interview mit dem chinesischen Künstler Weiwei. In seiner Kindheit lebte er mit seinem Vater, einem bekannten chinesischen Dichter in einem Erdloch eines Lagers zur Umerziehung. Aber ihren unabhängigen Geist konnte der Staat nicht brechen. - In den meisten totalitären Regimen, sitzen die Gegner in Gefängnissen und Lagern, als ob man dadurch den menschlichen Geist brechen könnte. Am Ende zerfallen alle Regime, die sich gegen den Menschen richten. - Noch viel mehr Menschen sitzen in selbst errichteten Gefängnissen. Sie sind in Dogmen gefangen, Religionen, Sitten, Gebräuchen, alles Gefängnisse, denen sie nur schwer entfliehen können. Aber auch was heute als Wissenschaft, als Philosophie, als Zeitgeist, was an Universitäten und Schulen gelehrt wird , kommt mir oft als Gefängnis vor, als Mauern, die in unserem Kopf errichtet werden und verhindern, dass wir hinter diese Mauern blicken können. Es liegt daran, dass wir an unseren Verstand und an die Gedanken glauben, die in unserem Kopf entstehen und Gedanken, die ignorieren, dass neben der Welt der Sinne, unzählige andere Welten existieren, die sie nicht zur Kenntnis nehmen, sie sogar achtlos zerstören. Es sind die Welten der anderen Lebewesen, der Tiere, der Pflanzen, Insekten, Bakterien und Viren, unendlich viele Welten, allein auf diesem Globus. Und wer blickt schon in die Welt des ewigen Raums, dessen Bestandteil wir sind, wer sieht das Leben in Allem was uns umgibt ? Unser menschlicher Verstand will einfach nicht wahrhaben, dass er in einem Käfig seines Verstandes lebt, einem Käfig, dem er kaum entrinnen kann. Erst wenn es uns gelingt, durch die Gitterstäbe des Käfigs zu blicken, die scheinbar unsere Welt begrenzen, können wir das sehen was jenseits des Käfigs unseres Verstandes liegt, erst dann brechen wir aus unserem Gefängnis aus und vor uns liegt das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, die Unendlichkeit, unsere wahre Heimat, dort wo der Dichter seine Worte findet, der Künstler die Materie überwindet und das ewig Seiende in sein Werk fliesst, dort wo wir wirklich zu Hause sind, jenseits unserer irdischen Gefängnissse, jenseits aller Mauern unserer Gedanken. Rilke hat das in die Worte gefasst: «Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf.- Dann geht ein Blick hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein.» Unser Herz verbindet sich in diesen seltenen Augenblicken der Klarsicht, mit dem, was hinter den Stäben unseres mentalen Gefängnisses liegt, es ist das, was der Kleine Prinz – «als mit dem Herzen sehen» - nennt. Gerade die Menschen, die den mentalen Gefängnissen des Verstandes entrinnen, und die Wahrheiten des Lebens erkennen, sind für die Herrscher dieser Welt unerträglich. Noch unerträglicher aber sind die Mauern die wir selbst in unserem Kopf errichten und die uns in Gefängnissen leben lassen.
Mittwoch, 29. Dezember 2021
Samstag, 25. Dezember 2021
Was mir Weihnachten bedeutet
Von allen Festen des Jahres ist Weihnachten mir das Wichtigste.
Wir kommen zusammen mit unseren Familien und wir feiern die Geburt des Kindes,
des neuen Lebens. Vielleicht ist nicht
allen klar, was das bedeutet. In der
Geburt des Kindes wird zugleich die Geburt des Lebens gefeiert. Das
Menschenkind Jesus wird geboren, und zugleich das Gotteskind Christus, ein Kind
mit 2 Naturen, ganz aus dieser Welt und ganz aus Ewigkeit bestehend, ganz aus Endlichkeit
und ganz aus ewigem Leben. Und keine
dieser 2 Naturen kann ohne die andere sein, denn die Natur Welt besteht nur,
weil das Leben sie gerufen hat - und die
Ewigkeit, Gott, braucht die Welt, um
sich selbst wahrzunehmen, denn das Unendliche kann sich nur wahrnehmen, wenn es
das Endliche gibt. Das ewige Nichts hat
die Welt geschaffen, um sich selbst zu erkennen. In jedem neuen Leben erkennt
sich das Ewige aufs Neue. So wie die Welt geboren wurde und alles Leben auf dieser Welt, so wird
heute dieses Kind geboren, das für die endliche Welt und für das ewige Alles steht, ganz aus dem Menschen geboren und ganz aus der Ewigkeit heraus entstanden. Der
Mensch Jesus war Geburt und Tod unterworfen, die göttliche Natur Christus aber
kommt aus der Ewigkeit und kehrt in die Ewigkeit zurück. Und wenn wir am Weihnachtsabend die Geburt
des Kindes feiern, dann verstehen wir, dass wir es selbst sind, die gemeint
sind, ganz von dieser Welt kommend, und
ganz aus der Ewigkeit geboren, und wir erinnern uns, woher wir kommen und wohin
wir gehen. An diesem Weihnachtsabend fällt die Welt von uns ab und wir erkennen
uns in dem Kind, dessen Geburt wir feiern, es sind wir selbst die das Licht der
Welt erblicken, ganz von dieser Welt und doch aus Ewigkeit bestehend, erleben
wir das Wunder des Lebens.
Donnerstag, 23. Dezember 2021
Keine Zeit haben
Gerade in den vorweihnachtlichen Tagen sind die Menschen um mich gehetzt, oder wie es heute heisst, durchgetaktet. Sie versuchen in kurzer Zeit alles zu erledigen, alle Freunde und Bekannte zu sehen, so als ob morgen diese Welt nicht mehr da wäre. Dabei sollte gerade Weihnachten eine Zeit sein, in der die Zeit von uns abfällt, wir nicht mehr unter Zwängen stehen, mit Ausnahme unserer engsten Familie keiner mehr von Wichtigkeit ist. Es ist die Zeit in der wir uns in unser Haus zurückziehen, nur noch unsere engste Familie sehen, eine Zeit, in der die Hektik des täglichen Alltags von uns abfällt und Frieden in uns einkehrt. Nichts ist mehr wichtig, nicht der Beruf, nicht die Freunde, nicht der Alltag und nicht die Geschenke. Zeit sollte keine Bedeutung mehr haben- wir sollten keine Zeit mehr haben. Ein ruhiges Gespräch vor dem Kamin mit den Menschen, die uns etwas bedeuten, unsere Kinder um uns haben, unsere Eltern, die wir vielleicht schon lange nicht gesehen haben, die aber so wichtig für unser ganzes Leben sind. Vor Allem sollten wir in diesen Tagen zu uns selbst finden, Ruhe in uns einkehren lassen, die Geburt des Kindes in uns selber feiern, uns daran erinnern, dass wir nur sind, weil sich das Licht und das Leben in uns manifestiert hat. Das sollte Weihnachten sein, Ruhe kennt keine Zeit, Weihnachten hat keine Zeit, weil in diesen Tagen die Welt zum Stillstand kommt , und das Leben in uns neu geboren wird. Deshalb liebe ich Weihnachten, weil die Zeit von mir abfällt und ich im Kreis meiner Lieben die Geburt des Lichts und des Lebens feiere.
Gespräche am Kamin
Abends am Kamin, wenn die Hektik des Tages abfällt von uns.
Wir sitzen mit unseren Freunden und Familie. Wir hören Gespräche, beteiligen
uns, wir sehen die Menschen, die wir so lange kennen. Wir fragen uns, was sehen
wir, was hören wir? Sehen wir wirklich
andere, oder sehen wir die anderen nur, weil wir selbst da sind, wenn wir nicht
anwesend wären, dann wären die anderen
ja für mich auch nicht anwesend? Es
scheint fast, dass die Anderen ein Teil von uns selbst wären, dass wir auch die
Anderen wären, die ohne uns nicht wären. - Und wir sagen Worte und hören Worte,
und jeder hört nur die Worte, die er hören kann, das was nicht ein Teil von ihm
ist, kann in ihn nicht eindringen. Das was wir vom anderen verstehen ist schon als
Teil in uns selbst vorhanden, sonst könnten wir es nicht verstehen. Das Bild,
das wir uns vom Anderen machen, ist ein Bild, das nur wir sehen. Jeder sieht
den Anderen anders, jeder sieht und hört
etwas anderes. Und so sitze ich vor dem Kamin und überlege, ob der Andere neben
mir nur dort ist, weil ich hier bin, der Andere ein Teil von mir ist, weil er ohne mich nicht
da wäre, wir vielleicht eine Person sind, vielleicht ein Spiegel von uns selbst? Die Ameise kann uns nicht sehen, weil wir nicht
ein Teil ihrer Welt sind, und auch die
Fliege nicht. Und ich selber kann nur das sehen, was ich selber bin. Das was
ich sehen und hören kann, bin ich selbst und wenn der andere spricht, dann kann
ich nur das hören, was in mir vorhanden ist. Und das was ich hier schreibe,
versteht nur, wer in sich das gleiche verspürt. Das was aussen getrennt
erscheint, ist eins, wenn ich es genau überlege. Das was um mich ist, bin ich
selbst, sonst könnte ich es nicht wahrnehmen. Wenn wir uns sehen und verstehen
können, dann wird das Du zum Ich. - Es ist schon etwas Besonderes, vor dem
Kamin zu sitzen und etwas über die Welt zu lernen.
Sonntag, 19. Dezember 2021
Weihnachten 2021
Weihnachten 2021 steht vor der Tür. Unser guter Stern hat uns nicht nur sicher durch
das Corona - Jahr geführt, und jetzt beginnt er hell zu leuchten und
sendet sein Licht in unsere Häuser, wenn Heiligabend anbricht. Die Kinder strahlen das Licht zurück, wenn sie
sich um den Weihnachtsbaum versammeln. Es
ist der Tag der Geschenke, und das grösste Geschenk ist die Wärme und
Liebe, die wir Weihnachten von unseren
Kindern und Lieben erfahren, geben und
zurückerhalten. Weihnachten feiern wir die Geburt, den Neubeginn des Lebens, die
Kinder voller Neugier auf das Leben das vor ihnen liegt, die Erwachsenen
lassen das Alte Jahr hinter sich, um Neues zu wagen und für die Älteren von uns,
ist Weihnachten die Zeit des Wandels, das früher Wichtige wird unwichtig, das Gewesene bleibt zurück und
weicht dem Neubeginn.
Jedes Weihnachten habe ich immer anders erlebt, jedes Mal
habe ich neue Bedeutungen gesehen. Der Stern, der mich durch mein Leben
begleitet hat, und der mich, und ich ihn, niemals aus den Augen verloren hat.
Der Stern war mein innerer Kompass, an dem ich mich orientiert habe. Der Stall
in dem neues Leben geboren wird, ist mein Herz, in dem das Licht des Lebens eintritt. Und die Geburt des Kindes, ist das Neue das immer wieder in mir
entsteht. Das Alte liegt hinter mir und der
Blick geht nicht zurück. Jedes
Weihnachten, wenn das Licht aufs Neue geboren wird, heisst es Neues wagen,
nicht am Alten festhalten, denn Leben heisst ewiger Wandel, nur wenn wir uns immer wieder neu erfinden,
bleiben wir lebendig. Das gilt für jeden Einzelnen von uns, das gilt für
Familien und für ganze Völker. Nur der
Wandel, oder Disruption, wie es heute
heisst, sichert unser Leben in dieser
Welt. Die Zeiten von Seuchen,
Klimaänderung und Völkerwanderungen weisen darauf hin, dass wir es versäumt
haben, uns ständig in Frage zu stellen, wir haben nicht genug Neues gewagt. Es ist nicht das Gelingen, das gefragt ist, es
ist das Wagen. Auf meinem Weg durch die
Welt habe ich vieles gewagt, manches ist gelungen, anderes nicht. Weihnachten erinnert mich daran, dass
Neubeginn nötig ist, mehr denn je, wenn wir auch künftige Weihnachten in
Frieden feiern möchten. Der Stern über uns und in uns wird uns den richtigen
Weg weisen. Frohe Weihnacht!
Sonntag, 12. Dezember 2021
Frieden finden
Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Wir ziehen uns in unsere
Häuser zurück. Und wenn das Leben sich dem Ende zuneigt, ziehen wir uns in uns
selbst zurück. - Wie gross war die Welt als ich ein Kind war. Sie schien
unermesslich zu sein. Und dann fing ich an die Welt zu vermessen. Ich lernte sprechen,
rechnen, sehen, erhielt einige Erklärungen zu den Dingen, die mich umgaben und
eine Weile schien es so, als ob die Welt aus dem bestünde, was ich erfassen
konnte. Aus lernen, denken, fühlen,
sehen versuchte ich die Welt zu begreifen. Da waren Dinge und Menschen, die sich um mich kümmerten, da war
der begrenzte Raum meiner Existenz. Und da
war dann noch eine Welt jenseits meiner Existenz, andere Menschen andere Dinge,
andere Welten. Ich nahm die Welt an, so wie sie sich mir zeigte und sie zeigte
sich mir in vielen Formen. Da waren Zeiten
von Krieg, Zerstörung, Wiederaufbau, - da waren Zeiten in anderen Ländern, in
denen ich mit meinen Eltern lebte, aber immer lebte ich in meiner kleinen Welt der Familie, mit Eltern
und Brüdern, und später dann in meiner eigenen kleinen Familie, mit meiner Frau und unseren
Kindern. - Ich lernte das Auf und Ab des
Lebens zu begreifen. Auf Phasen des Aufwärts folgten Phasen des Niedergangs und
ich begriff, dass beides notwendig für mein Leben war, dass es kein Aufwärts ohne
ein Niederwärts gibt, und beides seine
Berechtigung hat. Und dieses Gesetz der Phasen sah ich bald in Allem und ich
lernte, dass der Niedergang nicht gut und nicht schlecht ist, sondern
notwendig, damit es auch das Aufwärts gibt. Ich vertraute mich dem Fluss des
Lebens an. – Irgendwann im Leben fing ich an, andere
Dimensionen zu sehen. Ich entdeckte die Ewigkeit und die Unendlichkeit, die Stille und die Leere, und ich begriff, dass diese Welt und die
Endlichkeit der Dinge und die Endlichkeit jeder physischen Existenz, nur zu verstehen
sind, wenn es die Unendlichkeit und die Ewigkeit gibt. Und seitdem hat diese Welt und mein Leben in
dieser Welt eine andere Dimension
erhalten. Die Ewigkeit und die Unendlichkeit sind in mein Leben getreten. Ich
begreife den ungeheuren Raum um mich und
gleichzeitig den gleichen Raum in mir, als Teil meines Lebens, eine Unendlichkeit die meine physische Endlichkeit erfüllt und
auch alle Menschen um mich und diese ganze Welt und den gesamten Kosmos trägt, ich begriff
den unendlichen ewigen Raum als eigentliche Heimat aus der alles
entsteht und in die alles vergeht. Da ist noch die Welt mit ihren Lebewesen, die
Welt bestehend aus Energie und Dingen. Aber gleichzeitig sehe ich auch in allen
Dingen, in den kleinsten Energieteilchen das Wesentliche
das alle Dinge ausmacht, den Raum und die
Leere als deren wesentliche Eigenschaft. Und heute
begreife ich mich als einen Teil von diesem Raum und Leere, und begreife,
dass meine wirkliche Heimat dieser Raum und diese Leere sind, mit denen
ich auf ewig verbunden bin. - Meine
Sinne und mein Verstand können mir nur einen kleinen Ausschnitt aus der Realität
der Welt zeigen, die mich umgibt. Aber
es gibt eine Dimension in mir, jenseits meiner
Sinne, die mir die Gewaltigkeit des
Ewigen zeigt, die ewige Unendlichkeit, und
gleichzeitig zeigen mir meine Sinne die ungeheure Schönheit der Schöpfung dieser
Welt und des gesamten Kosmos. Es ist das Gleiche, das Gleiches erkennt, das Ewige in mir erkennt sich im Unendlichen, mein Geist erkennt sich in der Materie. Mein Blick auf die Welt und das Leben ist im
Alter ein anderer geworden. Er sieht das
Sichtbare und das Unsichtbare, die
physische Welt und die nichtphysische Leere,
die Zeitlichkeit und die Ewigkeit. Und heute begreife ich mich als ein
Teil von diesem Allem, ganz von dieser
Welt und ganz aus der Ewigkeit geboren und in die Ewigkeit zurückkehrend. - Das ist der Frieden
Gottes den wir finden, wenn wir die Grenzen der Welt durchschritten haben und
in die Räume des Ewigen blicken können – ein Frieden, der jenseits unserer Vernunft und unseres Begreifens liegt.
Sonntag, 5. Dezember 2021
Unsere rosige Zukunft
Wachstum wird von uns als etwas Positives gesehen,
Niedergang als etwas Negatives. Das ist einer der grossen Irrtümer unserer
Zeit. In der Nachkriegszeit haben wir eine lange Phase des Wachstums der Wirtschaft hinter uns. Und jetzt schauen wir
erschreckt auf die Welt und begreifen nicht, warum diese scheinbar positive
Entwicklung, die Menschheit fast an die Unbewohnbarkeit der Welt gebracht hat.
Anscheinend brauchen wir auch Phasen des Niedergangs, damit unsere Welt weiter
bewohnbar bleibt. Das gleiche gilt in der Medizin. Seuchen und Krankheiten wurden fast
ausgerottet, anscheinend auch eine positive Entwicklung, aber mit der Folge,
dass die Menschheit so zugenommen hat, dass die Welt allmählich überbevölkert
ist. Das was uns als Segen erscheint,
entpuppt sich als höchst problematisch. Was uns fehlt ist das rechte Augenmass
und das Masshalten. Wachstum muss durch Masshalten begrenzt werden, das gilt
gleichermassen für das Wachstum der Wirtschaft wie auch das Wachsen der Menschheit. Statt masszuhalten behandeln
wir die Symptome des Wachstums, den Klimawandel, die Migrationsströme, die
Seuchen. Wachstum ohne Niedergang gibt
es nicht. - Schon merken wir, wie die
Natur sich anfängt gegen das Wachstum zu wehren. Neue Seuchen treten auf, die
Pole schmelzen ab und ganze Länder werden unbewohnbar. Wir kämpfen gegen den Klimawandel, gegen die Seuchen, gegen die Migrationsströme.
Unser Widerstand gegen diese Entwicklungen
wird nichts bewirken. Widerstand ist negative Energie und bewirkt
genau das Gegenteil von dem was der Widerstand beseitigen soll. Es ist etwas ganz anderes gefragt: Wir brauchen eine neue innere Einstellung,
die uns zur Mässigung bringt, die nicht
die Ausbeutung der Welt als höchstes Ziel betrachtet. Mässigung beginnt bei jedem Einzelnen. Mässigung in allem was unser eigenes Leben betrifft, Verzicht auf Konsum, auf Egoismus, Rückkehr zu
den Gesetzen der Natur, einen neuen
Blick auf das Leben. - Und vor Allem müssen wir auch im Niedergang das Positive
sehen, nicht ewiges Wachstum, sondern auch der
Zyklus des Niedergangs ist erforderlich,
um die Welt und damit uns, die Menschheit, am Leben zu erhalten. So wie wir aus
einer Krankheit gestärkt herausgehen
können, so kann auch die Welt erneut erblühen, wenn wir die Krisen der Welt als
Krankheit begreifen, die wir überwinden können. Es geht darum, uns nicht dem
Niedergang entgegenzustemmen, sondern unseren kranken Zustand zu akzeptieren,
die Krankheit als Weg zur Gesundheit zu begreifen. - Das kann doch nie
gelingen, höre ich die Skeptiker sagen. -
Ich zumindest glaube daran, dass auch die Veränderungen der Welt zu
neuen Wegen führen werden. Wir werden uns diese Veränderungen nutzbar machen, die Verwandlung der Welt wird uns zu neuen Lebensweisen
führen - Veränderungen lassen sich nicht
rückgängig machen. Aber jede Veränderung birgt neue Möglichkeiten in sich und es gilt diese Möglichkeiten zu entdecken.
Nicht rückwärts schauen – sondern auf zu neuen Ufern - sollte unser Leitspruch sein.
Sonntag, 28. November 2021
Novembertage
Wenn sich die Nebel über den See legen, die letzten
Blätter noch nicht den Novemberstürmen zum Opfer gefallen sind, lockt
es uns nicht mehr ins Freie hinaus. Es ist die Zeit der trüben Gedanken – wer
unter Depressionen leidet ist jetzt besonders betroffen. Uns wird der Ablauf
des Jahres bewusst, der Verlust von Zeit
und Leben.
In der Natur beobachten wir, wie sich die Bäume in ihr Wurzelwerk zurückziehen,
um im nächsten Jahr wieder in das Leben zurückzukehren. Pflanzen, deren Lebenszeit abgeschlossen ist, setzen
sich über ihren Samen fort, es ist die Zeit des Wandels, der Erneuerung. Es ist nicht nur eine Zeit des Abschieds, es
ist die Zeit der Metamorphose. - Im menschlichen Leben entspricht der November
den 70er und 80er Jahren, wenn Frühling, Sommer und Herbst hinter uns liegen
und wir alle Äusserlichkeiten ablegen, alle Attribute eines erfolgreichen
Lebens. Es ist der Monat, in dem wir viel über unser Leben erfahren können.
Wenn die Nebel über dem See liegen und wir nicht mehr das jenseitige Ufer sehen
können, wird uns bewusst, dass sich nichts geändert hat. Noch immer liegt der
See da, in seiner unergründlichen Tiefe – die Oberfläche verhüllt sich und wir
ahnen die Geheimnisse der Tiefe. Es ist nicht umsonst, dass Menschen, die im Alter den Verlust von allen äusseren
Attributen erleben, sich in kognitive Krankheiten flüchten. Der November ist
der Monat, in dem der Mensch mit den Worten des Dichters zu sprechen in die
Einsamkeit fällt - wer jetzt allein ist,
wird es lange bleiben, wird wachen
lesen, lange Briefe schreiben und in den Alleen hin und her unruhig wandern,
wenn die Blätter treiben.- Der November
ist der Monat in dem wir lernen können zu sterben bevor wir sterben und zu erfahren, dass Tod
nur Wandel ist und nur das Leben verdeckt, das sich hinter den Nebelschwaden unseres Bewusstseins
versteckt. Ein wunderbarer Monat kann der November sein, wenn wir ihn zu nutzen
wissen, Gedanken von Abschied und Tod verwandeln sich in Verheissung und Leben
und Neubeginn.
Donnerstag, 18. November 2021
Wofür lebe ich?
Diese Frage wurde in einem Artikel gestellt, den ich
kürzlich las. Der Autor hat als Antwort gefunden: Für die Nachkommen. Er hat die Frage biologisch verstanden und die
Antwort – für die
Fortführung des Lebens in unseren Kindern -
ist sicher berechtigt. Viele
Antworten sind möglich, und die meisten Antworten berechtigt. Andere werden antworten: Für die Selbstverwirklichung - jede Antwort führt zu weiteren Fragen: Was ist dein Selbst, was ist die Wirklichkeit?
Und mit jeder Antwort gehen wir mehr in die Tiefe und weitere Fragen entstehen,
und wahrscheinlich gelangen wir niemals
bis auf den Grund der Erkenntnis. Unsere Fragen schweben im Raum und je mehr
Fragen wir stellen und Antworten finden, desto tiefer kommen wir den Wahrheiten
näher. Wichtig ist die Frage, - auch wenn keine befriedigende Antwort gefunden
wird. Wenn ich antworte für meine
Familie – und was ist wenn die Kinder ins Leben hinausgehen und meine Ehe
geschieden wird? Dann könnte ich
antworten – ich lebe für die Anderen. Bestimmt eine sinnvolle Antwort, wenn sich meine Liebe zum Leben
anderen zuwendet. - Auf die Frage: Wofür lebe ich? - werden
andere sagen, ich lebe für meinen Beruf, für meine Karriere - und dann fragt sich der Mensch, ist das nicht
nur ein Broterwerb und für was setze ich mein Leben wirklich ein? Wenn
Beruf und Karriere zu Macht und Ansehen gelangt, dann sagt der Mensch – Ich habe
es geschafft, ich trage das Verdienstkreuz, bin Präsident und besitze ein
dickes Bankkonto – und auch bei ihm kommt die Stunde des Abschieds von Ruhm, Ehre
und Vermögen und was bleibt ist eine
Inschrift auf einem Grabstein. - Was ist, wenn sich unsere Fragen nach dem Sinn unseres Lebens nach innen
richten, wenn wir anfangen unseren Geist und unsere Seele zu hinterfragen, wenn
wir den Weg der Selbsterkenntnis beschreiten?
Da wird die Tiefe der Fragen und Antworten immer gewaltiger und wir gelangen
an die Grenzen unseres Denkens. Bei
keinen Antworten, auf die wir stossen sind wir sicher, das wir den Kern der
Frage wirklich verstanden haben- Zu einer Erkenntnis gelangen wir immer, dass
die Welt um uns und das Leben in uns, auf
das tiefste miteinander verbunden sind,
keines kann ohne das andere sein.
Nur bedingt können wir das Christuswort verstehen: Die Welt verlieren – das Leben gewinnen. Wir können das Leben nur als Teil der Welt
begreifen, in der wir leben, Leben und Welt
sind eins, wir können nicht das Eine ohne das Andere haben. Wenn die Sinnsucher
sich von der Welt abwenden und
Erleuchtung und Erlösung jenseits
der Welt suchen, werden sie diese nicht finden. Erleuchtung können wir nur
finden, weil es die Welt gibt. Ohne die Welt
gäbe es auch keine Erlösung. Zur Ausgangsfrage zurück: Wofür lebe ich? Ich lebe ganz für die Welt, weil ich nur
durch die Welt das erfahren kann, was das Leben ist. Und ich lebe für die
Fragen die ich stelle, was ist die Welt und was ist das Leben das ich lebe? - Und ich lebe für die Antworten, die ich auf
meinem Weg finde, Antworten, die nie die volle Wahrheit erfassen können. - So
gehe ich durch die Welt, stelle meine Fragen, und bin auf der Suche nach Antworten: Dafür lebe ich.
Sonntag, 14. November 2021
Der Mangel an Energien
Das Hauptproblem unserer Zeit scheint der Mangel an Energie zu sein. Dabei sind wir umgeben von Energie. Die Sonne als grösster Energiespender produziert seit Millionen von Jahren Energie. Das gesamte Leben auf der Erde lebt von Sonnenenergie. Selbst die fossilen Brennstoffe sind gespeicherte Sonnenenergie. Die Lösung unseres Energieproblems könnte durch Sonnenenergie erfolgen. Die gleiche energetische Quelle wie bei der Sonne ist auch auf unserem Planeten vorhanden. In jedem Atom ist Energie. Bereits ist es dem Menschen gelungen diese Energie durch Spaltung freizusetzen. Und man denke auch an die unendliche Energie die sich unter der dünnen Erdkruste verbirgt, ein glühender Erdball, der uns für Millionen von Jahren mit Energie versorgen könnte. - Wir befinden uns in unserer Energieversorgung noch ganz am Anfang der Entwicklung, fast noch in der Zeit, wo wir die Energiegewinnung an den ersten Holzfeuern gelernt haben. Wohin wir blicken bieten sich unendliche Energiequellen an, wir müssen nur lernen sie zu nutzen. - Wir wissen noch nicht einmal wie die Energie unseres eigenen Körpers funktioniert. Durch Essen werden uns die Mediziner sagen, wir verbrennen die in der Nahrung gebundene Sonnenenergie. Wir wissen aber so gut wie nichts über unsere Lebensenergie, das was die Prozesse des Energieaustausches trägt, sie geschaffen hat. Wir nehmen jede Form von Energie als gottgegeben hin, sie ist einfach da. - Unendliche miteinander verflochtene Prozesse bestimmen das, was wir das Leben auf diesem Planeten nennen. Und Energie spielt in Allem eine Rolle. Und alles wird zusammengehalten von einer Intelligenz, die allem innewohnt, die wir aber nur in Ansätzen ahnen können. Wir haben begriffen, welche ungeheuren Energiereserven um uns sind. Es geht jetzt nur darum diese Energie nutzbar zu machen, ohne die Schöpfung zu zerstören. Der Weg dahin wird möglich sein, denn wir leiden nicht an einem Mangel an Energie, sondern uns steht ein Übermass zur Verfügung, wenn wir nur lernen die Energien sinnvoll zu nutzen.
Samstag, 13. November 2021
Ich definiere mich über meinen Verstand
Kürzlich las ich diesen Satz einer bekannten Buchkritikerin. Sicher ist der Verstand ein nützliches, um ein gutes Buch beurteilen zu können. Wirklich gute Literatur entsteht aber nicht aus dem Verstand und aus Worten, die nur die Werkzeuge des Dichters sind. Die grosse Literatur und Dichtung entstehen aus dem Schöpfungsprozess eines Menschen, der in Verbindung mit seinem höheren Selbst steht. Und wenn wir ein solches Werk in die Hände bekommen, sind wir fassungslos von der Schönheit der Worte und Bilder, dann ist es nicht das solide Handwerk, nicht die Verstandesleistung, die uns berührt, es ist der Geist des Dichters und das Leben, das in diese Dichtung geflossen ist. Es ist das gleiche Leben, das uns selbst erfüllt, und das seinen Widerhall in den Gedanken und Worten des Dichters findet. Nicht der Verstand ist es, der diese Worte gefügt hat, es ist die Seele und das höhere Sein des Dichters, die sich in Worten verewigen. Wirklich grosse Werke der Literatur berühren unser Innerstes, weil der Dichter die Fähigkeit hatte, mit dem Ewigen in sich selbst in Verbindung zu stehen. Die Seele des Dichters kann nicht über den Verstand erfasst werden, nur unsere eigene Seele kann sie begreifen. Der Satz, -Ich definiere mich über meinen Verstand, - macht daher nicht allein eine gute Buchkritikerin aus. Hinzukommen muss die Fähigkeit, sich mit der Seele des Dichters in Verbindung zu setzen, das Leben zu fühlen, das in Worte geflossen ist, mit dem Dichter im Gleichklang zu schwingen, den Dichter als Werkzeug zu begreifen, durch den das Ewig Gültige in die Welt einfliesst. Wenn ich in einem Buch oder Gedicht diesen Flow in mir spüren kann, dann habe ich es mit grosser Dichtung zu tun.
Sonntag, 7. November 2021
Eine Welt des Glaubens
Die Kirchen leeren sich, die letzten Gläubigen aus der Welt
der heiligen Bücher werden nur noch milde belächelt. Und doch leben wir in einer Welt der
Gläubigen. Wir glauben an das Aussen, das was uns unsere Sinne zeigen und
ignorieren unser Inneres, unseren Geist. Wir glauben wir seien aus Fleisch und Blut
geschaffen und ignorieren die Erkenntnisse der Wissenschaft , die uns als
Energiekörper aus Atomen und Molekülen unseren Körper erklärt. Wir glauben nur an unsere eigene
Sinneswahrnehmung ,wenn wir uns im Spiegel betrachten und uns als einzige Person wahrnehmen und
übersehen die Milliarden von Kleinlebewesen, die mit uns in Symbiose leben. Wir
glauben, die Welt wäre so, wie wir sie sehen und erleben und
vergessen, dass jedes andere Lebewesen
eine andere Wahrnehmung von Welt hat,
-denken wir nur an eine Ameise, eine Fliege oder einen Fisch deren Welt
ganz anders aussieht als unsere. - Alle glauben, dass ihre Wahrnehmung die
einzig richtige sei, wir vergessen, dass Wahrnehmung immer von dem abhängt, der
wahrnimmt. - Wir glauben an die
Wissenschaften, - immer das, was gerade gilt wird als höchste Erkenntnis
gepriesen – und doch wissen wir, dass
die Wissenschaft des Menschen nur Bruchteile der Schöpfung begreift, und das
Wissen von heute schon morgen überholt sein wird. - Wir glauben an ein Recht
des Menschen auf die freie Entfaltung
seiner Persönlichkeit, und sehen mit Entsetzen wohin uns das gebracht hat . Die freie Entfaltung des Menschen hat die
halbe Welt nahezu unbewohnbar gemacht. -
Die Menschheit glaubt, sich an dem
Reichtum der Natur bedienen zu können, mit den Folgen von verbrannter
Erde und unbewohnbaren Landschaften. - Das woran wir glauben scheint uns in die
falsche Richtung zu führen, denn unser
Glauben wird von unserem Denken beherrscht und unsere Gedanken haben uns
meistens in die Irre geführt. Wir müssen
tiefer als das Denken gehen, wir müssen auf unser eigentliches Wesen und Wissen zurückgreifen auf die übergeordnete
Intelligenz, deren Teil wir sind. Wir müssen mit den Augen des Schöpfers auf
sein Werk blicken, uns als Teil eines Schöpfungsprozesses begreifen. Erst wenn
wir unser eigentliches tiefes Wissen zum Einsatz bringen, werden wir die Welt
des Glaubens hinter uns lassen und das tun, was nötig ist, um die Schöpfung zu
erhalten. Das gelingt nur, wenn wir Glauben durch tiefes Wissen ersetzen, das
Wissen, das uns mit unserer übergeordneten Intelligenz verbindet, deren Teil
wir sind.
Sonntag, 31. Oktober 2021
Der Schöpfungsmythos
Seit je her hat sich die Menschheit für die Schöpfung interessiert und ihre Geschichten und Mythen erzählt. In der Bibel wird der Mensch von Gott aus Erde (Materie) geformt und das Leben wird durch den Atem Gottes eingehaucht. Auf der Zeitschiene hat dieser Vorgang natürlich Millionen von Jahren gebraucht, vom Einzeller zum Vielzeller, - aus der Sicht der Ewigkeit oder Gottes nur einen Augenblick. Der Atem Gottes ist die Lebenskraft, die Seele, im Indischen ATMAN, die die Materie zum Leben erweckt hat. Der Atem oder die Luft, aus damaliger Sicht das Unsichtbare, wurde mit Gott gleichgesetzt. Heute ist der Stand der Wissenschaft bei 100 Billionen Zellen angelangt aus denen jeder Mensch bestehen soll und jede Zelle soll wiederum 100 Billionen Atome haben. Unvorstellbare Grössenordnungen, und es ist denkbar das auch die Zusammensetzung der Atome weitere Mikrowelten zeigen könnte. In der Welt der Energie kommen wir an unsere denkbaren Grenzen – wie sieht es jenseits der Energie und Materie aus, nicht der Antimaterie, sondern in der Welt die sich unserem Denken nicht erschliesst, weil sie undenkbar ist, die wir Seele oder Himmel oder Leben nennen? Da hilft uns nur noch der Schöpfungsmythos weiter, das ATMAN, der Atem des Ewigen, der sich mit der Materie verbunden und der Materie Leben eingehaucht hat. Blicken wir auf die kleinsten Einheiten der Materie. Selbst die kleinste Einheit, das Atom besteht zu fast 100 % aus Raum, in dem Energiekörper kreisen. Es scheint der Raum zu sein, der eine Signatur enthält, die Energie bindet und sie zu dem macht was sie ist. So besteht jeder Körper fast zu 100 % aus Raum, aus Leere, die nur unsere Sinne als festen Körper wahrnehmen. Wo für den menschlichen Geist nur Leere ist, da ist in dem Raum die Signatur des Ewigen, die der Materie das Leben eingehaucht hat. So wie der Mensch dort einen festen Körper sieht, wo keiner ist, so erkennt seine Sinneswahrnehmung den eigenen leeren Raum nicht als das was er ist, als die göttliche Seele, als das Eigentliche, das jedes Lebewesen ist, die Signatur des Ewigen die uns zum Leben gerufen hat. Je tiefer die Wissenschaft in die Räume der Materie vordringt, umso deutlicher werden die für uns nicht sichtbaren Räume, umso deutlicher wird der Schöpfergeist, der diese Räume erfüllt und der auch jeden einzelnen von uns ausmacht. Der Schöpfungsmythos erwacht zu neuem Leben.
Freitag, 29. Oktober 2021
Der fliegende Holländer
Wir kennen alle die Legende vom fliegenden Holländer. Tote Seelen die ruhelos über die Meere segeln. Es ist ein Bild der Menschheit, das auch heute noch gilt. Die halbe Menschheit die ruhelos immer auf Reisen ist, immer auf der Suche nach neuen Orten, neuen Erlebnisses, selbst die Sterne sind nicht weit genug, um nicht in Raumschiffen die endlosen Weiten des Kosmos zu erkunden. Was ist es, was wir an anderen Orten zu erkunden suchen, was wir nicht an dem Ort finden können, wo wir uns im Augenblick aufhalten? Sind es unsere Seelen, die im rastlosen Suchen etwas zu finden hoffen, was sie noch nicht gefunden haben? Ist nicht die Welt an allen Orten ähnlich, die Probleme die Gleichen, auch wenn wir dort andere Kulturen und andere Völker antreffen? Können wir durch rastloses Reisen unsere Seelen wieder zum Leben erwecken? – Wir suchen etwas wo wir es nicht finden können, wir suchen das Leben an anderen Orten. Dieses eine wunderbare Leben, das uns geschenkt wurde und das wir nicht an anderen Orten finden können, das wir nur dort finden, wo wir gerade sind, in uns selbst. Solange wir unsere eigene Seele nicht gefunden haben, fühlt sie sich tot an, wird nicht beachtet und nur wenn wir anhalten könnte endlich die Reise beginnen, auf die unsere Seele unruhig wartet, die Reise zu uns selbst. Und nur auf dieser Reise können wir an das Ziel gelangen, das wir solange suchten und nirgendwo auf der Welt finden konnten. Erst wenn unser Lebensschiff vor Anker geht, wachen wir auf aus dem Traum, die Welt läge da draussen in anderen Ländern, anderen Kontinenten, im All. Da wo wir sind beginnen wir die Reise zu uns selbst. Für diese Reise brauchen wir Ruhe, Selbstbesinnung, Anhalten der Zeit. Denn wir reisen in die Räume unseres eigenen Lebens, in die Räume in der es keine Zeit gibt, in der ein Moment die Ewigkeit ist. Es sind die Räume der Seele, die wir zu wenig bemerkt haben, in die Räume, die unsere Sehnsucht solange vermisst haben, es sind die Räume in denen unser eigentliches Leben stattfindet. In uns selbst wird unsere Sehnsucht gestillt, die Sehnsucht, unserem Leben zu begegnen, das wir solange entbehrt haben. In diesem einen Moment, in dem wir innehalten und in uns selbst unsere Seelenreise beginnt, begegnen wir dem Menschen, der wir wirklich sind, auch wenn sich diese Begegnung nur auf diesen einen kleinen Moment beschränkt, der doch so voll, reich und unendlich zu sein scheint. Unsere Reise ist an ihr Ziel gelangt. Die Begegnung mit dem eigenen Leben macht aus toten Seelen lebendige ,die nicht mehr rastlos über die Meere segeln, sondern im eigenen Hafen angelegt haben.
Montag, 18. Oktober 2021
Welche Energien wir an unsere Kinder weitergeben
Wir vergessen oft, dass wir reine Energiekörper sind, Atome
und Moleküle und Millionen anderer Energiekörper, die in uns
kreisen und denen wir jeden Tag Energie in Form von Nahrung zuführen. Aber vor allem bestehen wir aus Lebensenergie,
von der ich hier sprechen möchte. Lebensenergie können wir nicht messen, wir
können sie aber fühlen. Wir wissen nicht
woher wir sie haben, vielleicht von unseren Eltern, weitergereicht von
Generationen, aber sicher auch aus anderen Quellen, letztlich aus dem
allumfassenden Leben. Es ist diese Energie, die unser Leben bestimmt und die
von unseren Eltern stark beeinflusst
wird. Kinder brauchen diese Energie, um
ihr Leben aufzubauen. Mädchen zehren an
der Lebensenergie der Mutter, Jungens an
der der Väter. Als Eltern fühlen wir, wie stark die Kinder unsere Energie
verbrauchen und viele Eltern sinken abends erschöpft ins Bett, so sehr haben Kinder
von ihrer Energie gezehrt. Vielen Eltern ist nicht klar, dass es nicht die
Körperkräfte, sondern die Lebenskräfte sind, die Kinder am meisten brauchen.
Wenn die Lebenskräfte bei den Eltern unterschiedlich ausgestaltet sind, wenden sich Kinder oft instinktiv
dem stärkeren Elternteil zu, sie brauchen für ihr Leben in den Jahren der Entwicklung
so viel Lebensenergie wie möglich. Wenn Kinder schwache Eltern haben, Eltern voller Ängste, Kranke oder Drogenabhängige, dann sind die
Entwicklungsmöglichkeiten der Lebenskräfte der Kinder stark eingeschränkt und oft
tragen Kinder das Schicksal ihrer Eltern weiter in die nächste Generation. Manche
Kinder wenden sich aber auch aus Herzensgüte dem schwächeren Elternteil zu und
tragen dann die Ängste und Lasten ihrer
Eltern mit, oft durch ihr ganzes Leben. Es ist daher so wichtig, dass wir die
eigenen Ängste nicht auf unsere Kinder übertragen. Kinder sind voller Mut und
voller Leben. Sie wollen die Welt erforschen, auch mit ihren Gefahren, und wir
sollten sie nicht mit unseren Ängsten behindern, ihnen höchstens die Gefahren
aufzeigen. Sie müssen lernen sich selbst
zu schützen. Wenn wir heute die überbehüteten Kinder sehen, die auf Schritt und
Tritt von ihren Eltern begleitet werden, dann wissen wir, dass daraus keine mutigen Menschen werden
können, denn wir haben sie Angst vor dem Leben gelehrt und nicht das was sie
brauchen: Lebensmut und Lebensfreude. Nur
dem Mutigen und Starken wird sich das Leben in seiner ganzen Fülle zeigen, der Ängstliche
wird diese Fülle nicht erleben.
Donnerstag, 14. Oktober 2021
Vergebung
Beim Studium des Rechts habe ich mich mehr mit Schuld und Sühne beschäftigt, als mit Vergebung. Im Recht sein heisst die Rechtsordnung einzuhalten. Die Rechtsordnung soll die Werte der Gemeinschaft schützen. Die Verletzung dieser Werte führt zu Sanktionen. Die Sanktionen sollen die Waage der Gerechtigkeit wieder in das Gleichgewicht bringen. - All das hat nichts mit Vergebung zu tun. Das Zusammenleben von Menschen ist nicht nur durch Gesetze geregelt, sondern durch eine Vielzahl von Werten, von Sitten, von Gefühlen, von Ethik, alles was unserem Leben einen inneren Wert verleiht, und was von keinem Gesetzgeber geregelt werden kann. Die Verletzung der Werte des menschlichen Miteinanders kann viel schwerwiegendere Folgen haben, als die Verletzung der staatlichen Normen. Wie gehen wir damit um, wenn ein Vater seine Familie verlässt, eine Mutter ihre Kinder, wenn wir Menschen in Not unsere Hilfe verweigern, wenn das Vertrauen eines anderen Menschen verletzt, Liebe missbraucht wird? Meldet sich wirklich immer unser Gewissen und versuchen wir unsere Verletzung wieder gutzumachen? Oder suchen wir nach einer Rechtfertigung, wo keine möglich ist, legen uns eine Geschichte zurecht, die schwer auf unseren Schultern lastet und unser Leben begleitet? Und wie ist es bei dem verletzten Menschen, kann er mit seiner Verletzung leben oder wird er von Hass und Groll zerfressen und gibt er dem Verletzer die Schuld, wenn sein Leben aus der Bahn gerät? – Es gibt nur den einen Weg aus der Verletzung heraus, wenn der Verletzte vergibt. Das ist ein innerer Vorgang, ganz unabhängig vom Verletzer. Vergeben ist ein göttlicher Akt, ich werfe die Last meiner Verletzung ab, unabhängig davon, ob der Verletzer seine Schuld einsieht und Wiedergutmachung sucht. Schon das Wort VERGEBEN sagt um was es sich handelt, ich gebe etwas ohne Gegenleistung. Durch Vergebung mache ich mich frei von allen Verletzungen. - Verzeihung ist ein weniger gegenüber Vergebung, Verzeihung setzt Einsicht des Verletzers voraus, vielleicht auch Wiedergutmachung, zumindest Schuldeingeständnis. Das ist oft ein schwerer Weg, denn die Last der Verletzung, die der Verletzer auf seinen Schultern oft ein ganzes Leben lang trägt, wiegt schwer. Aber genauso schwer wiegt die Last des Verletzten. - Wenn wir dagegen vergeben, dann vergibt das Göttliche in uns. Wir rechnen nicht auf, wir verlangen keine Wiedergutmachung. Wir vergeben, da wo Verzeihung kaum möglich erscheint, Völker vergeben das was sie sich gegenseitig angetan haben, auch wenn die Betroffenen schon nicht mehr leben. Wir vergeben in unseren Familien, das was wir falsch gemacht haben. Wir vergeben uns, wenn wir unser Leben und unsere Gaben nicht genutzt haben. Vergebung braucht keinen Gegenüber. Mit Vergebung fällt eine Last von unserer Seele, an der sie schwer getragen hat und wir befreien auch den Verletzer von seiner Schuld und machen es ihm möglich um Verzeihung zu bitten. Wenn wir vergeben stellen wir die göttliche Ordnung wieder her, in der Aufrechnung unbekannt ist.